Rhein-Pfalz Kreis „In der Pfalz ist die Ernte noch Handarbeit“

Herr Trauth, Hollandaise oder braune Butter?

(lacht) Hollandaise! Sie essen also gerne Spargel? Selbstverständlich esse ich Spargel gerne. Sogar sehr gerne! Ich fange damit an, sobald es Pfälzer Spargel gibt, dann gleich ein- bis zweimal in der Woche. Spargel soll ja auch sehr gesund sein. Vor allem für die Nieren. Am Ende der Saison habe ich dann genug Stangen verspeist, dass ich über den Winter komme. (lacht) Aber dann freue ich mich schon wieder auf die nächste Saison. Für den Pfalzmarkt ist Spargel auch wichtig – heute endet mit dem Johannistag offiziell die Saison. Sind Sie zufrieden? Was heißt zufrieden? Die Ernte begann zirka zwei Wochen früher als 2013. So hatten wir aber zu Ostern genügend Menge, um den großen Ansturm auf Spargel decken zu können. Optimale Temperaturen und genügend Feuchtigkeit – zu nass mag es der Spargel nämlich nicht – sorgten zudem für beste Qualität. Das klingt doch super. Aber so wie Sie angefangen haben, ahne ich, da folgt noch ein „Aber“ ... Ja, das Problem war, dass zu dem Zeitpunkt, als der deutsche Spargel auf den Markt kam, die Läden noch voll waren mit Ware aus Peru und Griechenland. Und: Mit dem Pfälzer Spargel wurden auch die Stangen in anderen Anbaugebieten Deutschlands reif. Das Angebot war groß und damit sinkt bekanntlich der Preis. Durch den milden Winter und das gute Frühjahr haben wir unseren Pfälzer Wettbewerbsvorteil verloren: früher dran zu sein als andere. 2013 war auch schon schwierig: erst zu kalt, dann zu nass und schlussendlich fast zu heiß – können Landwirte und Vorstandssprecher von Gemüsemärkten nie so ganz zufrieden sein, gerade weil die Wetterextreme immer größer werden? Ja, die Wetterextreme machen uns Probleme. Schauen Sie mal, wir hatten eigentlich gar keinen Winter. Mitte Mai gingen die Temperaturen dann plötzlich wieder auf null zurück, obwohl sie einen Monat vorher schon weiter waren als sonst. Und nach sehr warmen Nächten haben wir jetzt nachts wieder acht Grad ... Die Landwirtschaft wird sich auf diese Extreme einstellen müssen, das ist sicher. Noch klappt es ja. Der Pfalzmarkt macht inzwischen über 100 Millionen Euro Warenumsatz im Jahr – welchen Anteil hat der Spargelverkauf daran? So vier, fünf Prozent ... Das klingt für ein Königsgemüse irgendwie mickrig. (lacht) Aber wenn man mal ausrechnet, wie viel es ist, ist es doch gar nicht so schlecht. Auch wieder wahr. So, wir hatten es jetzt von 2013, von 2014 – und wie wird das Jahr 2015? Stichwort: Mindestlohn. Darüber wird derzeit ja viel diskutiert. Wie wird sich der auf das Spargelgeschäft auswirken? Wird das Königsgemüse unbezahlbar? Das wird es nicht. Aber die Produktionskosten werden sich mit Einführung des Mindestlohns verteuern. Also können sich die Verbraucher schon mal darauf einstellen, dass sie für Spargel mehr bezahlen müssen. Die Gewinnspanne für die Landwirte kann ja nicht noch weiter heruntergehen. Zumal Spargel ein durchaus arbeitsintensives Gemüse ist – er muss gestochen, gewaschen, sortiert und verpackt werden. Hier in der Pfalz ist die Ernte noch Handarbeit. Das ist schonender fürs Gemüse und es wird genauer gearbeitet als mit Maschinen. Kurzum, Sie haben es eben ja selbst gesagt: Spargel ist ein Königsgemüse. Die Leute müssen bereit sein, dafür zu bezahlen. Sie sagen, die Spargelernte ist arbeitsintensiv. Haben Sie schon gestochen? Ja. Aber ernähren könnte ich mich davon nicht. Wenn Spargelstechen so anstrengend ist und außerdem Übung verlangt, dann sind 8,50 Euro Mindestlohn doch nicht zu viel ... Man darf nicht den Fehler machen, den Mindestlohn von 8,50 Euro für einen Saisonarbeiter mit einem deutschen Arbeiter zu vergleichen. Der Deutsche muss davon Miete, Strom, Wasser und sonstige Nebenkosten bezahlen, der Erntehelfer bekommt alles gestellt. Bei vielen Betrieben ist sogar Verpflegung mit dabei. So kann ein Erntehelfer hier in zwei Monaten soviel verdienen, dass er damit beispielsweise in Rumänien ein ganzes Jahr leben kann. Wie sieht es in anderen Sparten aus, wenn Erntehelfern mehr bezahlt werden muss? Ich denke da zum Beispiel an die Sparte Salate. Da legen Landwirte ja heute schon manchmal drauf, weil die Produktion eines Kopfsalats schon mehr kostet, als sie dafür bekommen. Ja, das passiert schon mal bei Überproduktion. Es ist aber nicht die Regel. Trotzdem: Menschen sollte bewusst sein, dass Gemüse etwas kostet – dass es etwas wert ist. Und dass es von Vorteil ist, Spargel oder Salat aus der Region zu bekommen. Frisch! Es gab doch jetzt schon Stimmen, die geschrien haben: „Dann lassen wir das Gemüse eben aus dem Ausland kommen.“ Das ist doch verrückt! Erklären Sie mal, warum? Nehmen Sie den Spargel aus Peru. Der ist von vorneherein drei Wochen auf einem Schiff, bevor er in den Laden kommt. Oder Salat aus Polen – dort gibt es überhaupt nicht so ein Qualitätsmanagement wie bei uns. Wir veranlassen über 3500 Proben im Jahr. Geprüft wird vor der Ernte, während der Ernte, nach der Ernte. Es gibt eine Kühlkettenverfolgung ... Und auf welches Qualitätsgemüse freuen Sie sich als nächstes? Hmm, gute Frage. Ich esse ja jedes Gemüse gerne, das wir hier vermarkten. Jetzt kommt beispielsweise die Buschbohnenzeit. Die schmecken knackfrisch, auch im Sommer. Mit Rinderbraten ... Oder Stangensellerie mit Dipp – beides esse ich für mein Leben gern.

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