Pirmasens „Wir waren nie so wie andere“
Am 26. April 2008 ist die US-amerikanische Band „Mother’s Finest“ das erste und bisher letzte Mal im Pirmasenser Quasimodo aufgetreten. Am Sonntag, 18. Oktober, ist es nun wieder soweit, „Mother’s Finest“ angeführt von der Sängerin Joyce „Baby Jean“ Kennedy gastiert im Quasimodo – im Gepäck die neue, im März erschienene CD „Goody Two Shoes – The Filthy Beasts“, das erste Studioalbum seit der 2003er Veröffentlichung „Meta-Funk’n-Physical“. Zur aktuellen Besetzung gehören mit Sängerin Joyce Kennedy, Sänger Glenn Murdock, Bassist Wyzard und Gitarrist Moses Mo vier Mitglieder der Erstbesetzung von 1970. Mit Gitarrist John Hayes und Schlagzeuger Dion Derek hat die Gruppe seit ihrem Comeback 1989 die perfekte Verstärkung gefunden. Diese Band rockt seit mehr als 40 Jahren und klingt dennoch so frisch, als habe sie gerade erst ihre erste Feuertaufe bestanden. Mit der Sängerin Joyce „Baby Jean“ Kennedy sprach unser Redakteur Christian Hanelt.
Nein – ich würde nichts an dem Album ändern. Das einzige, was ich gerne gehabt hätte, wäre etwas mehr Zeit. Andererseits – wenn wir uns hätten Zeit lassen können, hätte es wohl noch ein ganzes Jahr gedauert, bis das Album erschienen wäre. Trotzdem: Ich hätte es nicht veröffentlicht, wenn es mir nicht selbst gefallen würde. Das Album ist sehr stark und ich glaube, jeder einzelne Song hat seine individuellen Stärken und wird seine Fans finden. Insgesamt bietet dieses Album eine große Geschmacksvielfalt, die sicher ein breites Publikum anspricht. Aber dennoch klingt es ganz typisch nach „Mother’s Finest“. Ja. Wir haben immer noch vier Original-Mitglieder in der Band. Deshalb atmet auch unsere Musik immer noch den gleichen Geist wie einst. Da hat sich letztlich nichts geändert. Das letzte Studioalbum ist 2003 erschienen. Warum haben Sie sich so lange Zeit gelassen und haben Sie in all den Jahren keine neuen Songs geschrieben? Ist das tatsächlich schon so lange her? Sind Sie sich da sicher? Ich habe das gar nicht als so lange in Erinnerung. Nun, wir haben in der Zwischenzeit viel gearbeitet, waren viel auf Reisen und haben viele Konzerte gegeben. Und was auch noch dazu kommt: Die ganze Musikindustrie hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Die Band ist immer noch ganz stark und hat auch viele neue Sachen vorgelegt, aber viele Plattenfirmen haben das missachtet und so getan, als hätten wir nichts Neues. Und dann wollen sie 100 Dollar verdienen, uns aber mit ein paar Cent abspeisen. Da können wir nicht mitmachen. Wir haben mit vielen Labels gesprochen, aber keines hat uns einen Vertrag auf den Tisch gelegt, der finanziell vernünftig ist und auch berücksichtigt, wer wir sind. Und so sind wir halt wieder auf Tour gegangen. Erst ein Jahr, dann noch ein Jahr und so weiter. Erst mit SPV hat es dann geklappt, ein neues Album zu veröffentlichen. Und wir waren vorbereitet. Wie wichtig ist für Sie der deutsche Markt? Der ist sehr wichtig, weil sehr mächtig. Als Tina Turner den Song „What’s Love Got To Do With It“ herausbrachte, hat sie der deutsche Markt gefeiert, da ist sie zum Megastar ausgerufen worden. Diese mediale Unterstützung hatte ich nie und ich hatte auch nie diese Millionensellers – und dennoch hat mich der deutsche Markt beflügelt, denn wenn dich das deutsche Publikum einmal ins Herz geschlossen hat, dann ist es dir auch treu. Das ist der Grund, warum wir auch immer wieder hierher kommen. Worin