Rhein-Pfalz Kreis Jugendliche packen an

Voraussichtlich ab Anfang nächsten Jahres ist es möglich, sich auf dem Beindersheimer Friedhof auch unter einem Baum, in einem sogenannten Ruheforst beerdigen zu lassen. Am Samstag wurden in dem zuvor parkähnlich angelegten Bereich des Friedhofes Bäume und Büsche gesetzt. Nach der Sommerpause will der Gemeinderat eine Satzung und die genauen Regularien für diese neue Form der Bestattung ausarbeiten, sagte Ortsbürgermeister Thomas Wey (CDU).

„Wir haben schon viele Anfragen bezüglich dieser Bestattungsart. Die Nachfrage ist da“, betonte Beigeordnete Gertrud Schütz (FWG). Die ältere Generation mache sich Gedanken, wer denn einmal das Grab pflegen soll, wenn es keine Angehörigen gibt, oder diese nicht mehr in der Nähe wohnen. „Urnengräber und Rasen-Urnengräber gibt es bereits. Eine Urnenwand gefällt uns nicht“, sagte Wey. Mit dem Ruheforst gebe es dann eine weitere Variante der Bestattungsmöglichkeiten. Unter den Bäumen dürfen nur schnell verrottende Urnen eingesetzt werden. Vor eineinhalb Jahren kam die Idee auf, das 8500 Quadratmeter große Areal des Friedhofes, bisher parkähnlich angelegt, als Ruheforst zu gestalten. Das Straßenkreuz, das einst dicht an der Kreisstraße 5 Richtung Großniedesheim stand, fand unter Mitwirkung der katholischen Kirche bereits einen neuen Platz im künftigen Ruheforst. Die Wege sollen nach der Pflanzaktion von den Gemeindearbeitern neu angelegt werden. Die Neuanlage der Rasenfläche übernimmt laut Wey eine Fachfirma. Bänke sollen aufgestellt, Blumeninseln angelegt werden. Wey und Schütz glauben, dass dieser Bereich des Friedhofes nicht nur Ruhestätte, sondern ebenso ein Ort der Begegnung in Beindersheim werden kann. Bisher hat die Gemeinde rund 36.000 Euro investiert. Die Aufforstung des Ruheforstes war am Samstag ein generationenübergreifendes Projekt. Die 50 schon stattlichen Bäume, unter denen bald beerdigt werden soll, sowie die rund 640 Hainbuchen, die insbesondere zur Einfriedung des Areals dienen, wurden unter tatkräftiger Mithilfe von Mitgliedern der Jugendfeuerwehr und des Pfadfinder-Stammes Wangari Maathai und deren Jugendleiter gepflanzt. Gemeindearbeiter Thomas Eck, ausgebildeter Landschaftsgärtner, der die Planung übernommen hat, war damit beschäftigt, die Bäume mit einem Traktor an ihren Bestimmungsort zu bringen. Nicht nur für die Pfadfinder war der Arbeitseinsatz eine Herzenssache, doch gerade für sie war es eine passende Aktion, um zu helfen. Jan-Leon Degner, Stevan Neumann und Ina Heugel hatten Spaß bei der Arbeit in der Gemeinschaft, auch wenn sie Kraft kostet. „Wir haben ja nur noch 200 Hainbuchensträucher vor uns“, sagte Neumann lachend. Lennard Magnus Haspel meinte, er sei im Vorfeld nur von eins, zwei Bäumchen ausgegangen, die zu pflanzen seien. Der Zwölfjährige sagte, er habe nur mitgemacht, weil er wusste, dass noch keiner in der Erde liegt. „Es ist eine super Sache, deshalb sind wir dabei“, sagte Rainer Rauscher, der die Pfadfinder an diesem Samstag führt. Die zehn Mitglieder der Jugendfeuerwehr hat Thomas Eck für die Pflanzaktion motiviert. Schließlich ist Eck Jugendleiter der Wehr, da waren die Kommunikationswege kurz. Manuel Schlachter, Phillipp Achen und Dominik Defundis, stellvertretender Jugendleiter der Wehr, zerrten einen rund vier Meter großen Baum mit seinem schweren Wurzelballen ins Pflanzloch: Die Muskeln wachsen. Für die Kleinen der Jugendfeuerwehr – wie den zehnjährigen Kevin Markus Ebrecht –, ist so ein sozialer Einsatz sogar Pflicht auf dem Weg zur Auszeichnung mit der Plakette Jugendflamme. Deshalb waren die Großen der Jugendwehr gerne mit von der Partie. Eck ging mit gemischten Gefühlen zu Werke. Denn er war es, der vor Jahren diesen Bereich mit einem parkähnlichen Charakter gestaltete. Diese Bäume zu fällen und durch die neuen Apfel-, Hartriegel-, Linden- und Eschenbäume sowie Magnolien zu ersetzen, alles Tiefwurzler, sah er mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Doch er freute sich ebenso über die Aktion: „So ist eine viel intensivere Bindung von der Jugend zu diesem Bereich geschaffen“, zählte er einen positiven Aspekt der Gemeinschaftsaktion auf. Auf die Beindersheimer Jugend sei eben Verlass, freuen sich Wey und Schütz. Rauscher meint, dass man so ja auch etwas zurückgeben könne, schließlich unterstütze die Gemeinde auch die Jugendarbeit. (nt)

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