Pirmasens Von Woche zu Woche:

„Das ist alles nicht logisch!“ So hat der aus Pirmasens stammende Künstler Wolfgang Fritz in dieser Woche die Trennung der Stadt von Kulturamtsleiter Jörg Meißner und dessen (vorübergehendes?) Ausscheiden als Kurator der Alten Post kommentiert – und damit ins Schwarze getroffen. Dass die Stadtverwaltung einen ausgewiesenen Fachmann (mitsamt Ehefrau) aus Tübingen nach Pirmasens lockt, ihm die Leitung des Kulturamts anvertraut und ihn als Kurator der Alten Post einsetzt – und ihn nach zwei Jahren ohne Vorwarnung von heute auf morgen auf die Straße setzt, das ist tatsächlich nicht logisch. Dass Ämter fusioniert werden sollen, war nämlich schon länger bekannt. Dass Meißner, wie angedeutet, nach einem halben Jahr wieder ein Jobangebot als Kurator bekommen und annehmen könnte, ist genauso wenig logisch. Wenn der Mann gut ist, sollte die Stadt ein Interesse haben, ihn unverzüglich weiterzubeschäftigen. Taugt er nichts oder hat er sich etwas zuschulden kommen lassen, dann ist der Abschied gerechtfertigt, aber unwiderruflich. Nicht logisch ist auch, mit der Kündigung des Vertrags den Ruf des Mannes regional und überregional zu ramponieren – und ihn im gleichen Atemzug über den grünen Klee zu loben. Wer länger über die Geschichte nachdenkt, der muss mehr und mehr zu der Überzeugung gelangen, dass OB Matheis nur die halbe Wahrheit erzählt hat, dass hinter der Kündigung Meißners mehr steckt, als offiziell zu hören war. Übrigens: Bezeichnend für die Arbeit der politischen Parteien in Pirmasens ist, dass bis auf die Linken die Kommunalpolitiker in Sachen Meißner in Deckung blieben. Kein Wort im Stadtrat, obwohl die Personalie bekannt und brisant war. Kein Wort in den Tagen danach. Erst als die RHEINPFALZ explizit nachfragte, fanden Gerhard Hussong (SPD) und Hermann Schulze (Grüne) deutliche Worte für den Umgang des Oberbürgermeisters mit Jörg Meißner. Eine schlagkräftige Opposition hätte OB Matheis schon am Montag in der Stadtratssitzung die Personalie Meißner um die Ohren gehauen. Eine Möglichkeit, das Desaster um Meißner in öffentlicher Sitzung (statt nichtöffentlich) zu diskutieren, hätte sich finden lassen. Dass jetzt das Stadtmarketing unter Geschäftsführer Rolf Schlicher für das Kulturzentrum Alte Post zuständig sein soll, ist ein schlechter Scherz. Wer für zwölf Millionen Euro einen Kulturtempel baut, wer eine Menge Geld in die richtige Klimatisierung und andere technische Details steckt, um hochwertige Ausstellungen an Land ziehen zu können, der sollte in der Alten Post auch vor allem Kultur stattfinden lassen. Tagungen, private Feiern, Hochzeitsmessen oder städtische Veranstaltungen gehen durchaus in Ordnung, um zusätzliches Geld einzuspielen. Aber um kulturelle Ausstellungen mit Niveau zu organisieren, dazu fehlen Schlicher und seinem Team Kompetenzen und Beziehungen in die Kunstszene. Und jetzt ein halbes Jahr zu warten in der Hoffnung, dass Jörg Meißner als Kurator zurückkehrt, ist ein Glücksspiel. Wenn sich Marketing-Geschäftsführer Schlicher um seine ureigenen Aufgaben kümmert, darum, dass mehr Touristen nach Pirmasens kommen, dass das Dynamikum für die Besucher interessant bleibt, dass in der Innenstadt, im Strecktal und anderswo attraktive Veranstaltungen stattfinden oder dass die Innenstadt als Einkaufszentrum überlebt, dann hat er damit beileibe genug zu tun. Und ganz nebenbei managt er ja auch noch ehrenamtlich den Protest gegen die Verweigerung des vierspurigen B-10-Ausbaus. Die CDU-Landtagsabgeordnete Susanne Ganster hat mit ihrer Hartnäckigkeit für einen handfesten Streit in der Mainzer Koalition gesorgt. Hätte sie nicht beharrlich das Thema Lkw-Transitsperre auf der B 10 im Landtag auf Wiedervorlage gehabt, das Gutachten, aus dem Minister Lewentz in dieser Woche zitierte und das keine Handhabe sieht, die B 10 für Laster zu sperren, wäre womöglich um des lieben Friedens willen noch länger (bis nach der Wahl 2016?) in der Schublade geblieben. Dass mittlerweile der zweite angesehene Gutachter eine Transitsperre ablehnt, ficht die Grünen nicht an. Es müsste sich in deren Dunstkreis doch ein Mensch finden lassen, der ein Gutachten nach Wunsch liefert ...

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