Böhl-Iggelheim Corona: Belastet Jugendliche und Kinder bis heute

Mit einem Fußballturnier will Streetworker Heiko Gierczyk die Jugendlichen begeistern.
Mit einem Fußballturnier will Streetworker Heiko Gierczyk die Jugendlichen begeistern.

Die meisten Erwachsenen haben die Corona-Pandemie abgehakt. Doch junge Böhl-Iggelheimer leiden bis heute unter den sozialen Folgen. Das sagt Streetworker Heiko Gierczyk. Seine Beobachtungen hat er vor Kurzem den Mitgliedern des Kriminalpräventiven Rats vorgestellt.

„Viele wirken ängstlich oder sind sehr aggressiv“, fasst Gierczyk seinen Eindruck zusammen. Der Straßensozialarbeiter, auf Englisch Streetworker, betreut seit 15 Jahren die Jugendgruppen, die an informellen Treffpunkten in den beiden Ortsteilen zusammenfinden. Der beliebteste ist ihm zufolge an der Peter-Gärtner-Realschule plus in Iggelheim. Die Pandemie habe die Kinder und Jugendlichen stark beeinflusst. „Die teils massiven Beschränkungen und die Hygieneregeln, die sich ständig geändert haben und oft unverständlich und undurchsichtig waren, haben ihnen nicht gutgetan“, sagt er.

„Die meisten waren sehr wütend auf die ganze Situation, da sie in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt waren und ihren Interessen nicht nachgehen konnten, wie sie wollten. Sie wollten sich den Regeln partout nicht unterordnen“, erläutert Gierczyk. Andere seien verunsichert gewesen und hätten jetzt Angst, dass wieder so eine Seuche kommt. Den jungen Leuten hätten auch die Klassenfahrten in der Schule gefehlt. Sie hätten in den vergangenen Jahren einfach viel verpasst. Mit Fahrradtouren wolle er ihnen Gelegenheit geben, einen Teil davon nachzuholen und ihnen „ein bisschen ihrer verlorenen Jugend zurückgeben“. Das wirke der gestiegenen Aggressivität entgegen. „Wir wollen dieses Jahr auch wieder ein Fußballturnier machen“, kündigt er an.

Aktuell sei der Nachwuchs froh, dass endlich wieder Kerwe gefeiert wird. Wobei ihn das zu einem weiteren Problem führe: sehr hoher Alkoholkonsum. Leider hätten die Jugendlichen dabei die eigenen Eltern, andere Erwachsene und Freunde als schlechte Vorbilder. Apropos Eltern: Das Verhältnis „seiner“ Jugendlichen zu diesen sei mitunter schwierig. „Viele wollen nicht nach Hause“, berichtet er.

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