Rhein-Pfalz Kreis Gesundes Essen als Grundrecht

Tabitha Elkins greift im Straßenwahlkampf auch mal zur Gitarre. Sie besitzt die deutsche und amerikanische Staatsbürgerschaft.
Tabitha Elkins greift im Straßenwahlkampf auch mal zur Gitarre. Sie besitzt die deutsche und amerikanische Staatsbürgerschaft.

«WORMS/ALzey.» Internationale Krisen, Katastrophen, Terror, Flüchtlingswelle – die aktuellen politischen Entwicklungen treiben Tabitha Elkins um. Besonders schockiert sei sie über den aufkeimenden Nationalismus im Land, sagt die Musikerin und Pädagogin, die sich als Bürgerkandidatin im Wahlkreis Worms-Alzey um das Direktmandat für den Bundestag bewirbt. Elkins ist überzeugt, auch als Fraktionslose etwas bewegen zu können.

„Ich muss mich engagieren, das bin ich meinem Gewissen schuldig. Und man ist ja nicht ohne Stimme“, sagt Tabitha Elkins. Diese könne man einsetzen, um andere zu überzeugen. Ein direkt gewählter freier Volksvertreter könnte ein Mittler zwischen anderen Parteien und Fraktionen sein, meint die 50-Jährige, die im rheinhessischen Alsheim eine private Musikschule betreibt. Ziel der 2016 ins Leben gerufenen Initiative „Bürgerkandidaten“ sei es, unabhängige Bewerber in den Bundestag zu bringen, die nur ihren Wählern und keiner Parteilinie verpflichtet seien, erklärt Elkins. 21 solcher Bürgerkandidaten treten deutschlandweit an. Für alle 299 Wahlkreise einen Kandidaten aufzustellen, ist der Initiative nicht gelungen, ist im Internet auf der Seite buergerkandidaten.de zu lesen. Politisch will Elkins nach eigener Aussage nicht nur Probleme aufzeigen, sondern auch Lösungen anbieten. Als ein Hauptziel nennt sie Transparenz. Großkonzerne dürften die Demokratie nicht durch Lobbyisten und geheime Freihandelsabkommen untergraben, findet Elkins, die sowohl die deutsche als auch US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt. Geboren und aufgewachsen ist sie in Trenton im US-Bundesstaat New Jersey in einer musikbegeisterten Familie. Ihr Vater war Sanitäter bei der US-Army in Deutschland. Die Mutter stammt aus Mannheim. Ihr Musikstudium habe sie sich hart erarbeitet, zeitweise habe sie am Rande des Existenzminimums gestanden, erzählt Elkins. Um sich die erste Gitarre zu kaufen, habe sie die Kirche geputzt. 14 Jahre lang habe sie sich in New York unter anderem als Musikerin, Verkäuferin, Fahrradkurier und Webmaster durchgeschlagen. „Von der politischen Entwicklung der USA nach dem 11. September 2001 hatte ich die Schnauze voll“, sagt Elkins. Ihr Heimatland nennt sie eine „von Milliardären regierte Scheindemokratie“. 2003 siedelte Tabitha Elkins nach Deutschland über und arbeitete in Worms als Englisch- und Musiklehrerin. Seit 2013 betreibt sie ihre eigene Musikschule in Alsheim. Dort hat sie auch ein Musik- und Tonstudio, in dem sie aktuell an den Songs für ihre nächste CD arbeitet. Ihr jüngstes Album „Upside Down World“ ist 2016 bei Mind Guard Records erschienen. Als Pädagogin will sich Elkins für Schulreformen engagieren. Mehr Kindertagesstätten seien nötig sowie Sprachförderung für Kinder und Weiterbildungsmöglichkeiten für Erwachsene. Elkins wendet sich gegen Waffenexporte in Krisengebiete. Fluchtursachen müssten bekämpft werden, nötig sei eine Einwanderungspolitik mit „Herz und Hirn“. Sie will sich auch für erneuerbare Energien einsetzen, für Klima- und Umweltschutz. „Wir müssen mehr tun für die Erhaltung der Artenvielfalt, für sauberes Trinkwasser und saubere Luft.“ Gesundes Essen sei ein menschliches Grundrecht, betont Elkins. Als Kleinunternehmerin trete sie auch für Steuerentlastungen und eine gleichwertige Rentenversicherung für Freiberufler ein. Die Rechte der Arbeitnehmer müssten gestärkt werden. Ende März gründete sich das Bürgerkomitee in Worms, für das die 50-Jährige als Bundestagskandidatin antritt. Sie sei keine Einzelkämpferin, berichtet Elkins. Ihr Team: drei bis fünf Personen, die sich stark engagierten und zehn weitere Unterstützer. Elkins’ Wahlkampf besteht aus Benefizkonzerten, Kneipenbesuchen, Informationsveranstaltungen und dem Ansprechen möglicher Wähler auf der Straße. Auch an zwei Podiumsdiskussionen mit ihren Mitbewerbern habe sie teilgenommen. Nach anfänglichem Zögern habe sie „sehr viel Applaus bekommen“, erzählt Elkins. Auch das Misstrauen aus der Zeit, als sie die 200 Unterstützerunterschriften sammelte, sei weg. „Die Leute sind sehr freundlich und neugierig.“ Am Sonntag will sie zur Wahl gehen und abends Freunde einladen, „um gemütlich im Fernsehen zu schauen, wie es ausgeht“. Auch nach der Bundestagswahl werde das Bürgerkomitee Bestand haben, ist Elkins überzeugt. Sie schließe es aber nicht vollkommen aus, sich dann vielleicht doch in einer Partei zu engagieren. „Ich werde weiter für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit kämpfen.“

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