Rhein-Pfalz Kreis „Als Bürgerinitiativen getarnt“

„Die rechte Szene ist noch so gewalttätig wie vor 20 Jahren, aber man versteckt es jetzt besser“, sagt Rüdiger Stein vom Netzwerk gegen rechte Gewalt und Rassismus Ludwigshafen. Auf Einladung des Jugendhilfeausschusses des Rhein-Pfalz-Kreises hat er am Dienstag im Kreishaus über extremistische Strukturen und Tendenzen im Landkreis berichtet. Dort sind Neonazis und rechtsextremistische Hooligans aktiv.

Es gebe vielfältige Strukturen, berichtete Stein. Von Parteien und deren als „Bürgerinitiativen“ getarnte Aktivitäten über sogenannte „Freie Kameradschaften“ bis hin zu Einzelpersonen, die immer wieder aktiv werden, sei praktisch alles vorhanden. „Aber gerade für die NPD mit ihren landesweit fünf Kreisverbänden sind die Pfalz und Rheinhessen ein besonderer Schwerpunkt. Im nördlichen Rheinland-Pfalz haben sie weniger Mitglieder“, berichtete der Gewerkschafter. Die vor allem in Nordrhein-Westfalen auftretende Partei „Die Rechte“ spiele hier keine Rolle, aber seit September 2013 mache die Partei „Der III. Weg“, die aus einem internen Streit in der NPD entstand, den vormaligen Parteigenossen die Stellung streitig. „Vorsitzender ist der ehemalige NPD-Funktionär Klaus Armstroff aus Weidenthal im Kreis Bad Dürkheim. Die Partei bezieht sich stark auf den linken Flügel in Hitlers NSDAP“, sagte Stein. „Der III. Weg hat bereits angekündigt, dass die Partei bei der Landtagswahl antreten will.“ Die Aktivitäten der Parteien seien zwar über die Jahre gleich geblieben – so versuche die NPD nach wie vor ihre „Schulhof-CD“ zu verteilen und ihr Gedankengut über Musik zu verbreiten –, „aber jetzt gibt es auch unterschiedliche Musikstile, vom Rap, den die Rechten natürlich ,Sprechgesang’ nennen, bis zum Volkslied.“ Gleich zwei Bands seien dabei im Umkreis von Ludwigshafen zu Hause, berichtete Stein. Überhaupt seien die Extremisten längst nicht mehr so einfach zu erkennen wie vor 25 Jahren. Glatze, Bomberjacke und Springerstiefel seien längst nicht mehr die „Uniform“, auch wenn nach wie vor bestimmte Marken den Modegeschmack der Neonazis bestimmen. Erschreckend seien vor allem die Auswüchse, die sich aus NPD-geprägten Bürgerinitiativen auf der Internetplattform sozialer Medien ergeben, wie etwa „Gegen Asylanten in Bobenheim-Roxheim“, oder auch „Bürgerbewegung Limburgerhof“. „In den Einträgen dazu offenbart sich oft ein unglaubliches rechtes Gedankengut“, sagte Stein. „Der III. Weg hat auf einer seiner Plattformen einen Link zu Google-Maps, wo Standorte von geplanten Flüchtlingsunterkünften gezeigt werden, und an den 20 Standorten hat es jeweils gebrannt.“ Zu den rechtsextremistischen Strukturen im Rhein-Pfalz-Kreis und der Metropolregion Rhein-Neckar gehören laut Stein auch gewaltbereite Fußballfans, sogenannte Hooligans. Sie seien in Limburgerhof aktiv, das durch den Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in die Schlagzeilen geraten ist. In der Gemeinde gebe es den der Hooliganszene zugerechneten FCK-Fanclub „First Class“ und in der Region im Umfeld des SV Waldhofs die Gruppe „The Firm“. Die beiden Gruppierungen zählten allerdings eher zum Kreis der „Freien Kameradschaften“, die sich keiner Partei zugehörig fühlen. (env)

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