Schifferstadt/Speyer Einsatz vor Ort: Patrick Münz will Flüchtlingen in Griechenland helfen

Zelte stehen dicht an dicht: Das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos ist überfüllt.
Zelte stehen dicht an dicht: Das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos ist überfüllt.

Kaum fließendes Wasser, zu wenig Lebensmittel und viel zu viele Menschen auf engstem Raum – die Situation der Flüchtlinge in Griechenland sei verheerend, erzählt Patrick Münz. Er ist ab Sonntag mit der Organisation Stelp vor Ort. Das Team will geflüchtete und obdachlose Menschen versorgen – und ist dafür auf weitere Spenden angewiesen.

Ausgangssperre. Und das seit März. Die Corona-Pandemie hat das Leben im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos im Griff. Hinzu kommt: Das Camp ist überfüllt. 15.000 Menschen leben dort, eigentlich ist das Gelände nur für 3000 ausgelegt. Organisationen versuchen, den Menschen zu helfen, die in Moria Unterschlupf gefunden haben. Darunter die Stuttgarter Hilfsorganisation Stelp.

Gemeinsam mit drei weiteren Mitarbeitern wird Patrick Münz am Sonntag für acht Tage nach Griechenland fliegen und sich vor Ort ein Bild von der Situation machen. Es ist nicht der erste Einsatz des gebürtigen Schifferstadters für Geflüchtete. Im vergangenen Jahr hat er warme Kleidung in das Flüchtlingslager Vucjak im bosnischen Bihac gebracht, dort beim Roten Kreuz mitgeholfen und einen Film über die Lage im Camp gedreht.

Händler vor Ort unterstützen

Nun geht es für den 26-jährigen Industriekaufmann nach Griechenland. „Ich habe gezielt nach Organisationen gesucht, die Geflüchteten helfen“, sagt er. Bei seiner Recherche ist er auf Stelp aufmerksam geworden, eine humanitäre Hilfsorganisation, die nach eigenen Angaben dort unterstützt, wo die Not am größten ist. In Griechenland wird das Team geflüchtete und obdachlose Menschen mit dringend benötigten Lebensmitteln und Sanitärprodukten versorgen.

Aufgrund der Corona-Pandemie haben sich die Lebensumstände in Geflüchtetencamps drastisch verändert, erklärt Münz, der im Oktober mit seinem Studium der Sozialwissenschaften beginnen wird. Viele Versorgungsmöglichkeiten seien zusammengebrochen und die humanitäre Katastrophe verschärfe sich immer weiter. Das Team wolle sich in Moria, auf der Insel Chios und in Athen einen Eindruck verschaffen, um gezielt helfen zu können. „In Chios kümmert sich Stelp zum Beispiel schon um eine Suppenküche“, erzählt Münz, der in Speyer lebt. „Wir wollen schauen, was für die kommende Zeit gebraucht wird.“ Ziel sei es dabei auch, Händler vor Ort zu unterstützen, und nicht alles aus dem Ausland zu importieren.

Spendenkampagne auf betterplace.org

Damit das Team die benötigten Produkte kaufen kann, wurde auf der Internet-Plattform www.betterplace.org eine Spendenkampagne eingerichtet. Im Idealfall sollen rund 10.000 Euro zusammenkommen. „Extra für diese eine Woche“, sagt Münz. Das Geld geht komplett nach Griechenland und komme bei den Menschen in Not an. „Die Kosten meines Einsatzes werden damit nicht bezahlt.“ Im Anschluss wird Münz in der Funktion „Head-Off – Griechenland“ für Stelp weiter aktiv sein und mit einem Kollegen die Leitung für die Freiwilligen-Teams für Griechenland übernehmen.

Noch Fragen?

Wer etwas für den Einsatz spenden möchte, kann dies unter www.betterplace.org tun. Erfahrungsberichte anderer Freiwilliger sind im Internet unter www.stelp.eu oder www.facebook.com/STELP.SupporterOnSite zu finden.

Zur Sache: Hilfstransport und Wanderausstellung des Aachener Netzwerks

Durch seinen Hilfseinsatz im bosnischen Bihac im vergangenen Jahr ist Patrick Münz auf das Aachener Netzwerk aufmerksam geworden. Die Organisation bereitet derzeit den dritten Hilfstransport nach Bosnien vor und sammelt dafür Regenjacken, Männerkleidung und -schuhe, Smartphones, Schlafsäcke und Rucksäcke. Am 31. August soll ein Lkw die Güter nach Bihac bringen. Auch Patrick Münz hat dafür gesammelt. Etwa zwei Paletten Kleidung sind zusammengekommen. Sein Arbeitgeber, Südwest Lacke + Farben in Böhl-Iggelheim, unterstütze ihn und bringe die Sammlung nach Aachen, erzählt der 26-jährige Industriekaufmann.

Das Aachener Netzwerk für humanitäre Hilfe und interkulturelle Friedensarbeit wurde 1993 gegründet. Der gemeinnützige Verein hat sich die aktive und solidarische Bekämpfung von Leid und Not auf die Fahnen geschrieben – einerseits durch humanitäre Hilfsprojekte, andererseits durch langfristige Projekte für Frieden und Völkerverständigung.

Im Netzwerk hat Münz mittlerweile die Federführung für das Projekt „Die Menschenrechte entlang der Außengrenze der Europäischen Union“ übernommen. Gemeinsam mit der Heinrich-Böll-Stiftung und anderen Organisationen soll eine Wanderausstellung mit rund 20 Roll-ups zum Thema umgesetzt werden. „Ich konnte auch eigene Themen einbringen“, sagt Münz. So sollen Roll-ups etwa über Gewalt oder unbegleitete Minderjährige informieren. Das Projekt sei bereits weit fortgeschritten. „Bis 31. August sollen alle Entwürfe fertig sein.“ Ab Oktober soll die Wanderausstellung dann in Aachen zu sehen sein und später bundesweit zur Verfügung stehen. Münz hofft, dass sich zum Beispiel Schulen oder Organisationen für die Infotafeln interessieren und sie etwa für Projektwochen beim Verein anmieten.

Im Netz

www.aachener-netzwerk.de
Das Leben im Lager: Auch Kinder wachsen in den Camps auf, wie hier auf der Insel Chios.
Das Leben im Lager: Auch Kinder wachsen in den Camps auf, wie hier auf der Insel Chios.
Patrick Münz
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