Rhein-Pfalz Kreis „Größtes Ökoprojekt der Stadt“

Es gehört nicht allzu viel Fantasie dazu, sich die ehemalige Kaserne als Grünfläche vorzustellen. Das Gras auf dem Gelände steht hoch, Brombeerranken tasten sich an den Wegen entlang; Büsche, Bäume und Sträucher erobern das Gelände im Namen der Natur zurück und überwuchern längst weite Teile des ehemaligen zentralen Logistikstandorts der US-Garnison. Vogelschwärme werden von den langsam dahingleitenden Bussen aufgescheucht, die Landschaftsplaner und Verwaltungsmitarbeiter über das Gelände kutschieren. Verwilderte Katzen haben hier ein kleines Paradies für sich entdeckt. Larry Scavone überblickt die Szenerie versonnen: „Es ist noch nicht einmal zwei Jahre her, da waren diese Flächen alle gepflegt.“ Das ehemalige Mitglied des Baudezernats der US-Streitkräfte am Standort Mannheim ist der fachkundige Reiseleiter über das knapp 81 Hektar große Gelände der Spinelli-Barracks in Feudenheim. Geduldig und fachkundig gibt er Auskunft über die 22 Lagerhäuser, über Wellblechhallen, die als Garagen dienten, und die noch von der Wehrmacht errichteten Wohngebäude. „Hier wird nicht nur deutlich, welche enormen Möglichkeiten wir mit diesem Gelände haben, sondern auch, dass eine enorme Neuordnung mit einer großen Anstrengung nötig ist“, sagt Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) nach der knapp einstündigen Rundfahrt kreuz und quer durch ein Gebiet, das fast so groß ist wie die Mannheimer Innenstadt. „Es ist das größte ökologische Projekt der Stadt, denn der Großteil des Spinelli-Areals soll im Rahmen der Konversion entsiegelt werden.“ Von einer „Frischluftschneise“ spricht Umweltbürgermeisterin Felicitas Kubala (Grüne) angesichts des steten Luftzugs, der über das Gelände in Richtung Innenstadt weht. „Eine Blickachse von der Kalmit in den Odenwald, die die gesamte Metropolregion enger zusammenwachsen lässt“, erkennt Bürgermeister Christian Specht (CDU). Tatsächlich erreicht der Blick aus dem offenen Gelände beide Bergzüge des Oberrheingrabens wie sonst nur von Brücken oder hohen Gebäuden aus. „Eine einmalige Lage“, findet der Oberbürgermeister. Er hofft, dass noch mehr Bürger und gerade die Kritiker der Bundesgartenschau dieses Potenzial erkennen. „Denn unser Blick geht über die sechs Monate der Buga hinaus.“ Felicitas Kubala will das mit einem Blick nach innen ändern: „Vielleicht können wir den Sichtschutz rund um das Gelände entfernen.“ Zu verbergen gebe es schließlich nichts mehr. Und auch mit unliebsamen Überraschungen sei mit Blick auf die dokumentierte Historie des Geländes nicht zu rechnen, sagt der Oberbürgermeister. Als Geländeeigentümer erstellt die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gerade den vorgeschriebenen Altlastenbericht. 150 Planungsbüros hatten sich europaweit für die Wettbewerbsunterlagen interessiert, 34 davon stellen am Wochenende Fragen zur Auslobung. Vorsichtige Fragen. „Abklopfen, was der künftige Bauherr will – ohne den Kollegen Fingerzeige zu geben“, umschreibt Landschaftsarchitekt Axel Lohrer das Frage-Antwort-Spiel. Nun haben die Büros Zeit, ihre Pläne auszuarbeiten, ehe das Preisgericht aus den eingereichten Vorschlägen „acht bis zehn“ auswählen wird, die, nach Offenlegung und öffentlicher Diskussion, mit einer weitergehenden Planung beauftragt werden. Der Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschaugesellschaft Jochen Sandner staunt: Vom Niveau und der Atmosphäre ist es schon sehr gut, was hier in Mannheim geleistet wird. Das sorgt sicher auch für eine hohe Qualität im Ergebnis.“ Oberbürgermeister Peter Kurz schließt sich dem nach der Rundfahrt an: „Ich bin froh, dass es uns gelingt, so viel kreatives Potenzial zu gewinnen, und bin gespannt auf die Ergebnisse.“

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