Pirmasens Von Elvis Presley bis Johnny Cash

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Am Freitagabend traten beim Event-Advent mit „Platinum“ und „2 Fools A Minute“ aus Pirmasens, sowie „Candy Riders“ aus Saarbrücken drei versierte Bands in der ehemaligen Pirmasenser Hauptpost auf. Alle hatten sich Akustik-Musik auf ihre Fahne geschrieben.

Das Duo „Candy Riders“ – Sängerin Silvia „Sugar Babe“ Zeimet und Gitarrist Thomas „Mr. T.“ Franzen – ging als erster Act auf die Bühne und kredenzte den leider nur etwa 100 Zuschauern eine sehr gelungene Mixtur aus Rockabilly, Rock, Pop, Blues und Chanson. Besonders auffällig war das außerordentlich breitgefächerte Repertoire der beiden Musiker. Bei fast jedem Song wechselte Franzen die Gitarre und auch den Stil. Und das tat er überaus routiniert und versiert. Die Sängerin präsentierte einen lasziven Gesangsstil, den man so auch nicht alle Tage zu hören bekommt und untermalte diesen mit einer sehr professionellen Performance. Mit ihrer kräftigen, tiefen Stimme und einer hochemotionalen Phrasierung von Songs wie den Billy-Idol-Hits „White Wedding“ und „Rebel Yell“, den Elvis-Presley-Klassikern „Hound Dog“ und „Jailhouse Rock“ oder dem aufwühlenden Chanson „Je veux“ und dem wie auf sie zugeschnittenen Pop-Hit „Mistify“ von „Inxs“ im Akustikgewand traf sie den Nerv der relativ wenigen aber aufmerksamen Besucher. Insbesondere beim aggressiv dargebotenen „Jailhouse Rock“ zeigte sie ihren beeindruckenden Stimmumfang. Die Sahne auf dem „Candy Riders“-Kuchen waren die sehr sympathischen Ansagen. Danach war „2 Fools A Minute“ an der Reihe. Bastian Welker und Mike Klingel gehören sicherlich zu den qualitativ besten Akustik-Duos weit über unserer Region hinaus. Die beiden konnten auch an diesem Abend überzeugen. Mehrmals heimste das Duo sogar Szenenapplaus für die exzellente zweistimmige Gitarrenarbeit ein. Insbesondere die Songs von „Dire Straits“ scheinen den beiden Musikern zu liegen. Wäre „Dire Straits“-Chef Mark Knopfler am Freitag vor Ort gewesen, hätte er beim famosen Gitarrenspiel zu „Money For Nothing“ und insbesondere bei „Sultans Of Swing“ sicherlich zufrieden genickt. Doch auch „Don’t Fear The Reaper“ von „Blue Oyster Cult“ oder dem „Queen“-Hit „Crazy Little Thing Called Love“ drückten Klingel und Welker ihren eigenen Stempel auf. Welker hatte mit einer Erkältung zu kämpfen, was ihn beim Gesang etwas beeinträchtigte, doch er kämpfte sich bravourös durch die etwa einstündige sehr abwechslungsreiche Setliste, zu deren Finale das Duo „Verdamp lang her“ von „Bap“ und einen wahrlich nicht jugendfreien „Tenacious D“-Song brachte. „Platinum“ ist die neue Band der „Downwind“-Musiker Mark Schlick (Gesang, Gitarre), Dieter Henzmann (Leadgitarre, Gesang) und Schlagzeuger Marc Müller. Stilistisch nimmt man sich Rocksongs der 60er bis 80er Jahre vor. Schon das famos gespielte Eröffnungsduo „Far Away“ („Dire Straits“) und „The Joker“ („Steve Miller Band“), bei dem Henzmann mit superbem Gesang überzeugte, machte deutlich, dass hier drei absolute Top-Musiker ans Werk gehen. Und dass Schlick in der Lage ist, Johnny-Cash-Songs verblüffend nahe am Original zu singen, machte er erst letztes Wochenende an gleicher Stelle mit „Downwind“ deutlich. Den legendären Cash-Liedern „Folsom Prison Blues“ und „Hurt“ vermochte das Trio auch dieses typische Cash-Feeling zu verpassen. Das war exzellent. Doch auch Pop-Lieder wie „Boys Of Summer“ von „The Hooters“, „Bakerman“ von „Laid Back“ oder Rock-Klassiker der Marke „Another Brick In The Wall“ und „Mother“ von „Pink Floyd“ wurden sehr gut dargeboten und von einem tadellos aufspielenden Müller mit der notwendigen Versiertheit versehen. Was „Platinum“ von ähnlichen Bands unterscheidet ist die stimmliche Wandlungsfähigkeit von Schlick, der raue Gesang von Henzmann und natürlich das annähernd blinde Verständnis aller drei im Zusammenspiel. Das sahen auch die anwesenden Musikfreunde so und sparten keineswegs mit Applaus.

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