unterscheidet sich das deutsche vom amerikanischen Publikum? Wir haben hier wie da viele treue Fans, aber der europäische Markt mag es differenzierter, die Menschen mögen keine Songs nach immer dem gleichen Muster. Und wir versuchen, dem gerecht zu werden, indem wir Rock und Funk auf unsere eigene Art miteinander verbinden. Wer die Mitte aus beidem liebt, ist bei uns richtig. Und da ist natürlich auch noch die kulturelle Geschichte Europas mit all den Theatern und Opern. Hier mag das Publikum wirkliche Könner sehen. In Amerika dagegen ist alles trendy – da kommt eine neue Band durch die Tür und alle, die danach kommen, sollen am liebsten genauso sein. Das hat uns am Label SPV gefallen – sie haben nicht danach geschaut, ob wir gerade trendy sind, sondern sie respektieren, wer wir waren, wer wir sind und was wir musikalisch anzubieten haben. Wir waren nie so wie andere, wir haben uns schon vom ersten Tag an von anderen unterschieden – auch wenn wir das selbst oft gar nicht so realisiert haben. Wir haben zwei Sänger, wir haben heavy Gitarren und Funk zur gleichen Zeit – wo gibt es das sonst noch? Haben Sie nach so vielen Jahren ohne neue CD einen Erwartungsdruck seitens des Publikum verspürt? Nein. Aber es reicht, dass ich mich selbst sehr unter Druck setze. Letztlich haben wir gute Arbeit abgeliefert und das Publikum in den Konzerten würdigt das auch. Sie haben 1978 ein legendäres Rockpalast-Konzert gegeben, das auch auf DVD erschienen ist. Wie bedeutsam war das für Ihre Karriere? Das hat uns die Augen geöffnet. Zu der Zeit waren wir gerade im Studio um das Album „Mother Factor“ aufzunehmen. Da bekamen wir die Anfrage, beim Rockpalast aufzutreten. Die wollten dort eine neue Band und für uns war es die Chance, in Europa die Füße auf den Boden zu bekommen. Und so haben wir uns ins Flugzeug gesetzt und sind rübergeflogen. Und der Erfolg war so überwältigend, dass wir seitdem jeden Jahrestag feiern. Es war wirklich eine große Ehre, in den Rockpalast eingeladen worden zu sein. Welcher Zauber liegt über der Band, dass sie auch nach über 40 Jahren fast noch in Originalbesetzung zusammen ist? Wir sind alle sehr dankbar dafür, dass es so viele Jahre geworden sind. Wir haben auch versucht, andere Dinge zu machen, aber die Zufriedenheit im Herzen war nie die Gleiche als wenn wir zusammen waren. Wir respektieren uns, und es ist eine ganz besondere Art von Liebe, die uns verbindet, eine Liebe, die sogar tiefer geht als die zwischen Brüdern und Schwestern. Auch wenn wir inzwischen älter geworden sind, Familien haben, so ist es doch die Musik, die uns verbindet, und sie ist immer wichtiger geworden. Sie singen in jedem Konzert Ihren großen Hit „Baby Love“. Ist das nicht langweilig? Nein, denn ich habe einen Weg gefunden, dem Lied immer wieder neue Energie zu geben. Es ist doch mein Leben und es ist der Preis, den ich zahlen muss. Sicher gibt es Tage, an denen ich es nicht singen möchte, an anderen Tagen kann ich es gar nicht erwarten, „Baby Love“ zu singen. Was singen Sie unter der Dusche? Normalerweise singe ich im Bad Jazz, aber auch ein paar Songs der neuen CD, von der fünf oder sechs auch in den aktuelle Konzerten zu hören sind. Infos Karten für das Konzert von „Mother’s Finest“ am Sonntag, 18. Oktober, im Pirmasenser Quasimodo gibt es für 34,20 Euro bei Unicorn & Chick in Pirmasens und im Internet unter www.reservix.de. Einlass ist ab 19, Beginn des Konzerts gegen 20 Uhr. Vorbands gibt es keine.