Rhein-Pfalz Kreis Ein Weg für den Hausgebrauch

Gönnheim/Rödersheim-Gronau. In den Verbandsgemeinden Dannstadt-Schauernheim, Maxdorf und Wachenheim entsteht ein lückenloses Radwegenetz. 2011 begannen im Zuge der „Integrierten Ländlichen Entwicklung“ (ILE) die Planungen. Der Anfang ist nun gemacht. Gestern ist ein erster, zwölf Kilometer langer Rundweg eingeweiht worden. Es ist eine schöne Tour durch den Gemüsegarten der Pfalz – aber auch mit Konfliktpotenzial.

Clemens Körner (CDU) schaut ein bisschen angestrengt. Schweiß rinnt dem Landrat des Rhein-Pfalz-Kreises die Schläfe entlang, als er den sogenannten „Rödersheimer Schindbuckel“ Richtung Gönnheim hinauffährt. Dass er gestern Vormittag so viel strampeln musste, hätte er nicht gedacht. Und dass sein Bad Dürkheimer Amtskollege Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU) ihn am Berg dermaßen abhängt, wohl auch nicht. Ihlenfeld aber hat auch einen feinen Vorteil an seinem Zweirad – einen kleinen Elektromotor. Auf dem letzten Teilstück schließt Körner, der eine gelbe Sicherheitsweste trägt, die an das Leibchen des Führenden bei der Tour de France erinnert, wieder auf. Beide Landräte rollen gemeinsam zum Endpunkt der zwölf Kilometer langen Rundfahrt durch drei Verbandsgemeinden und zwei Kreise. „Wir gehen heute an die Grenzen – und überschreiten sie“, hatte Körner knapp eineinhalb Stunden zuvor das Radwege-Projekt beschrieben. 2011 begannen im Zuge der ins Leben gerufenen ILE-Region Weingarten-Vorderpfalz die Planungen für ein lückenloses Radwegenetz. „Es waren viele Abstimmungen notwendig, vor allem mit den Landwirten“, sagt Stefan Veth (CDU), Verbandsgemeindebürgermeister von Dannstadt-Schauernheim, mit Blick auf die lange Zeit bis Vollendung des ersten Radwegs. Und er schränkt zugleich ein: „Es ist erst der Anfang. Man sollte nicht zu viel erwarten“. Der ILE-Radweg sei etwas „für den Hausgebrauch, kein international touristischer Radweg wie der Kraut- und Rübenradweg“, sagt Veth. Es ist ein Weg mit vielen kleinen Ruheorten, die noch entstehen sollen, mit Picknickbänken und Hinweisschildern auf die Gastronomie. Der ILE-Weg wurde auf bestehenden Wegen kreiert, sprich: in der Hauptsache auf Wirtschaftswegen. Das hat Veth auch einige Kritik der Landwirte, aber auch von Ratsmitgliedern eingebracht. Es sei „Wahnsinn, die Radler ins Feld zu holen“, gibt er ihre Bedenken wieder. Die sind nach der gestrigen Tour durchaus nachvollziehbar. Wann immer Traktoren oder Autos entgegenkommen, kann es eng, brenzlig und mitunter auch gefährlich werden. Egal ob zwischen Gönnheim und Fußgönheim oder auf dem Weg von Schauernheim nach Rödersheim-Gronau. Dort ist es gleich eine ganze Karawane an Transportern, die Erntehelfer zu den Feldern bringt. „Die Flächen hier sind kein Gemüsegarten“, sagt Veth, „sondern ein landwirtschaftlich intensiv genutztes Gebiet.“ Eines, in dem Nutzungskonflikte zwischen Ausflüglern und Landwirten möglich sind. Und die bieten wiederum Streitpotenzial. Deswegen appelliert Marie-Luise Klein (SPD), Verbandsgemeindebürgermeisterin in Maxdorf, auch an die gegenseitige Rücksichtnahme: „Es muss möglich sein, dass Naherholung und Landwirtschaft nebeneinander funktionieren.“ Klein ist im ILE-Regionsprojekt für die „lebendigen Ortskerne“ zuständig, Wachenheims Bürgermeister Udo Kittelberger (FWG) für die Installation einer Ehrenamtsbörse und Veth fürs Radnetz. Den Anfang bezeichnet er als „Lobbyweg“, der den Weg für die weitere Entwicklung ebnen soll. Die Premiere ist ein Rundweg für die ganze Familie geworden, für den Ausflug am Sonntagnachmittag. Die Strecke ist größtenteils brettflach, der einzige Anstieg ist eben jener „Rödersheimer Schindbuckel“. Dort knickt der Radweg nach links ab in die Weinberge. „Geradeaus wäre schöner“, sagen die rund 50 Radler, die zur Einweihung gekommen sind. Aber dann müssten sie auf die Landstraße wechseln, denn das letzte Verbindungsstück parallel zur Straße zwischen Rödersheim und Gönnheim fehlt. Zuständig dafür sind nicht die Verbandsgemeinden, sondern der Kreis Bad Dürkheim. Der Ansprechpartner, Landrat Ihlenfeld, trägt zwar kein gelbes Leibchen wie Kollege Körner – aber er fährt weit vorne.

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