Rhein-Pfalz Kreis Blick ist in die Zukunft gerichtet

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„Von Bockenheim lernen, heißt, von den Besten lernen“: Bürgermeister Reinhold Niederhöfer (SPD) hat beim Empfang der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land den Hinweis von Bockenheims Ortsbürgermeister Kurt Janson (parteilos) aufgegriffen. Dieser hatte am Freitag in der Festhalle Emichsburg erklärt, dass Bockenheim schon eine Fusion hinter sich habe, nämlich die zwischen Groß- und Kleinbockenheim 1956: „Wir haben’s vorgelebt vor über 60 Jahren. Das läuft.“

Es war der letzte Bürgerempfang der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land. Denn von 2018 an werden die 16 Orte mit den fünf Orten der Verbandsgemeinde Hettenleidelheim die Verbandsgemeinde Leiningerland bilden. Niederhöfer appellierte an seine Politiker-Kollegen: „Wir müssen das ewige Lagerdenken ablegen. Nur in Farben zu denken, nützt niemanden.“ Kurzfristig zu denken, nützt auch bei Straßenbau-Projekten wenig, wie Niederhöfer am Beispiel der gewünschten Ortsumgehung für Bockenheim berichtete. Die Verbandsgemeinde habe sich an den Rat aus Mainz gehalten, dass die Region in der B-271-Sache nicht locker lassen solle. Kommende Woche werde den Ratsvertretern nun erstmals der Entwurf einer Machbarkeitsstudie für den Bau einer Bockenheimer Ortsumgehung vorgestellt: „Wir kennen ihn auch noch nicht“, sagte Niederhöfer Auch mit Blick auf die 30 Jahre, die es bis zum Baubeginn der Ortsumgehung von Kirchheim dauerte, die Ende 2018/Anfang 2019 fertig sein soll, sagte er, man brauche Geduld: „Ich verspreche Ihnen: Wir bleiben dran.“ Sein Blick ist schon in die Zukunft gerichtet, Beispiel Schulen: „Wir wollen die Schulstandorte erhalten“, sagte Niederhöfer. Das sei im Fusionsvertrag zwischen Grünstadt-Land und Hettenleidelheim so festgeschrieben, die Nachmittagsbetreuung soll für die Eltern kostenfrei bleiben: „Wir sind eine der wenigen Gemeinden im Land, die das macht.“ Derzeit werde ein Flächennutzungsplan für die neue VG Leiningerland erstellt. Dass das keine bürokratische Fingerübung, sondern harte Wirtschaftspolitik ist, erklärte Niederhöfer am Beispiel des Metro-Logistikzentrums in Kirchheim, das derzeit gebaut wird und 380 Arbeitsplätze bringen soll: „Hätten wir den Plan nicht gehabt, hätten wir ein Riesenproblem gehabt und die Metro wäre möglicherweise weitergezogen.“ In einem Flächennutzungsplan steht, wie die Gebiete langfristig genutzt werden, beispielsweise zum Wohnen, für Gewerbe oder Landwirtschaft. Der Bürgerbus, der seit vier Monaten alte Menschen aus Grünstadt-Land zum Arzt oder zum Einkaufen bringe, sei „ein großer Erfolg“, lobte Niederhöfer. Stellvertretend für die Ehrenamtlichen dankte er Bürgerbus-Chefin Gaby Müller aus Gerolsheim mit einem Blumenstrauß. Sie habe sich bereit erklärt, die Organisation des Busses für die Verbandsgemeinde Hettenleidelheim zu übernehmen. Applaus gab es in der Emichsburg für den Feuerwehr-Förderverein Gerolsheim, der den Kauf eines neuen Autos für die Feuerwehr mit 11.000 Euro unterstützen werde, wie Niederhöfer berichtete. Neben den Gerolsheimern bekommen auch die Dirmsteiner und Bockenheimer Wehrleute neue Fahrzeuge. Niederhöfer dankte den 270 Feuerwehrleuten der Verbandsgemeinde, die im vergangenen Jahr mehr als 100-mal ausrückten, für ihr Ehrenamt. Die Verbandsgemeinde Grünstadt-Land werde in den kommenden zwei Jahren 2,5 Millionen Euro für Energieeinsparung ausgeben, informierte Niederhöfer: „Neben dem normalen Alltagsgeschäft werden wir 13 Investitionsprojekte zusätzlich bekommen.“ Von Land und Bund gebe es dafür eine Menge Zuschüsse, die man mitnehmen sollte. So sei für Bockenheim für eine halbe Million Euro (die Hälfte zahlt der Bund) eine neue Heizung für Schule, Schulturnhalle und Kita geplant. Die Finanzlage der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land sei gut, sagte Niederhöfer. Derzeit werde der Jahresabschluss 2016 erstellt. „Wenn die Daten trittsicher sind, gehen wir damit in den Verbandsgemeinderat.“ Dieser werde entscheiden, ob ein Teil der Überschüsse an die Ortsgemeinden zurückgegeben wird. Die Fraktionen hätten ihm signalisiert, diesen Weg mitzugehen: „Ich denke, dass wir das im Herbst umsetzen werden.“ Mit Blick auf Kritik aus dem CDU-Gemeindeverband (wir berichteten) daran, dass diese Entscheidung eigentlich bis Mitte des Jahres getroffen sein sollte, sagte er: „Keine Sorge, das kriegen wir schon. Auch rechtsgültig.“ Noch mal zurück nach Bockenheim: Dort ist nicht nur die Fusion geglückt und sind die Landfrauen-Bewirtung und der Blumenschmuck hervorragend. Auch für die Ausbildung von Musikern scheint der Ort ideal zu sein: Nachdem die Modern Sound Big Band den Abend lebhaft einspielte, begeisterten die von einer Neuseeland-Tournee zurückgekehrten Geschwister Marie-Luise und Christoph Dingler (The Twiolins) die Zuhörer mit ihrem rasanten Geigenspiel. Und für die Weingräfin des Leiningerlandes, Anna-Lena Müsel aus Obrigheim, der für ihren Einsatz gedankt wurde, war es ein weiterer Abend, bei dem sie das Leiningerland von einer anderen Seite kennenlernte. Wie hatte sie so schön über ihre Amtszeit gesagt? „Das sind Erfahrungen, die kann einem keiner mehr nehmen.“

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