Rhein-Pfalz Kreis Ein Zeichen der Freundschaft

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Böhl-Iggelheim. Als Zeichen der Freundschaft und einer gemeinsamen Zukunft hat die Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde des Rhein-Pfalz-Kreises und Ludwigshafens am Freitag einen Baum in Böhl-Iggelheim gepflanzt. Bürgermeister Peter Christ (CDU) hat den Platz auf dem Gelände der Johannes-Fink-Grundschule mit Bedacht gewählt.

„Liebe für alle – Hass für keinen“ heißt das Motto der Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde. Es wird auf einer kleinen Tafel an der gepflanzten Rotbuche zu sehen sein. Wie Bürgermeister Christ sagte, haben Vertreter der Ahmadiyya-Gemeinde im Frühjahr die Idee vorgestellt. Christ habe daraufhin den Platz auf dem Schulgelände gewählt. An dem Ort habe früher die Synagoge gestanden, unmittelbar daneben befindet sich die Kirche. Auf dem Schulhof werden Baum und Kinder gemeinsam aufwachsen. Ebenso wie ein Baum und seine Umgebung sich aufeinander einstellen, müssten auch Menschen und ihr Umfeld aufeinander eingehen, wenn Menschen sich in einer Gesellschaft verwurzeln wollen, sagte er in seiner Rede. Diese Haltung sei sehr wichtig, bekräftigte Rafique A. Khawaja, der als Vertreter der Ahmadiyya-Gemeinde in Deutschland die Veranstaltung leitete. Er dankte der Gemeinde Böhl-Iggelheim und der Schule fürs Mitwirken. Schulkinder sangen „Wir sind füreinander da“. Landrat Clemens Körner (CDU) nannte den Baum ein wichtiges Symbol, „gerade jetzt, wo die Stimmung in der Bevölkerung zu kippen droht und die Bereitschaft zu helfen weniger wird“. Es sei wichtig, humanitär offen zu bleiben. Sehr eindrucksvoll klangen die gesungenen arabischen Verse des Korans, die Masood Ahmed dann übersetzte: Das gute Wort Allahs sei wie ein Baum, der Wurzeln schlägt und Frucht trägt. Khawaja stellte den Glauben der Ahmadiyya-Gemeinde vor. Wie für alle Muslime sei der Koran ihre Heilige Schrift und Mohammed ihr wichtigster Prophet. Von anderen Muslimen unterscheide sich die Gemeinschaft durch ihre Überzeugung, der Messias sei erschienen. Gemeint ist damit Mirza Ghulam Ahmad, der von 1835 bis 1908 im damaligen Indien (heute Pakistan) lebte. Die Ahmadiyya-Gemeinde habe schon früh Gewalt erlebt: „Man hat versucht, uns auszulöschen“, sagte Khawaja. Im heutigen Pakistan gebe es Gesetze, die der Gemeinde die Religionsausübung verbiete. Die Gläubigen seien in alle Welt geflohen. Bereits in den 1920er-Jahren habe es in Deutschland Ahmadiyya-Muslime gegeben, die erste Moschee auf deutschem Boden sei 1957 von ihnen gebaut worden. In Deutschland gebe es etwa 40.000 Mitglieder ihrer Gemeinde. In Ludwigshafen und dem Landkreis lebten davon etwa 200 Gläubige, davon eine Familie in Böhl-Iggelheim, sagte Ahmed der RHEINPFALZ. Die anderen Muslime hielten Abstand zur Ahmadiyya-Gemeinde. Doch dank der in Deutschland geltenden Religionsfreiheit und den Regeln des Zusammenlebens gebe es keine Konflikte. Auf die Frage, warum keine Frauen der Gemeinde anwesend waren, erklärte Ahmed, dass sich die Gemeinde in Gruppen unterteile: Frauen, junge Männer, ältere Männer und Kinder. Dies sei ein Projekt der Männer gewesen. Hätte eine Frau dabei sein wollen, hätte es niemand verboten. Ihre Glaubensrichtung komme ohne Zwänge aus, die Umsetzung der religiösen Regeln sei in einem weiten Rahmen dem Einzelnen überlassen. Bildung und Integration seien für Ahmadiyya-Muslime wichtige Ziele. Die Gläubigen engagieren sich in vielen sozialen Projekten, sagte Ahmed. (ghx)

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