Rhein-Pfalz Kreis Überstunden für den A 350

91-80023196.jpg

„Ohne unsere Teile bekommt Airbus die Flügel und die Rumpftonne nicht zu.“ PFW-Betriebsratschef Jan Heinrich macht greifbar, was Jordi Boto, Geschäftsführer des Unternehmens am Neuen Rheinhafen, als „sportliche Herausforderung“ umschreibt. PFW stellt überwiegend Rohrsysteme für mehrere aktuelle Flugzeugmodelle her, und die verkaufen sich in der boomenden Luftfahrtbranche derart gut, dass die Speyerer Experten trotz der Aufstockung auf 1500 Mitarbeiter kaum hinterherkommen. Sie tun es mit verstärkter Automatisierung, Überstunden sowie Wochenendarbeit. „Nicht gut, aber anders geht es nicht“, gesteht Heinrich ein. Firmenchef Boto nennt die bestellten Mengen „brutal“, sieht sein Unternehmen aber auf einem guten Weg. 2015, als beim Tempo eigentlich angezogen werden sollte, gab es eine Phase des Stillstands, weil zugeliefertes Material Mängel aufwies, und noch heute wird in Speyer daran gearbeitet, aufzuholen. Es gebe Hilfe von Mutterkonzern Airbus, so Boto, der betont, dass sein Unternehmen schon ein Jahr vor der Fertigstellung der Flugzeuge die Produktion erhöhen müsse, weil es um Bauteile gehe, die in deutschen, englischen und französischen Airbus-Werken weiterverarbeitet würden. 3500 PFW-Teile stecken etwa in jedem A 350, dem neuen „Star“ der Airbus-Flotte. Acht dieser Sets werden derzeit pro Monat gefertigt, ab April oder Mai sollen es zehn sein. Bei der Boeing 787 soll es von zehn auf 14 pro Monat gehen, beim A 320 binnen zwei Jahren von 45 auf 60. „Alle Programme laufen gleichzeitig hoch“, sagt Boto. Beim A 350 komme hinzu, dass PFW ein vergleichsweise großes Auftragspaket habe und besonders viele technische Neuerungen meistern müsse: Beim Flugzeug dominiert Karbon statt Metall, bei den PFW-Rohren kommen unter anderem eine neue Titanlegierung, die Heißluft ableitet, und andererseits eine Kunststoffkomponente in der Entwässerung zum Einsatz. „Es geht um völlig neue Produkte und Materialien“, so Boto. Die ersten 15 der rund 800 bestellten A-350-Maschinen seien ausgeliefert. Dass nicht jedes Lieferfenster eingehalten werden könne, gebe es bei jedem neuen Programm. „Wir sind dabei aufzuholen, sodass der Endkunde nicht betroffen ist“, betont der Manager. Zuletzt war die Mitarbeiteranzahl gestiegen; verbesserte Prozesse und mehr Robotereinsatz sollen einen Großteil der Effizienzsteigerung ermöglichen. 25 Millionen Euro werden dafür im aktuell investiert. In der Firmenspitze hat Boto neu Mark Landmann als Finanzexperten an seiner Seite. Vorgänger Thorsten Fischer hat in der Airbus-Zentrale in Toulouse neue Aufgaben angetreten. Zum 1. Mai solle – wie einst – noch ein dritter Vorstand berufen werden. Boto: „Ein hochrangiger Airbus-Manager.“ Er selbst habe noch einen Vertrag bis Frühjahr 2017. Boto erwartet, dass Airbus den angestrebten, aber 2015 gestoppten Verkauf seiner fast 75 Prozent an PFW ab dem Spätjahr 2016 wieder forcieren wird. (pse)

x