Montagsumfrage Werd in Bärmesens noch gebabbelt?

Ursula Rees
Ursula Rees

Mit Zunahme der Globalisierung treten die Dialekte immer mehr in den Hintergrund. Wie es die Pirmasenser damit halten, wollte Tanja Daub in der Fußgängerzone wissen.

Dialekte sterben aus. Wie eine neue Studie ergeben hat, sprechen immer weniger Kinder in der Grundschule die Mundart ihrer jeweiligen Heimatregion im Unterricht, was ihnen sowohl Vor- als auch Nachteile bringt. Ist der Dialekt auch heute noch ein wichtiges Kulturgut, das Identität stiftet?

Iris Hofer stammt aus dem Saarland, wohnt aber schon seit 45 Jahren in der Südwestpfalz. Ihre Dialektfärbung hat sie nie verloren. „Anfangs war das schon schwierig, denn wir Saarländer sagen zum Beispiel Grauwurst statt Salami. Ich war lange mit einem Pfälzer verheiratet, das machte es dann irgendwann einfacher. Nur Leute aus Hauenstein werden mir sprachlich wohl immer fremd bleiben“, sagt Hofer und lacht.

Michael Manz kommt aus dem rheinhessischen Oppenheim und verbringt gerade ein paar Tage in Pirmasens. Den „Bärmesenser“ Dialekt versteht er recht gut, er sei dem eigenen, dem rheinhessischen nicht unähnlich, wie er festgestellt hat. „Das, was ich gehört habe, finde ich ganz sympathisch. Schade, dass viele Leute denken, Dialekt zu sprechen hätte etwas mit Unbildung zu tun. Ehemalige Schulkollegen von mir haben in der Schule noch Mundart gesprochen und als sie an die Universität gingen, wollten sie davon plötzlich nichts mehr wissen“, erinnert sich Manz. Er selbst passt sich im Bekannten- und Kollegenkreis sprachlich an, wie er weiter berichtet. „Spricht jemand Dialekt mit mir, spreche ich ihn auch, spricht jemand Hochdeutsch, tue ich das auch so. Damit komme ich gut zurecht“, sagt er.

Sascha Reidenbach ist Vater dreier Kinder und spricht mit ihnen von je her sowohl Hochdeutsch als auch Pfälzisch. „Die Kinder haben sich dabei ganz unterschiedlich entwickelt. Der Jüngste spricht viel Dialekt, während der Älteste nur Hochdeutsch spricht. Ich denke, man sollte beides sprechen können, denn schließlich hat Mundart auch etwas mit Heimatgefühl zu tun. Der hochdeutschen Sprache mächtig zu sein bringt wiederum Vorteile für die schriftliche Sprache“, so Reidenbach.

Ilka Dragan kommt aus Waldfischbach-Burgalben, hat aber auch schon zehn Jahre im hessischen Kassel gelebt. Aufgewachsen ist sie mit einer Mischung aus Pfälzisch und Schwäbisch. In Kassel habe sie sich zu Anfang mit ihrem Dialekt kaum verständigen können, wie sie berichtet. „Das war schon schräg, weil mich niemand verstanden hat. Ich brauchte sozusagen einen Übersetzer, habe mir das Hochdeutsche dann allerdings irgendwann angewöhnt. Als ich wieder zurück war, habe ich weiterhin Hochdeutsch gesprochen und spreche es heute noch“, erzählt sie.

Dass beides, die eigene Mundart und die Hochsprache, wichtig ist, sagt wiederum Ursula Rees. „Die Welt wird doch immer bunter und globaler, da ist es wichtig, dass man von allen und überall verstanden wird“, meint sie. Ihre Tochter, selbst eine Pirmasenserin, sei vor einigen Jahren nach Hessen gezogen. Dementsprechend sprächen ihre Enkelkinder, die dort geboren und aufgewachsen sind, sowohl Hessisch als auch Hochdeutsch. „Wenn ich mit ihnen spreche, bemühe ich mich dann ebenfalls, dass sie mich verstehen. Und das geht eben mit Hochdeutsch am besten“, sagt Rees weiter.

Leo Germann findet, dass mit dem Niedergang des Dialekts auch die Zugehörigkeit zu der eigenen Heimat immer mehr verloren geht. „Das ist sehr schade“, sagt Germann, „denn man sollte sich zu seinen Wurzeln bekennen. Im Beruf oder in anderen Regionen spreche ich immer Hochdeutsch, aber zuhause nicht. Ich passe mich eben den Gegebenheiten an, ich denke das ist auch sehr wichtig“, so Germann weiter. Als Grundschüler habe er im Unterricht Dialekt gesprochen. Später, mit dem Wechsel ins Gymnasium, sei dann die Hochsprache angesagt gewesen. „Beides spreche ich perfekt“, sagt Leo Germann.

Sascha Reidenbach
Sascha Reidenbach
Iris Hofer
Iris Hofer
Ilka Dragan
Ilka Dragan
Leo Germann
Leo Germann
Michael Manz
Michael Manz
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