Rhein-Pfalz Kreis Ein Fünftel der Straftäter jünger als 21

Verwaltungskräfte eingerechnet, sind rund 50 Personen in der Polizeiinspektion Grünstadt unter anderem damit beschäftigt, Verbrechen vom Leiningerland fernzuhalten oder zumindest aufzuklären. In den meisten Fällen werden die Übeltäter geschnappt: Laut Kriminalstatistik wurde die Aufklärungsquote im vergangenen Jahr auf 62,1 Prozent (2012: 59,5 Prozent) gesteigert. Trauriger Höhepunkt der Arbeit war die Festnahme eines mutmaßlichen Mörders.

2462 Straftaten hat die Polizeiinspektion Grünstadt im vergangenen Jahr in der Stadt sowie in den Verbandsgemeinden Grünstadt-Land und Hettenleidelheim registriert. Das sind zwar 130 mehr als im Jahr zuvor, machen aber aus der Region mit gut 43.000 Einwohnern noch keinen kriminellen Brennpunkt. Auch wenn Mord und Totschlag im Leiningerland nicht passiert sind, so hat doch die Festnahme des mutmaßlichen Vergewaltigers und Mörders einer Mannheimer Studentin in Grünstadt die Menschen erschreckt, wie Sigfried Doll feststellte. Seine Beamten, erklärt der Chef der Grünstadter Polizei, hätten damals besonders am Bahnhof Präsenz gezeigt. Viele Gespräche mit Passanten hätten sich ergeben, Hinweise auf „dunkle Ecken“ in der Stadt wurden entgegengenommen, und manche Frage wie beispielsweise die nach der Zulässigkeit eines Pfeffersprays in der Handtasche, für die kaum ein Bürger eigens die Polizeiinspektion aufsucht, konnte geklärt werden. Laut Polizeistatistik wurden im vergangenen Jahr 818 männliche und 329 weibliche Tatverdächtige ermittelt. Knapp 20 Prozent davon waren unter 21 Jahren alt, laut Doll ein im Leiningerland übliches und vergleichsweise niedriges Niveau. Platz eins der Untaten belegen nach wie vor die Diebstähle: 522-mal wurde gestohlen, 181-mal in Läden. 356-mal waren Einbrecher unterwegs und stiegen in 95 Fällen in Privatwohnungen ein. Eine Steigerung von 34 Fällen gegenüber dem Vorjahr, die sich auch Fachmann Doll nicht recht erklären kann. Ein Risikofaktor der Region bleibt die Nähe zum Fluchtweg Autobahn. Um manche Orte wie Bockenheim, Kindenheim oder auch Battenberg machen die in der Regel professionellen Täter förmlich einen Bogen. Andere wie Kirchheim, Bissersheim oder Grünstadt erfreuen sich bei Einbrechern ungebrochener Beliebtheit. Im Vergleich mit anderen Regionen sei die Zahl der Einbrüche im Leiningerland aber gering, beruhigt Doll. Gerade die mit einem Drittel der Fälle hohe Zahl abgebrochener Versuche lasse erkennen, dass sich Einbrecher schon mit recht einfachen Sicherungsmaßnahmen wie abschließbaren Fenstergriffen abschrecken ließen. Zwar ist manch kriminelle Methode neu gewesen – Doll wundert sich immer noch über den Terrassentürbohrer, der ausgerechnet in den hellen Sommermonaten 16-mal in Serie zuschlug. Grundsätzlich aber gelte immer noch die dunkle Jahreszeit als Diebessaison und das Signalisieren von Anwesenheit als sinnvolles Mittel zur Abschreckung. Rund 90 Prozent der Einbrecher sind keine Ersttäter, schätzt Doll. Und diese Profis werden immer gerissener: Die mit unter 13 Prozent geringe Aufklärungsquote erklärt sich auch dadurch, dass die Polizei kaum mehr Spuren am Tatort sicherstellen kann. 392-mal wurden die Ordnungshüter im vergangenen Jahr wegen sogenannter Rohheitsdelikte aktiv. Körperverletzungen, Bedrohungen, Nötigungen und auch Raub fallen unter diesen Begriff. Dass in diesem Bereich wie auch bei den Sexualstraftaten im Schnitt neun von zehn Tätern ermittelt werden können, hat einen traurigen Grund: Besonders roh verhalten sich die Menschen offenbar gegenüber Freunden, Bekannten und Familienangehörigen. Und obwohl es bei den 492 angezeigten Betrugsfällen – seien es unbezahlte Einkäufe im Internet oder der Klassiker „Tanken und Wegfahren“ – deutlich anonymer zuging, kommt die Polizei auf diesem Gebiet auf eine fast 80-prozentige Aufklärungsquote. Für das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung von entscheidender Wichtigkeit ist die Kriminalität, die sich vor aller Augen abspielt und gegen die die Polizei mit verstärkter Präsenz, besonders auf Weinfesten, anzugehen versucht. 474 Fälle der sogenannten Straßenkriminalität, von der Sachbeschädigung bis zur Körperverletzung, wurden im vergangenen Jahr verfolgt. Auch wenn die nackten Zahlen auf den ersten Blick erschrecken, lebt es sich doch relativ sicher im Leiningerland: Ungefähr jeder 17. Einwohner wird Opfer einer Straftat, jeden 15. trifft es dagegen landesweit. (ktx)

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