Rhein-Pfalz Kreis „Christen haben Grund, fröhlich zu sein“

Papst Franziskus fordert immer wieder, dass die Kirche auf die Straße gehen muss. Folgen Sie mit Ihrer Teilnahme am Otterstadter Karpfenfestumzug dem Papstwort?

Es kommt mir sehr entgegen, wenn der Papst so einen Aufruf macht. Ich habe es aber auch nie anders gehandhabt. Ich bin jemand, der unheimlich gern im Leben steht. Ich trage zwar Kollar (steifer Halskragen katholischer Geistlicher, die Redaktion), aber auch immer Jeans dazu. Sie sind bekannt für ihre Entertainment-Qualitäten, haben zuletzt beim Konzert der Concordia Waldsee moderiert. Schon als Kind hat mir gefallen, dass ich am selben Tag wie Papst Johannes Paul II. und Thomas Gottschalk Geburtstag habe. Das ist beides in mir drin. Das Concordia-Konzert hatte ich zunächst abgesagt, weil ich mich nicht so als Moderator sehe. Ich stehe an Fasnacht lieber in der Bütt. Aber die haben mich dann so lange an der Tür bearbeitet, bis ich zugesagt habe. Sie haben Ihr Fasnachts-Engagement angesprochen. Haben Sie dem Kampagnen-Start entgegen gefiebert? Ja, da bin ich leidenschaftlich dabei. Für mich gehört an Fasnachtssonntag auch eine gereimte Predigt dazu. Als ich Domkaplan war, habe ich mich vorher gefragt, ob das zu einem so würdigen Bauwerk wie dem Dom passt. Aber am Tag selbst war die Sehnsucht so groß, dass ich gar nicht mehr darüber nachgedacht habe. Muss oder sollte ein Pfarrer auch ein bisschen Entertainer sein? Ich stand schon als Jugendlicher auf der Bühne und habe Sketche gemacht. Dadurch habe ich eine Sensibilität für das Publikum entwickelt. Diese Sensibilität hilft mir, beim Predigen in der Kirche auf die Menschen zu achten. Flapsig gesagt, stehen Sie jeden Sonntag vor Publikum, beim Gottesdienst. Merken Sie es an den Gläubigen, ob eine Predigt ankommt? Ja, ich glaube schon. Ich brauche beim Predigen aber auch die Atmosphäre in der Kirche: die Stimmung, die Lieder, die Gebete. Dann kann ich auch etwas von mir geben. Ich würde beispielsweise nie über Schuld oder Zweifel predigen, ohne etwas von mir persönlich zu erzählen. Und dann bekommt man auch viel zurück. Wenn ich im Anschluss keinen weiteren Gottesdienst habe, verabschiede ich die Leute an der Kirchentür. Und da sagen viele auch kurz etwas zu mir, etwas Gutes oder auch Kritisches. Sie sollen einmal eine legendäre Nivea-Predigt gehalten haben. Worum ging es da? Das war die erste Predigt in Waldsee. Ich glaube, es ging da um Natürlichkeit; dass wir uns hinter Cremes verstecken können, die Schönheit von innen für uns Christen aber eigentlich das Wichtige ist. Genau weiß ich es nicht mehr. Ich hebe meine Predigten nicht auf. Nicht? Nein, ich werfe sie meistens schon in der Sakristei in den Papierkorb. Bei meiner Ordnung würde ich sie eh nicht mehr finden. Außerdem will ich mich jedes Jahr neu mit dem Evangelium auseinandersetzen. Sie haben auch einmal die Fernsehserie Simpsons im Gottesdienst erwähnt. Viele ältere Leute konnten damit wohl nichts anfangen. Das weiß ich gar nicht mehr. Das sind ja immer nur die Einstiege, die ich aus unserer Welt entnehme, bevor ich zum Biblischen komme. Und ich versuche dann schon, das auch zu erklären. Einmal habe ich in Otterstadt von Inspektor Columbo gesprochen. Danach haben sich ein paar alte Leute getroffen, um eine Folge der Serie gemeinsam anzuschauen. Sie imitieren auch Leute: Bischof Wiesemann ist da dabei... ... der ist auch dabei. Hat er das schon mal mitbekommen? Ich glaube nicht. Seinen Vorgänger, Bischof Anton, habe ich auch gekonnt. Und der wollte es einmal hören. Da hat er mich überrumpelt. Es war eine Veranstaltung mit geladenen Gästen, als er plötzlich vom Tisch aufstand und ankündigte, dass ich ihn imitieren werde. Ich habe zunächst gezögert, da hat er gesagt: „Wenn der Bischof das wünscht, müssen Sie es machen.“ Für Sie ist also auch in der Kirche Platz für Humor? Wir Christen wissen um den Himmel und Ostern. Deshalb haben wir doch allen Grund fröhlich zu sein. Leider merkt man uns das oft nicht an. Das führt ja auch zur immer wieder diskutierten Frage, ob Jesus gelacht hat. Und? Hat er? Im Neuen Testament wird zwar mehrfach berichtet, dass Jesus weinte, aber von seinem Lachen ist nirgendwo explizit die Rede. Aber heutzutage sind sich viele Bibelwissenschaftler einig, dass Lachen zum richtigen Mensch-Sein gehört. Und Jesus war ein richtiger Mensch. Kurzum: Ich kann mir Jesus nicht ohne ein gütiges, gewinnendes, ermunterndes Lächeln und Lachen vorstellen.

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