Pirmasens Wieder mal an die Grenze gegangen

Triumphator: Patrick Freyer lässt sich nach seinem Tor zum 1:0 feiern.
Triumphator: Patrick Freyer lässt sich nach seinem Tor zum 1:0 feiern.

«HOMBURG.» „Sauber ’runtergespielt!“ Nicht nur des Lobes wegen reichten die alten Kameraden gern mal ein Fläschchen aus dem Kabinenfenster. Schmecken ließ es sich in einer Ecke hinter der Haupttribüne Karsten Schug. Der ehemalige Defensiv-Spezialist, der noch vorige Saison im Abstiegskampf die Knochen für „die Klub“ hingehalten hatte, war am Samstag ins Waldstadion gekommen, um mitzufiebern und den Jungs die Daumen zu drücken. Er war nicht der Einzige: Kaum war der Schlusspfiff ertönt, war wie ein Derwisch Christian Henn durch den Spielertunnel gehüpft. Vor einem Jahr hat Henn noch das FKP-Trikot getragen. Jetzt will er mit dem SC Idar-Oberstein via Relegation dort hin, wo er die ehemaligen Kollegen nun partout nicht sehen möchte: in die Oberliga. Der Auftritt der beiden zeigt, wie sehr sie sich dem Verein und vor allem der Mannschaft noch verbunden fühlen. Einer Mannschaft, die ungemein Charakter habe, wie Trainer Peter Tretter nach dem so wichtigen Sieg im Saar-Pfalz-Derby einmal mehr betont hat. „Ich bin seit fünf Jahren hier. Jedes Jahr gehen die Jungs an ihre Grenze.“ Als Tretter dieses Lob bei der Pressekonferenz auch noch einmal öffentlich untermauerte, schaute einen Meter entfernt Jürgen Luginger eher angesäuert drein. Auch nur annähernd Ähnliches konnte der Coach des FC Homburg am Samstagnachmittag seinen Mannen nun wahrlich nicht bescheinigen. Ex-Profi Luginger, der zu Ostern beim sinkenden Ex-Bundesligisten als Retter auf der Kommandobrücke angeheuert hat, sprach aber Klartext. „Anspruch und Wirklichkeit klaffen bei einigen hier auseinander“, hat der Trainer erkannt. Klar, ein so frühes Gegentor sei eine Hypothek. „Aber wir hatten da noch 86 Minuten plus x Minuten Zeit.“ Luginger hatte einen Tick zu wenig an Wille und Einsatzbereitschaft gesehen. Genau das aber hatten die Gäste reichlich in die Waagschale geworfen. Bei den Angriffsbemühungen war’s oft dasselbe Muster: Meist lief die Sache über links bei den Gästen. Dort hatte Felix Bürger für Wind gesorgt, oft im Zusammenspiel mit dem starken Salif Cissé hinter sich nach vorn agiert, dabei auch für Entlastung gesorgt. Patrick Freyer gegenüber kam nicht ganz so oft zum Zuge, dafür aber effektiver – wobei auch seinem Siegtreffer über links Bahn geebnet worden war. Freyer, Bürger sowie Christian Grimm (im ersten Spiel nach langer Verletzung) rückten in die Startelf: „Das war schon erstaunlich offensiv für unsere Verhältnisse“, meinte ein vollends ausgepumpter Grimm, der an alter Wirkungsstätte hatte auflaufen dürfen. Er dankte es Tretter, indem er 70 Minuten Gas gab. Zuletzt auf der Bank schmorend, lieferte David Becker im defensiven Mittelfeld eine gute Partie ab. Überhaupt war auf die Defensivabteilung einmal mehr Verlass. „Alles gegeben, auch wenn mir heute nicht alles gelungen ist“, fand Hammann, der defensiv auf links schwer gefordert war, weniger nach vorn entfachen konnte als Cissé gegenüber. Tretter sprach von einem Abwehrbollwerk, das die Homburger auch deshalb nicht überwinden konnten, weil sie einfach keine Idee hatten. Die Standards verpufften in der Regel, weil Marco Steil und Alexander Heinze am Boden sowie ohnehin in der oberen Etage alles verlässlich wegräumten. Und jetzt? Hoffen und siegen. Drei Punkte gegen Steinbach, alles andere liegt nicht mehr in Pirmasenser Hand. So weit aber wollten glücklich vor ihren mitgereisten Fans im Gästeblock jubelnde Kicker in Blau zumindest am Samstag noch nicht denken. „Wir haben Druck genug, bloß nicht gleich wieder neuen aufbauen“, forderte der nach dem Jubel auf der Reservebank durchschnaufende Steil. „Erst mal dürfen wir uns jetzt freuen.“

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