Pirmasens Weißer Ring hat wieder ein Gesicht

Opfer von Verbrechen finden in Pirmasens wieder Ansprechpartner der Hilfsorganisation „Weißer Ring“. Nach Jahren, in denen der Weiße Ring nur mit Mitarbeitern aus Zweibrücken in der Region präsent war, wurde gestern im Rathaus Herbert Nikaes als neuer Außenstellenleiter des Weißen Rings vorgestellt. Und Nikaes ist nicht alleine: 13 Männer und Frauen unterstützen ihn.

Hauptaufgabe von Nikaes und seinen 13 Helfern ist es, Opfern von Verbrechen Zuwendung zuteil werden zu lassen, die von Seiten der Polizei, der Gerichte oder der Staatsanwaltschaft meist nicht kommt. „Im Fokus der Ermittlungsbehörden steht der Täter“, meinte dazu gestern bedauernd Leitender Oberstaatsanwalt Martin Graßhoff, der jedoch betonte, dass heutzutage Opfer in der Justiz längst nicht mehr nur als „Beweismittel“ gesehen würden, wie das früher vielleicht noch gewesen sein mag. Der Pirmasenser Nikaes ist beruflich schon immer mit Verbrechen konfrontiert und arbeitet als Hauptkommissar bei der Zweibrücker Polizeiinspektion und ist auch Verbindungsbeamter zur französischen Gendarmerie. Dort kam er 2008 auch in Kontakt zum Weißen Ring, als die Opferhilfsorganisation einen Verbindungsbeamten bei der Polizei suchte. „Die Arbeit mit den Leuten vom Weißen Ring hat mich angesprochen und dann habe ich mitgemacht“, erzählt Nikaes. Allerdings meist in der Zweibrücker Außenstelle, die damals noch Pirmasens und den Landkreis mitbetreute. In Pirmasens mangelte es an eigenen Mitarbeitern, die Nikaes unterstützen konnten. Das änderte sich nach einem Aufruf des Landesvorsitzenden Karl-Heinz Weber im Februar zusammen mit Oberbürgermeister Bernhard Matheis. 15 Interessierte meldeten sich. „Das war eine außergewöhnlich gute Resonanz“, zeigte sich gestern Weber immer noch erstaunt. 13 sind nach ersten Gesprächen letztlich übrig geblieben, von denen im Oktober die ersten vom Weißen Ring in Seminaren geschult werden sollen. Am Anfang werden die neuen Pirmasenser Mitarbeiter auch immer nur in Begleitung von erfahrenen Kollegen der Zweibrücker Außenstelle zu Opfern gehen. Der dortige Außenstellenleiter Rainer vom Berg sicherte den Pirmasensern die volle Unterstützung zu. Neben der Betreuung von Opfern will Nikaes sich um die Prävention kümmern. Hierzu könne der Weiße Ring Vorträge in Schulen halten. Der 57-jährige Nikaes arbeitet ebenso wie seine 13 Mitstreiter komplett ehrenamtlich für den Weißen Ring. Weitere Helfer seien immer willkommen. Vor allem benötige der Weiße Ring für die Betreuung weiblicher Verbrechensopfer auch Frauen. Gerade bei Gewalttaten von Männern gegen Frauen könne der Weiße Ring nicht mit männlichen Mitarbeitern zum Opfer gehen, erklärte Nikaes. Der Weiße Ring kooperiert bei seiner Arbeit zwar mit der Polizei. Eine Weitergabe von Opferdaten an den Weißen Ring sei jedoch verboten, versicherte Landesvorsitzender Weber. Die Polizei informiere die Opfer über die Möglichkeit einer Hilfe durch den Weißen Ring und das Opfer müsse dann die Handynummer von Nikaes anrufen oder das bundesweite Opfer-Telefon. Am wichtigsten sei meist die persönliche Zuwendung, schildert Nikaes aus seiner bisherigen Erfahrung. Darüber hinaus hilft der Weiße Ring aber auch ganz konkret mit Hilfeschecks für eine kostenlose Erstberatung bei einem Psychologen, Rechtsanwalt oder einer rechtsmedizinischen Untersuchung, sofern gewünscht. Auch kann ein Erholungsurlaub für ein Opfer und seine Angehörigen bezahlt werden. Im Fall eines Pirmasenser Missbrauchsopfers wurde vor Jahren ein mehrwöchiger Urlaub für das Mädchen und seine Familie gezahlt. (kka) Kontakt Herbert Nikaes, 0151/55164765, bundesweites Opfertelefon 116006

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