Rhein-Pfalz Kreis Elsass-Besuch auf dem Kohlhof

Limburgerhof. „Wir haben schon über 300 Jahre Kontakte über alle Grenzen hinweg“, sagt Oskar Hege. Zusammen mit 34 weiteren Angehörigen der mennonitischen Gemeinde Geisberg im Elsass hat er gestern die mennonitische Gemeinde auf dem Kohlhof besucht. Dort schauten sie nach Gräbern ihrer Vorfahren und machten eine Führung durch den Weiler.

Am Vormittag versammelten sich Elsässer und Pfälzer in der kleinen Kirche des Kohlhofs zu einer gemeinsamen Andacht. Ihr gemeinsamer Glaube verbindet sie und die Mennoniten in aller Welt. Als Wiedertäufer und Ketzer verfolgt, flüchteten sie aus der Schweiz. 1713 kaufte der aus der Schweiz stammende Mennonit Ulrich Schneider den von ihm gepachteten Kohlhof mit dem zugehörigen Land. Er vermachte eine Hälfte Jakob Blickensdörfer, die andere Hälfte Joseph Burgholder. 1717 lebten fünf mennonitische Familien auf dem Kohlhof. Einer der Nachfahren ist Samuel Blickensdörfer, der den Elsässern den Kohlhof zeigte. Auf dem Kohlhof lebte Jakob Hege, der Vorfahre von Oskar und René Hege, die im elsässischen Geisberg leben. Der Vater der Hege-Brüder ging 1912 nach Weißenburg und schloss sich der dortigen Gemeinde an. Das Elsass war damals deutsch, und die mennonitische Gemeinde im Nachbarort Geisberg hatte enge Kontakte zu pfälzischen und württembergischen Gemeinden. Mehrfach wechselte das Elsass die Zugehörigkeit zu Deutschland und Frankreich. Als 1940 die Deutschen Frankreich überfielen, wurde das Elsass wieder mal deutsch. „Ich wurde gezwungen, meinen französischen Namen aufzugeben und einen deutschen anzunehmen“, berichtet der 80-jährige René Hege. Doch darüber spricht er nicht gern. Umgekehrt war auch die Pfalz mal französisch, nämlich nach der Französischen Revolution. Seither war die Region mehrfach Schauplatz deutsch-französischer Kriege. Am Kohlhof findet man heute noch Spuren früherer Kämpfe. „Die Franzosen lagen auf der einen Seite des Rehbachs, die Preußen auf der anderen“, erzählt Samuel Blickensdörfer. Kanonenkugeln und andere Projektile gehören zu den Fundstücken. Die Mennoniten diesseits und jenseits der deutsch-französischen Grenze fühlten sich aber stets verbunden. Ihr Glauben gebietet ihnen Gewaltlosigkeit. „Als Christen sind wir mit niemandem befeindet“, sagt eine Frau. „Ich spreche doch allen aus dem Herzen“, ist sie überzeugt. (ghx)

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