Rhein-Pfalz Kreis Erhalt der jüdischen Stätten

Als Schum wird der Verbund bezeichnet, den die drei jüdischen Gemeinden Speyer, Worms und Mainz im Mittelalter bildeten. Wie berichtet, wollen die drei Kommunen die baulichen Zeugnisse dieser Zeit in einer gemeinsamen Initiative als Unesco-Weltkulturerbe anerkennen lassen. Im September soll der Antrag vom Welterbezentrum auf Vollständigkeit geprüft werden.

Komplett vorliegen muss der Antrag bis 1. Februar nächsten Jahres. Darüber informierten alle beteiligten Partner gestern bei einem Pressegespräch im Wormser Rathaus. Eine Entscheidung erwarten sie für Sommer 2021. Wie der Wormser Oberbürgermeister Michael Kissel (SPD) erklärte, bestehen die Bewerbungsunterlagen aus dem Nominierungsdossier, das die Bestandteile der Schum-Stätten und ihre Bedeutung als Kulturbauten aufführt, sowie einem Managementplan. Dieser erläutere, wie die Stätten geschützt und erhalten werden sollen. Diese Unterlagen und die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Kommunen sollen nun in den politischen Gremien der drei Städte diskutiert werden. Dabei geht es unter anderem um die Sicherstellung der Finanzierung, um den Erhalt der Kulturstätten zu gewährleisten, und auch darum, Bebauungspläne aufzulegen, damit es in ihrem Umfeld nicht zu „schädlichen städtebaulichen Entwicklungen“ kommt. Im Managementplan geht es laut Susanne Urban, Geschäftsführerin des Schum-Vereins, auch darum, weiterhin Forschung zuzulassen und Konflikte durch die touristische Erschließung zu vermeiden. „Sanfter Tourismus“ soll weiter möglich sein. Die Bedeutung des Plans betonte Stefanie Hahn vom Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur: „Die Bewerbung scheitert eher am Managementplan als an der Begründung des Welterbeantrags.“ Dies sei auch nachvollziehbar, da gerade der dauerhafte Schutz von höchster Bedeutung sei, meinte Hahn. Neben den drei Schum-Städten und dem federführenden Ministerium sind die jüdischen Kultusgemeinden Rhein-Pfalz und Mainz-Worms in den Prozess eingebunden. Für letztere sind neben den Bauten die Inhalte und Geschichte des Judentums wichtige Aspekte. „Es geht darum, wie sich die religiöse Minderheit in der Mehrheitsgesellschaft zurechtgefunden hat“, sagte Hahn. Für den Mainzer Rabbiner Aharon Ran Vernikovsky ist es wichtig, dass die Authentizität der Kultstätten gewahrt bleibt und diese weiter als religiöse Orte lebendig bleiben. „Wer sich mit der plastisch gewordenen Geschichte von Schum beschäftigt, wird erkennen, dass das Judentum im Mittelalter sehr reformatorisch und emanzipatorisch gewirkt hat“, sagte Vernikovsky. Eine mögliche Anerkennung als Weltkulturerbe sei auch für die heutigen Juden und die jüdische Gemeinde eine „gewisse Aufwertung“, befand Peter Waldmann von der jüdischen Kultusgemeinde Mainz-Worms. Es werde sichtbar, wie stark das Judentum in der deutschen Geschichte verwurzelt sei. Er erwartet auch eine Auseinandersetzung der Gemeinde mit der Vergangenheit. Die Vermittlung dieser immateriellen Werte sei eine Aufgabe, an der die Gemeinde wachsen könne.

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