Pirmasens Witzig und geistreich, ohne Spur von Langeweile

Viel zu lachen gab es am Samstag im gut besetzten Kultursaal des Dr.- Lederer-Hauses beim „Pfälzer Kabarett“. Die Zuschauer in Rodalben erlebten den besten Gerd Kannegieser, den sie bislang gesehen hatten. Über drei Stunden erstreckte sich dessen Programm zum 25. Bühnenjubiläum unter dem Motto „Wie simmer dann do druff kumm“: witzig und geistreich und ohne jede Spur von Langeweile.

Als vorzüglicher Unterhalter zeigte sich Kannegieser an diesem Abend. Hinter der vergnüglichen Fassade brachte der Kabarettist eine Menge gesellschaftskritische Aspekte unter, nett verpackt, aber bissig. Den Dreh- und Angelpunkt seiner Show bildet der Stammtisch, an dem sich die unterschiedlichsten Typen zusammenfinden, beispielsweise der Laute und der Leise, der Einfallsreiche und der Gleichgültige, der Tonangebende und der „Verheiratete“. Wenn Kannegieser sie nach und nach ins Gespräch bringt, öffnet er dem Publikum hinter humorvoller Leichtigkeit den Blick auf mannigfache gesellschaftliche Phänomene. Da geht es zum Beispiel um die Rollenverteilung. Kannegieser lässt „de Halter Fritz“ als Wirt die Fäden des Stammtischs ziehen und ordnet dessen Frau nur „die Kleinigkeiten“ zu wie Fabrikarbeit, kochen und putzen oder die Buchhaltung erledigen. Tatsächlich prangert er die Ungleichheit an. Im Fall der Geschäftstüchtigkeit von Rino Walters Frau Helga entlarvt er skrupelloses Gebaren, um abzukassieren. Die Werbung für „Socke für Katholike“ erweist sich denn als plumper Trick. Sie sind lediglich „ohne Gummi“. Spaßeshalber sei erwähnt, dass zu diesen Verkauf-Gags auch „Spannbetttücher für Elektriker“ gehören oder „Bademützen für Linkshänder“. Kannegieser setzt sich mit Zeitgenossen auseinander, die er mit Jesus vergleicht „Wann sie was schaffen, is des e Wunner“ und mit den angeblich Standhaften: „Sie widerstehen allem, nur nicht der Versuchung“. Und er ärgert sich über allzu viel Technik, die mediensüchtig macht und zur Sprachlosigkeit führen kann. Vor allem technische Blüten, als Fortschritt angepriesen, nimmt der Kabarettist aufs Korn, etwa den sprechenden Kühlschrank, der seinen Besitzer beim Öffnen begrüßt, nach Wünschen fragt und auf Verfallsdaten hinweist. Als neueste Errungenschaft hat er ein „wasserdichtes Handy“ ausgemacht und kommentiert „Darauf haben wir doch gewartet“. Auch die Begleiterscheinungen des Alters bringt er zur Sprache und teilt Gedankenfetzen mit, die ihn mitunter im Keller beschäftigen: „Wo bin ich – und wozu?“ Neuerdings hat Kannegieser seinen Stammtisch erweitert. Er reagiert damit auf den Zeitgeist und nähert sich politischem Kabarett. Den fremdenfeindlichen „Schmelzer Horst“ lässt er von dannen ziehen, nicht ohne ihm auch ein paar deutsche Untugenden vorzuhalten. „Massenweise Vorschriften“ zählt er dazu und zig unnötige Schilder, sogar auf der Innenseite des Hosenbundes. Dafür rückt Ali nach, „ein sympathischer Kerl“, „rasiert, gekämmt und gewesch“, der zwar alkoholfreies Bier trinkt, aber immer doch seinen Kostenanteil für Runden mit Alkohol trägt. Das ist Kannegiesers Art, mit Vorurteilen aufzuräumen. Auch Volker, einen von der Linkspartei, duldet er. Skepsis freilich bleibt, was Sätze zeigen wie „Ich bin Kommunist, ihr könnt mit mir teilen“. Kannegieser blickt in seiner Kabarettshow auf die ganze Gesellschaft. Damit das Programm nie trocken wird, streut er mitunter sprachspielerische Einlagen ein: „Wir sprechen von Muttersprach“, weil de Vadder net zu Wort kommt“. Außerdem bezieht er immer wieder das Publikum durch Fragen ein, und wenn er Antwort bekommt, ist er nie um eine Erwiderung verlegen. Kabarett mit nachdenklichen Inhalten hat Gerd Kannegieser dem Publikum in Rodalben geboten, so humorvoll aufbereitet, dass sich das Publikum drei Stunden lang köstlich amüsierte. Das war eine großartige Solo- Leistung.

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