Rhein-Pfalz Kreis Abtauchen in Parallelwelt

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Schifferstadt. Über 30.000 Medien besitzt die Stadtbücherei in Schifferstadt. Doch kaum einer nutzt die Angebote der Bibliothek so ausgiebig, wie Susanne Günthert und ihre Familie. Die 39-Jährige, ihr Mann und die drei Kinder im Alter von sieben, neun und elf Jahren sind waschechte Leseratten.

Mindestens einmal in der Woche besucht Günthert mit ihren Kindern die Bücherei – und nimmt jedes Mal neue Lektüre mit nach Hause. Zwei bis drei Bücher pro Person landen dann mindestens auf dem Ausleihkonto. Bei dem neunjährigen Philipp beispielsweise sind gerade die Harry-Potter-Abenteuer angesagt. „Mit dem ersten Buch hat er im Herbst begonnen, mittlerweile ist er bei Band 6 angekommen“, erzählt die Mutter. Weil die ganze Familie gerne liest, kann es da auch schon einmal vorkommen, dass alle fünf im Familienbett liegen – jeder mit einem guten Buch in der Hand. Angefangen hat die Leseleidenschaft bei Susanne Günthert schon im Grundschulalter mit den Detektivgeschichten um „Tina und Tini“. „Da habe ich einen Band gelesen und war sofort drin. Dann wollte ich natürlich auch alle anderen Bücher der Reihe haben“, erzählt die Schifferstadterin. Später standen die Geschichten aus der Feder von Agatha Christie ganz hoch im Kurs. Heute liest sie am liebsten skandinavische Kriminalromane. Autoren wie Håkan Nesser, Kristina Ohlsson oder Camilla Läckberg haben es ihr angetan. „Auch“, wie sie betont, „weil schwedische Krimis oftmals einfach gut übersetzt sind.“ Neben Krimis leiht Susanne Günthert auch gerne Sachbücher aus. Reiseführer landen bei ihr genauso oft auf dem Ausleihkonto wie beispielsweise ein gutes Kochbuch. „Auch als wir uns eine Katze aus dem Tierheim holen wollten, haben wir zuerst in der Bibliothek nach Büchern dazu Ausschau gehalten“, erzählt Günthert. Nicht gerade wenige Bücher landen aber auch auf den Nachttischen der Kinder. Darauf ist Susanne Günthert stolz. Denn ihr ist es wichtig, dass die Kinder viel lesen. In ihrem Beruf als Deutschlehrerin an der Ludwigshafener Anne-Frank-Realschule plus sei ihr schon oft aufgefallen, dass viele Kinder in weiterführenden Schulen nur unzureichend lesen könnten. Das ein oder andere Buch leiht Susanne Günthert aber gar nicht erst aus, sie kauft es lieber – wie beispielsweise eine englischsprachige Ausgabe von „Harry Potter und der Stein der Weisen“, die sie in einer Schmuckbox erstanden hat. „So etwas muss man dann einfach besitzen“, sagt die 39-Jährige. Auch wenn der Platz in den Bücherregalen langsam eng wird, trennen kann sich Günthert von keinem Buch. Vor einiger Zeit hat sie es deshalb einmal mit E-Books versucht. In der Stadtbücherei können sich die Besucher solch ein Gerät zum Lesen ausleihen. „Ich habe aber schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist“, sagt Günthert. Ihr fehle bei der elektronischen Ausgabe das haptische Erlebnis. Auch Hörbücher mag die Schifferstadterin nicht. „Viele hören das ja nebenbei an, beispielsweise beim Autofahren. Ich kann mich da aber nicht konzentrieren“, sagt sie. Eine Welt ohne Bücher kann sich die 39-Jährige nicht vorstellen. Manchmal liest sie die Bücher deshalb sogar doppelt. Denn das Schönste am Lesen sei für sie das Abtauchen „in eine Art Parallelwelt“. Eine Sache kann Susanne Günthert deshalb überhaupt nicht ausstehen: Wenn eines ihrer gelesenen Bücher verfilmt wird. „Ich habe es erst einmal erlebt, dass mir ein Film besser als das Buch gefallen hat. Grundsätzlich fehlt doch immer irgendetwas oder es wird auf dem Bildschirm falsch dargestellt“, sagt sie. Der neunjährige Philipp darf deshalb vorerst auch noch nicht die DVDs zu „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ ausleihen. Zuerst muss er den siebten Band der Zauberer-Reihe gelesen haben.

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