Interview Warum die Volkshochschule über den Gebrauch des Smartphones aufklärt

Dozentin Eva Gensheimer (rechts) erklärt der Leiterin der Volkshochschule Margit Nuss eine Navigations-App am Smartphone.
Dozentin Eva Gensheimer (rechts) erklärt der Leiterin der Volkshochschule Margit Nuss eine Navigations-App am Smartphone.

Die Volkshochschule Pirmasens bietet aktuell einen Kurs an, in dem Teilnehmer die Benutzung des Smartphones erlernen können. Im Gespräch mit der RHEINPFALZ erklären Dozentin Eva Gensheimer und VHS-Leiterin Margit Nuss, warum es wichtig ist, gerade älteren Teilnehmern die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten des Geräts zu vermitteln.

Frau Gensheimer, Sie sind Dozentin eines Kurses, in dem Teilnehmer den Umgang mit dem Smartphone erlernen. Braucht es ein solches Seminar im Jahr 2022 überhaupt noch?
Gensheimer: In dem Kurs sind vor allem ältere Menschen, die nicht mit dem Smartphone groß geworden sind. Ich meine, ich hatte auch nicht von klein auf ein Handy, aber heutzutage läuft eben viel über das Smartphone. Die Teilnehmer wollen es kennenlernen und verstehen, auf was man achten muss. Man hat ja auch tolle Funktionen, die man nutzen kann. Ein Smartphone ist schon hilfreich, wenn man es richtig benutzt.

Nuss: Sie sagen es, wenn ich da einhaken darf – einfach auch von der Erfahrung her. Sicherlich können die Kursteilnehmer bevor sie den Kurs besuchen mit dem Smartphone umgehen. Das heißt: Sie können telefonieren, SMS verschicken, wahrscheinlich zum Großteil auch Bilder machen und ins Internet gehen. Aber was so ein Gerät noch alles bietet, das ist etwas, was im Kurs gezeigt und erlernt wird.

Das ist eine gute Überleitung zur nächsten Frage: Was sind denn konkrete Inhalte des Kurses?
Gensheimer: Ich habe erst mal gefragt, auf welchem Stand die Teilnehmer sind. Das ist schon ein Unterschied, ob jetzt jemand dabei ist, der beispielsweise nichts weiß – außer, wie man telefoniert – oder ob Leute dabei sind, die beispielsweise mehr über Bilderbearbeitung und so weiter lernen wollen. In der ersten Stunde habe ich dann mit den Grundlagen angefangen, im Sinne von: Welche Einstellungen gibt es am Handy. Beispielsweise die Schriftgröße oder dass das Handy nicht nach zehn Minuten aus geht. Da gehe ich sehr auf die Wünsche der Kursteilnehmer ein. Was ich tatsächlich oft gefragt wurde, ist, wie man ein Parkticket über das Internet ziehen kann, wenn man eben mal kein Kleingeld dabeihat.

Nuss: Solche Anwendungen, die für Sie als junge Frauen selbstverständlich sind, sind für mich als nicht mehr so junge Frau nicht so selbstverständlich. Und den Umgang mit dem Smartphone kann ich in dem Kurs bei der Volkshochschule erlernen. Ich wäre so eine Art Paradebeispielspiel für den Kurs.

Wie sieht denn die Altersstruktur im Kurs generell aus?
Gensheimer: Es sind hauptsächlich ältere Menschen, das kann man schon so sagen – ohne, dass es abwertend klingen soll.

Nuss: Ich glaube die Teilnehmer sind ab 50 Jahre aufwärts. Den Kurs gibt es schon seit 2006 – damals ging es eben noch um das Handy. Seitdem gibt es ihn jedes Semester. Aktuell sind es elf Teilnehmer. Wir versuchen bei solchen Kursen die Teilnehmerzahl zu begrenzen, ansonsten wird es zu ausschweifend, wenn jeder Teilnehmer ein eigenes Thema bearbeiten möchte.

Das Smartphone kann ja – gerade für Nutzer, die sich noch nicht so gut auskennen – Gefahren wie beispielsweise Kostenfallen mit sich bringen. Wie klären Sie die Kursteilnehmer darüber auf?
Nuss: Wir haben an einem Kurstag die Verbraucherzentrale dabei, Herrn Prowald, der unsere Teilnehmer über diese Kostenfallen informiert und erklärt, auf was man dabei achten sollte. Denn wie schnell hat man etwas angeklickt, hat sich damit vertraglich verpflichtet und weiß hinterher nicht mehr, wie man da rauskommt.

