Pirmasens Wer kennt H. Zollinger?

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Nicht das goldglänzende Geschmeide, nicht die prunkvolle Medaille sind’s, die den kriminalistischen Spürsinn von Stadtarchivarin Heike Wittmer kitzeln; der unscheinbare Eindruck „H. Zollinger“ in der mit DC-fix bezogenen Schatulle der Plakette ist es. „Ein Juwelier dieses Namens ist in keinem Pirmasenser Adressbuch zu finden. Jetzt brauchen wir die Hilfe der Pirmasenser.“

Ehrenkette und Medaille, die der Männergesangverein Eintracht Pirmasens für die siegreiche Teilnahme an einem Sängerstreit 1933 in Pforzheim bekommen und nach der Vereinsauflösung in die Bestände des Pirmasenser Stadtarchivs übergeben hatte, sind nur zwei der Zugänge aus dem Jahr 2016. Und, historisch gesehen, nicht einmal die bedeutendsten. Genauso wenig wie die mehr als 100 Steingutflaschen, die bei Gartenarbeiten bei der Stadtmission letztes Jahr gefunden wurden. Keiner weiß, von wann sie stammen und was sie mal enthalten haben könnten. Vielleicht Schnaps, denn in der nahen Kümmelgasse gab’s ja mal einen Schnapsbrenner… Ihrer Substanz nach bedeutender sind die zahllosen Zugänge an Bildmaterial, das, wenn möglich, digitalisiert wird. Vom „Wohnpark Ohmbach“ zum Beispiel. Die schwierige Suche und dann doch erfolgreiche Sicherung von Material für die Ausstellung „Remember - Die amerikanischen Streitkräfte in Pirmasens“, das Filmmaterial aus dem privaten Beständen der Familie Sandt, das geschichtsinteressierte Gersbacher Bürger zur Verfügung gestellt haben, das digitalisiert wurde und nun als 20-minütiges Video gesichert ist. Das Stadtarchiv betreut auch das Projekt „Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus“, bringt Kindern alte Schreibschriften wie Sütterlin nahe, ermöglicht in einem Projekt „Leichte Sprache“ auch Menschen mit eingeschränktem Lese- und Sprachverständnis den Zugang zu Museum und Ausstellungen. Das ist nur eine sehr kleine, beispielhafte Auswahl der Archiv-Aktivität aus dem letzten Jahr, die Heike Wittmer gestern vorstellte. Das Stadtarchiv ist gefragt bei den Bürgern, allein 1055 Ahnenforscher nutzten das Angebot (nach Voranmeldung) vor Ort. Die Zahl der Nutzer von Dokumentationen, Publikationen, Vorträgen, Ausstellungen und Gästeführungen addierte sich letztes Jahr auf 4589. Das alles stemmt das Stadtarchiv mit rechnerisch 2,6 Festangestellten und einer Auszubildenden, die man sich mit der Stadtbücherei „teilt“. Das ist nicht viel Personal, nicht nur angesichts der Nutzerzahlen, sondern auch mit Blick darauf, dass die Archivierung eine städtische Pflichtaufgabe ist und die Bestände ständig wachsen: Ratsprotokolle, Baupläne und vieles mehr, das dokumentiert und archiviert werden muss. Nutzen kann diese Bestände jeder, der sich bei Heike Wittmer unter 06331/84 2223 anmeldet. Mit ihrer Hilfe kann man auf die Suche gehen, denn ein direkter Zugriff über einen Schlagwort- und Bestandskatalog wird es auch in absehbarer Zeit aus Kapazitätsgründen nicht geben. Das Konvolut der städtischen Archive verteilt sich mittlerweile auf 18 Standorte in der Stadt. Das vorhandene Material rechnet sich auf 130 laufende Regalmeter. Das Stadtarchiv platzt also aus allen Nähten. |tz

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