Rhein-Pfalz Kreis Eine alte Liebe

Speyer. Karl Lehr ist 80 Jahre alt und offensichtlich gut in Schuss. Ein Zustand, der auch für sein Motorrad gilt, und an dem er so schnell möglichst nichts ändern möchte. Die schwarze Zündapp, auch schon 65, ist startbereit und glänzt frisch gewienert. Damit fährt der Speyerer kreuz und quer durch die Pfalz.

Karl Lehr und die Liebe des ehemaligen Sand- und Grasbahn-Fahrers zu Straßen-Motorrädern, speziell zu der 600 Kubikzentimeter und 34 PS starken, 225 Kilogramm schweren Zündapp von 1951 – das ist eine gleichermaßen lange wie kurzweilige Geschichte. Etwa 100.000 Kilometer hat das 1951 in Nürnberg vom Band gegangene Motorrad auf dem Tacho. Auf ihr hat Lehr etwa 40.000 Kilometer gefahren, für die anderen Kilometer ist ihr Vorbesitzer verantwortlich. 1972 hat sie der Speyerer für 2000 Mark erworben. An Motorrädern zu „schrauben“, das heißt, gelegentlich an ihnen „herumzubasteln“, ist Karl Lehr seit seiner Jugend vertraut. „Mein Vater Jakob hat 1929 eine 250er-Triumph gekauft, mit der ein anderer Speyerer in Stuttgart verunglückt war. Drei Jahre alt war ich, da hat mich der Vater schon auf dem Ding mitgenommen, vorne auf dem Tank. So lange, bis meine Mutter davon erfahren hat“. 1938 haben die Nazis Jakob Lehr und sein Motorrad beim Westwall-Bau zu Kurierdiensten eingesetzt, erzählt der Sohn. Lehr senior und seine Triumph überstanden den Krieg. „Als ich 14 war, bin ich damit auf Feldwegen herumgefahren, natürlich ohne Führerschein“, gibt der Sohn zu. Als er dann das „Papier“ hatte, besuchte er einen Arbeitskollegen im Dahner Felsenland. Bei einer dieser Gelegenheiten kaufte Karl Lehr die BMW dessen Vaters. „Das war eine 750-er R 11. 600 Mark hab’ ich dafür bezahlt. 1954 war sie das stärkste Motorrad in Speyer.“ Acht Kinder haben Karl und Marianne Lehr. „Meine Frau hat auch den Motorrad-Führerschein, fährt aber nicht mehr selbst.“ Doch einigen ihrer Nachkommen haben die Eltern ihre Vorliebe vererbt – sechs Motorräder gibt es derzeit in der Familie.

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