Gensheimer: Genau, das macht hauptsächlich die Verbraucherzentrale. Aber ich wurde auch schon in der ersten Stunde gefragt: Was ist, wenn ich mal den falschen Knopf drücke? Dann habe ich gesagt, einfach ausprobieren. Solange man nicht seine ganze Adresse oder Kontodaten angeben muss, kann im Prinzip bei den normalen Apps nichts passieren.

Den ersten Termin haben Sie bereits hinter sich – wie hat es denn geklappt?
Gensheimer: Sehr gut, ich war überrascht, wie gut es funktioniert hat. Klar, es gibt immer Einzelfälle – bei mir klappt das nicht, bei mir jenes nicht, können Sie mal vorbeikommen. Ab dem zweiten Termin ist dann noch eine weitere Person dabei, die mich unterstützt. Das ist eine Freundin von mir: Lena Gumbert. Denn bei so vielen Fällen ist es schwierig, bei allen Personen gleichzeitig zu sein. Aber im Großen und Ganzen hat das sehr gut funktioniert.

Nuss: Das ist auch so vom Konzept her, dass bei der ersten Kursveranstaltung die Teilnehmer von einer Dozentin betreut werden und im Anschluss sind es dann zwei oder drei. So kann man Kleingruppen einteilen. Beispielsweise indem man die Smartphone-Modelle trennt. Denn solche Kurse entwickeln sich. Deshalb finde ich es sinnvoll, dass so etwas über mehrere Wochen hinweg stattfindet und nicht geballt an einem Tag. So können sich die Teilnehmer mit der Technik beschäftigen und sich damit auseinandersetzen, was sie in der vergangenen Kursstunde gelernt haben.

Können Sie nochmal erklären, was die Hauptprobleme der Teilnehmer sind?
Gensheimer: Von „ich brauche es für meine Webseite“ zu „ich möchte meine E-Mails verknüpfen“ zu „ich möchte mein Handy ordnen“ ist eigentlich alles dabei. Aber auch: Was kann ich mit meinem Smartphone unterwegs anfangen – im Sinne der Navigation. Zum Beispiel: Wie kann ich sehen, wann die nächste Bahn kommt. Das mit dem Parkticket. Eben viele Sachen, die nützlich sind und nicht nur Apps, die man privat nutzen kann.

Frau Gensheimer, Sie sind zum ersten Mal als Dozentin für die Volkshochschule aktiv. Warum haben Sie sich dafür entschieden, das zu machen?
Gensheimer: Meine Mutter war als Dozentin im Sprachbereich tätig und ich wurde dann gefragt, ob ich das machen könnte, weil mein Vorgänger ebenfalls wegen des Studiums weggezogen ist. Und da ich sozusagen nur in Landau studiere, habe ich gesagt: Ja, das mache ich gerne. Das ist für mich auch eine gute Erfahrung, weil ich Lehramt studiere – Sport und Englisch auf Gymnasiallehramt.

Nuss: Ich finde das intergenerative toll daran. Frau Gensheimer hat Erfahrung im Unterrichten. Sie weiß, das sind ältere Herrschaften, da muss ich langsam vorgehen. Sie muss mit den Schülern geduldig sein. Sie muss auch wissen, wieviel Stoff kann ich in eine Unterrichtsstunde reinpacken.

Wie bereiten Sie sich denn auf einen Kurstermin vor?
Gensheimer: In der ersten Stunde habe ich die Grundlagen gemacht und habe dann gesehen, auf welchem Level die Teilnehmer sind. Ich plane jetzt mehr Zeit ein, um einzelne Fragen zu klären. Das habe ich bei dem ersten Termin gemerkt – ich konnte nicht alles machen, was ich machen wollte, weil es eben doch viele Einzelfragen gab. Aber das ist auch gar kein Problem.

Haben Sie bisher schon Feedback von den Teilnehmern erhalten?
Gensheimer: Ja, ich habe letzte Woche von zwei Teilnehmern gehört, die zunächst sehr skeptisch waren, ob das jetzt wirklich ein Kurs für komplette Anfänger ist. Sie haben aber auch gesagt, dass sie sehr überrascht waren und dass ich es gut gemacht habe – das freut mich natürlich.

Was erhoffen Sie sich denn von den restlichen Kursterminen?
Gensheimer: Auf jeden Fall, dass es so weiter geht und dass sich niemand langweilt. Und vor allem, dass sich die Leute das Gelernte behalten. Also nicht, dass sie sagen: Okay, ich habe jetzt den Kurs gemacht und zwei, drei Sachen habe ich mir behalten, aber richtig umgehen kann ich immer noch nicht damit. Ich hoffe, dass die Teilnehmer danach eigenständig mit dem Smartphone umgehen können.

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