Rhein-Pfalz Kreis Allianz für mehr Krankenpfleger

Durch den demografischen Wandel zeichnet sich bundesweit ein Fachkräftemangel in der Pflege ab. Um dem entgegenzuwirken, wird die Zahl der Lehrstellen erhöht – am Kreiskrankenhaus Grünstadt von 21 auf 27. Damit Theorie und Praxis der Ausbildung optimal abgedeckt werden können, ist das 200-Betten-Haus einer Allianz der Stadtklinik Frankenthal und dem Klinikum Worms beigetreten. „Seit Ende der 1990er-Jahre hatten wir eine erfolgreiche Kooperation mit der Krankenpflegeschule der Diakonissenanstalt Speyer“, berichtet der Verwaltungsdirektor des Grünstadter Krankenhauses, Udo Langenbacher. Allerdings war sein Haus dabei nicht selbst der Ausbildungsträger. Auch stellte sich die räumliche Entfernung zunehmend als hinderlich heraus, da viele junge Leute zu Beginn ihrer Lehrzeit noch nicht volljährig sind und somit keinen Führerschein besitzen. Als nun die angestrebte Erhöhung der Ausbildungsplätze an räumlichen Kapazitäten in Speyer scheiterte, schloss das Kreiskrankenhaus mit der Zentralen Ausbildungsstätte für Pflegeberufe (ZAfP) in Worms einen Vertrag. Dort werden derzeit von zwölf Lehrern 155 angehende Gesundheits- und Krankenpfleger (200 inklusive der Kinderpfleger) vom ersten bis zum dritten Lehrjahr aus der Nibelungenstadt, aus Frankenthal und aus Grünstadt unterrichtet. „Innerhalb der nächsten drei Jahre wird die Zahl auf 177 steigen, und bei uns im Haus von 21 auf 27“, sagt Langenbacher und begrüßt drei neue Azubis: Jessica Jochim, Maria Markgraf und Besjana Ukshini. Die jungen Frauen haben gerade eine zwölfwöchige Einführung in Worms hinter sich und sind für einen Schnuppertag in Grünstadt. „Am 26. Juni beginnt der erste praktische Block, der sich über sechs Wochen erstreckt“, erläutert Pflegedirektor Wolfgang Müller. Da das Kreiskrankenhaus nicht sämtliche Bereiche umfasst, in denen die Azubis insgesamt 2100 Stunden Erfahrungen sammeln sollen, besteht eine Zusammenarbeit mit dem örtlichen Nieren- und Diabeteszentrum (Pflege in der Dialyse), der Ökumenischen Sozialstation Grünstadt (ambulante Pflege), der Rheinhessen-Klinik Alzey und der Stadtklinik Frankenthal (Psychiatrie) sowie mit dem Klinikum Worms (Kinderklinik). In Grünstadt können Auszubildende aus Frankenthal und Worms die Praxis in der Geriatrie erfahren. Die Azubis könnten aber noch „Wahleinsätze“ absolvieren, beispielsweise auf der Intensivstation. Die Vergütung beträgt im ersten Lehrjahr 956 Euro, im zweiten 1017 Euro und im dritten 1118 Euro. Nach dem Examen liegt das Anfangsgehalt – ohne Zulagen für Wochenend- und Nachtdienste – bei 2282 Euro brutto. War man einige Zeit im Beruf, besteht die Möglichkeit einer zweijährigen Fachweiterbildung. Dabei kann man sich auf die Pflege in bestimmten Bereichen wie Endoskopie, Herzkatheter oder Chirurgie spezialisieren. „Dafür haben wir Kooperationen unter anderem mit dem St. Marienkrankenhaus Ludwigshafen und der Uniklinik Heidelberg“, sagt Müller. Die Kosten dieser berufsbegleitenden Zusatzausbildung übernehme das Kreiskrankenhaus, wenn der Azubi sich im Gegenzug verpflichtet, nach erfolgreichem Abschluss mindestens drei Jahre lang an der Grünstadter Klinik zu arbeiten. Gegenwärtig sind dort 150 Pflegekräfte beschäftigt, darunter eine Handvoll Männer. Müller zeigt den jungen Frauen in einem neu eingerichteten Aufnahmezimmer für infektiöse Patienten unter anderem, wie ein EKG funktioniert und welche Daten am Computer abgerufen werden können. Es folgt eine Unterweisung durch den Haustechniker Markus Flierl im Brandschutz. „Ich hab’ hier ein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht, und das hat mir so gut gefallen, dass ich den Pflegeberuf lerne“, berichtet Besjana Ukshini (17). Der gleichaltrigen Jessica Jochim ging es genauso. „Wir rekrutieren sehr viele Azubis über FSJ, Bundesfreiwilligendienst oder Praktika“, sagt Müller. Maria Markgraf (21) hat durch ihre erste Ausbildung zur Diätassistentin Lust bekommen, eine weitere zu machen.

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