Rhein-Pfalz Kreis Fenstergeschäft mit Kräuterdrogen
Spice, eine Mischung aus Kräutern und synthetischen Cannabinoiden, war vermutlich der Grund für eine Auseinandersetzung in Bobenheim-Roxheim am Abend des 22. Juni 2015. Ein 22-Jähriger aus Flörsheim-Dalsheim muss sich seit gestern wegen versuchter räuberischer Erpressung und gefährlicher Körperverletzung vor dem Schöffengericht des Amtsgerichts Frankenthal verantworten.
Laut der Anklage von Staatsanwältin Cornelia Unholtz ist der 22-Jährige aus der Verbandsgemeinde Wonnegau am 22. Juni gegen 21 Uhr durch ein offenes Fenster in das Haus in der Bahnhofsgegend von Bobenheim geklettert. Dort habe er den schlafenden Bewohner mit einem Messer und einer Luftpistole bedroht und Geld oder Spice verlangt. Die Männer hätten miteinander gerangelt, dabei habe der Bobenheim-Roxheimer eine Schnittwunde an der Hand abbekommen, so die Staatsanwältin. Der Angeklagte sei ohne Beute weggegangen. „Mein Mandant hat eine Riesen-Erinnerungslücke“, sagte Rechtsanwalt Mathias Machmer zu der Anklage. Der junge Mann sei an dem Tag in Worms gewesen, habe ziemlich viel Alkohol getrunken und in den falschen Zug gestiegen. In dem seien Bekannte von ihm gewesen. „Ich würde es Ihnen wirklich gern sagen, aber ich weiß nichts mehr“, versicherte der 22-Jährige mehrfach. Da sein Mandant keine Erinnerung an den Abend habe, könne er nicht ausschließen, dass die Anklage zutrifft, so Machmer. Auf Fragen des Vorsitzenden Richters Thomas Henn und der Staatsanwältin sagte der Angeklagte, er habe bei dem Mann, der überfallen wurde, manchmal Spice gekauft. Dazu sei er allerdings nie in der Wohnung gewesen. Wer Spice kaufen wollte, habe an das Fenster geklopft und das Geschäft sei dann am Fenster abgewickelt worden. Henn las Aussagen von mehreren Personen bei der Polizei vor. Sie hatten berichtet, es sei allgemein bekannt gewesen, dass man bei dem Bobenheim-Roxheimer am Fenster seines Zimmers Spice kaufen konnte. Der Angeklagte sagte, er könne sich nur noch an eine Polizeikontrolle im Verlauf des weiteren Abends in Worms erinnern. Wie aus den Akten hervorgeht, war der 22-Jährige von Bobenheim-Roxheim aus mit seinen Bekannten mit dem Zug nach Worms zurückgefahren. „Die waren ziemlich aggressiv und prollig drauf“, berichteten gestern zwei junge Frauen, die in dem Zug waren. Einer habe sich gebrüstet, dass er am Bahnhof jemanden „fertig gemacht“ und vielleicht umgebracht habe. Die Frauen alarmierten die Bundespolizei, und die informierte die Polizei in Worms. Wie aus deren Bericht hervorgeht, wurden sechs stark alkoholisierte Männer kontrolliert, die „offensichtlich unter Drogen gestanden“ haben. Alkohol- oder Drogentests machten die Polizeibeamten jedoch nicht. Der Angeklagte hatte Blut an seiner Kleidung und an den Händen, ein weiterer junger Mann hatte Blutspuren an seinem T-Shirt. Der Bobenheim-Roxheimer, der gestern als Zeuge berichten sollte, was am 22. Juni geschehen war, kam nicht. Die Polizei fand ihn nicht zu Hause. Zwei weitere Zeugen, die mit dem Angeklagten in Worms kontrolliert worden waren, kamen ebenfalls nicht. Der Prozess soll am 15. März, 13.30 Uhr, fortgesetzt werden. (ann)