Pirmasens Von Dada-Präsidenten, Oberdadas und Überdadas

Im kommenden Jahr feiert der Dadaismus seinen 100. Geburtstag. Im Februar 1916 wurde die Kunstrichtung unter anderem von Hugo Ball in Zürich im Cabaret Voltaire aus der Taufe gehoben. Am Dienstag kommt zum Vorglühen auf die Geburtstagsfeiern im kommenden Jahr das Projekt „Dada on Tour“ nach Pirmasens vor die Alte Post. Konzipiert wurde die Aktion vom Direktor des Cabaret Voltaire, Adrian Notz, der am Dienstag selbst kommen wird und in einem Vortrag über „Helden der Avantgarde“ referiert. Klaus Kadel-Magin hat mit Notz über Pirmasens, Dada und „Dada on Tour“ gesprochen.

Waren Sie schon mal in Pirmasens?

Nein, leider noch nie. Mit welchen Gefühlen fahren Sie in die Stadt, die Hugo Ball so gravierend geprägt hat? Nun, ich bin sehr gespannt zu sehen, wo Hugo Ball aufgewachsen ist und vor allem, wo er als Ministrant in der Kirche an den Lippen des Priesters hing, wie er das am 23. Juni 1916 in sein Tagebuch „Die Flucht aus der Zeit“ schreibt. Da dieses Moment, im magischen Bischofskostüm, ein mythischer Moment in der Begründung von Dada ist, bin ich sehr gespannt, den Ort dieser leicht zwiespältigen Sehnsucht und Erinnerung von Ball zu sehen. Also, der Ort, der ihm in der Erleuchtung von Dada als Bild im Kopf war. Wie kam es zu „Dada on Tour“ in Pirmasens? Die Initiative kam vor allem aus Remagen, wo das Arp-Museum Bahnhof Rolandseck ist. Wir gehen ja nach Pirmasens weiter in den Norden. Warum tourt Dada in einem Zelt? Weil Dada schon immer etwas Nomadisches und auch etwas Zirkushaftes hatte. Das Zelt ist eine gute Metapher für Dada und es hat immer wieder, je nach Ort wo es aufgeschlagen wird, ganz viele verschiedenen Funktionen. Es kann ein Verkaufszelt sein, ein Schulzimmer, ein Spielzeug, eine Ausstellung, eine Umkleidekabine, ein Landmark, ein Besetzerzelt, ein Konzertsaal, ein Badezelt und so weiter – kurz, ein Ort der Begegnung. Was erwartet die Besucher? Es erwartet sie zum einen ein Firmament Dada, in welchem alle Dada-Orte und alle Dadaisten eingezeichnet sind und zum anderen ein 27-minütiger Film „Dada in Nuce“ in dem Dada erklärt wird. Welche Helden der Avantgarde werden von Ihnen hier vorgestellt? Wir stellen die 165 Dadaisten vor. Von den Dada-Präsidenten Hugo Ball, Emmy Hennings, Tristan Tzara, Sophie Taeuber Arp, Marcel Duchamp, Dada Baroness über die Oberdadas wie Louis Aragon, Mina Loy, El Lissitzky bis hin zu den Überdadas wie Albert Einstein, Lenin, Friedrich Nietzsche, Sigmund Freud oder Charlie Chaplin. Warum sind das Helden? Weil sie uns heute noch inspirieren und weil sie damals die Kunst und das Denken maßgeblich geprägt haben. Termin Das Aktionszelt „Dada on Tour“ wird von Dienstag, 16. Juni, bis Freitag, 19. Juni, auf dem Platz vor der Alten Post in Pirmasens Station machen. Der Vortrag mit Adrian Notz beginnt am Dienstag, um 18 Uhr. (kka)

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