Rhein-Pfalz Kreis Bewegung unterm Blätterdach

Ein Baumstamm, fünf Kinder – im Wald können sich Kinder im Wettbewerb messen und Natur erkunden.
Ein Baumstamm, fünf Kinder – im Wald können sich Kinder im Wettbewerb messen und Natur erkunden.

«Mutterstadt.» Tannenzapfen werfen, über Baumstämme balancieren und Holzscheite tragen – die Grundschüler aus Maudach, Mutterstadt und Limburgerhof sind mit Eifer bei der Sache. Sie nehmen an der Wald-Olympiade im Mutterstadter Wald teil. Ausrichter ist die Rucksackschule des Forstamts Pfälzer Rheinauen in Kooperation mit dem Studienseminar für Grundschulsportlehrer in Landau.

Ein Baumstamm, der über einem Graben liegt, wird zur Balancierstrecke. Sportreferendarin Magdalena Munz erklärt den Kindern die Aufgabe und wie sie Punkte gewinnen können. Wer vorwärts über den Stamm geht, bekommt einen Punkt, wer seitlich geht zwei Punkte und wer sich traut, rückwärts zu gehen, bekommt sogar drei Punkte gutgeschrieben. „Fast alle gehen seitlich oder rückwärts, um mehr Punkte zu holen“ sagt die angehende Sportlehrerin. Eines der Kinder habe sogar einen Kopfstand auf dem Stamm gemacht – da waren alle sehr beeindruckt. Die Wald-Olympiade, die sich an Grundschüler der dritten und vierten Klassen richtet, kommt an. Sie ist Teil der Kampagne „Wald bewegt“, bei der der Deutsche Olympische Sportbund und der Deutsche Forstwirtschaftsrat zusammenarbeiten. Die Aktion in Mutterstadt wird vom Athletenclub Mutterstadt, dem Kletterwald Speyer und dem Förderverein der Rucksackschule unterstützt. In den Mutterstadter Wald sind an diesem Morgen gut 200 Schüler gekommen, die die Carl-Bosch-Schule Limburgerhof, die Mutterstadter Mandelgraben-Schule und die Alfred-Delp-Schule in Maudach besuchen. Ausgehend von der Walderholung an der Fohlenweide gehen sie auf einen kleinen Rundweg, an dem sie zehn Stationen erwarten. Dort sollen sie sich den Aufgaben stellen, die sich Lehramtsanwärter des Landauer Seminars ausgedacht haben. Aufgaben, wie dem Baumstamm-Balancieren. Geschicklichkeit und Koordination sind dabei wichtig, aber auch Durchhaltevermögen und Teamgeist. Es geht nämlich nicht um Einzelleistungen, sondern um den Erfolg der Teams, die immer aus mehreren Kindern bestehen. Im allgemeinen scheinen Koordination, Ausdauer und Kraft bei den Kindern weniger zu werden, stellen die Sportlehrer und Waldpädagogen fest. „Die Kinder bewegen sich viel weniger als früher“, sagt Kerstin Frömel. Aufgaben, die früher leicht bewältigt wurden, fallen Kindern desselben Alters heute schwerer, stellt sie fest. Die freie Waldpädagogin Barbara Vogel, die seit Jahren die Wald-Olympiaden begleitet, beobachtet, dass die Kinder für den Fußweg vom Dorf in den Wald immer länger brauchen. Sind sie dann aber angekommen und gehen an die Bewegungsaufgaben, haben sie viel Spaß. Das sieht man bei der Pendelstaffel, die sich Ronnie Monzon ausgedacht hat. Die Kinder eines Teams stellen sich auf beiden Seiten eines breiten Grabens auf und sollen Holzscheite von der einen auf die andere Seite bringen. Während die einen rennen, feuern die anderen sie lautstark an. Bei der Station geht es um Ausdauer, denn gezählt wird, wie oft in fünf Minuten die Stapel Scheite die Seite gewechselt haben. Da werden manche Kinder schon etwas müde – was aber auch daran liegt, dass sie sich nicht in der Pause ausgeruht haben, sondern weiter im Wald getobt haben. „Regelmäßige Waldbesuche sollten Pflichtveranstaltungen in Lehrplänen werden“, findet Barbara Vogel. Sie stellt fest, dass immer mehr Kinder den Wald als Spiel- und Erlebnisraum kaum kennen. Es gebe Kinder, die sich anfangs noch unsicher und vorsichtig bewegen. Beim Armbrust-Schießen zeigt sich auch, dass die Schützenkönige von Computerspielen in der Realität eher schlechter treffen als andere Kinder, das berichtet Referendarin Julia Glutsch von ihrer Station. Trotzdem ist das Armbrust-Schießen mit Gummistopfen auf Bilder von Waldtieren für viele Kinder ein Höhepunkt der Wald-Olympiade – auch wenn sie das Wildschwein für einen Bären und den Fasan für ein Huhn halten. „Armbrustschießen und Tarzan-Schwingen waren das Beste“, meint Joshua (9) aus Mutterstadt. Er geht manchmal mit den Eltern spazieren und war auf einem Geburtstag, der im Wald gefeiert wurde. Lena (9) war mal einen halben Tag im Wald, ansonsten fährt sie Fahrrad. Carla (9) fand das Seil-Labyrinth am spannendsten. Da musste man sich durchfinden, ohne dass die Glöckchen an den Seilen bimmeln. Sie war mit ihren Eltern schon mal im Wald, spielt aber sonst eher auf Spielplätzen.

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