Pirmasens Wenn die Chemie stimmt

Kathrin Wittwer tut nur noch, worauf sie Lust hat: Die Leitung des Kirchenchors St. Cäcilia in Fehrbach gehört einfach dazu.
Kathrin Wittwer tut nur noch, worauf sie Lust hat: Die Leitung des Kirchenchors St. Cäcilia in Fehrbach gehört einfach dazu.

„Ich bin das unmusikalischste Mitglied einer sehr musikalische Familie“ sagt die promovierte Chemikerin Kathrin Wittwer bescheiden über sich selbst. Beide Eltern waren Musiklehrer und Chorleiter, und es war selbstverständlich, dass die Tochter Klavierunterricht erhielt. Dieser endete allerdings nach der Schulzeit, da sie als Studentin gar kein Instrument besaß.

Nie hätte sie gedacht, dass sie einmal einen Chor leiten würde und ebenso wenig, wie komplex diese Aufgabe ist. „Man steht während einer Probe andauernd unter Beobachtung. Jede Geste, jede Miene wird interpretiert“, findet Chorleiterin Wittwer, die auf Umwegen zum Kirchenchor St. Cäcilia in Fehrbach fand. Ihre beruflichen Interessen hatten mit Musik nicht das geringste zu tun. Nach ihrer Schulausbildung in der Schweiz studierte sie zunächst in Basel Chemie und legte 1992 ihr Diplom ab. Ihre Promotion absolvierte sie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 1996 und schloss eine wissenschaftliche Tätigkeit im kalifornischen Pasadena an. Nach verschiedenen Stellen in der Forschung, Entwicklung und Lehre beschloss sie, nachdem sie 2004 Mutter geworden war: „Ich tue nur noch, worauf ich Lust habe.“ Wittwer begann, sich kirchlich zu engagieren. Sie wurde Multiplikatorin der ökumenischen Weltgebetstags-Bewegung und meldete sich als Orgelschülerin im Bischöflichen Kirchenmusikalischen Institut in Speyer an. Im Jahr 2014 legte sie das C-Examen ab. Noch während der Ausbildung wurde sie gefragt, ob sie den Kirchenchor St. Cäcilia der Katholischen Kirchengemeinde St. Josef in Fehrbach leiten wolle, der sich nach 27 Jahren von seinem Chorleiter getrennt hatte. Kathrin Wittwer war skeptisch und wollte erst einmal mit dem Chorvorstand sprechen. Man verstand sich gut, und sie ließ sich auf das Experiment ein, allerdings bestand sie auf eine Probezeit mit beidseitiger Möglichkeit der Kündigung. Seitdem ist niemand ausgetreten, eine Sängerin hat sie sogar dazu gewonnen, was beweist, dass nicht nur die Chemie zwischen Chor und Chorleiterin stimmt, sondern auch die musikalische Arbeit funktioniert und Spaß macht. Vor der Sommerpause trug Wittwer mit ihrem Chor die Cäcilienmesse von Gruber für den Festgottesdienst zum 130. Gründungsjubiläum am 10. Juni vor. Das war ein Höhepunkt für die 28 Sänger und Sängerinnen des Kirchenchores, die alle zwischen 50 und 80 Jahre alt sind. „Klar würde ich mir ein paar jüngere Leute im Chor wünschen“, so Wittwer, aber ihr ist klar, dass insbesondere Kirchenchöre mit Nachwuchsproblemen kämpfen. An Feiertagen gebunden zu sein und sonntags morgens in der Kirche zu singen ist bei jungen Menschen nicht besonders populär.

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