Fußball Viele Verbesserungsvorschläge nach Scheitern der deutschen Frauen

Kollektive Ratlosigkeit nach dem deutschen Ausscheiden.
Kollektive Ratlosigkeit nach dem deutschen Ausscheiden.

Bereits nach der Vorrunde ist das deutsche Nationalteam bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Australien und Neuseeland ausgeschieden. Die RHEINPFALZ hörte sich dazu in der regionalen Frauenfußballszene um.

„Ich war auf jeden Fall arg enttäuscht, insbesondere nach der klasse Europameisterschaft, die sie gespielt hatten“, sagt die 17-jährige Waldfischbacherin Jessica Hauck, die gerade mit dem 1. FFC Kaiserslautern in die B-Juniorinnen-Bundesliga aufgestiegen ist und künftig für die FFC-Frauen in der Verbandsliga spielen wird. In der Saison 2024/25 wird es diese B-Juniorinnen-Bundesliga nicht mehr geben. Das sei ein neuerlicher Rückschritt im Frauenfußball und eine Ungleichbehandlung, kritisiert Hauck.

Das deutsche Nationalteam habe „zu technisch und mit zu wenig Zweikampfhärte“ agiert. Die Gruppengegner – „keinesfalls Riesengegner“, so Hauck – seien viel präsenter gewesen. Es habe auch an „Flexibilität“ und „Durchsetzungsvermögen“ gemangelt. „Dennoch werde ich die Nationalmannschaft weiterhin unterstützen“, betont die Gymnasiastin.

„Deutsche Überheblichkeit“

Die Hinterweidenthalerin Lina Werner, Fußballerin beim FFV Göcklingen, macht vor allem „technische Probleme“ und „mangelhaftes Kurzpassspiel“ für das Scheitern in der Vorrunde verantwortlich. Die einzige Variante sei gewesen: „Flanke von außen, und die Frau Popp hält ihren Kopf hin.“ Das sei definitiv zu wenig. Die 23-jährige Studentin der Umwelttechnik wünschte sich mehr Typen wie Sidney Lohmann (Bayern München), die mit Kreativität und Ballbehandlung überzeugen.

Das Ausscheiden sei mit Blick auf die vielen schlechten Vorbereitungsspiele nicht überraschend gekommen. Und Werner kritisierte hart die deutsche, ja europäische Überheblichkeit. Afrika und Asien hätten bei den Frauen wie bei den Männern mächtig aufgeholt und europäisches Niveau erreicht. Sie wünscht sich, dass im Jugendbereich auch Bolzplatz-Kickerinnen gefördert werden. Es dürfe nicht angehen, dass diese aussortiert werden, weil sie nicht in ein System passen.

Nicht gefährlich im letzten Drittel

Der Stachel der Enttäuschung saß auch tief bei Christian Weinkauff, dem Beauftragten für Frauen- und Mädchenfußball im Kreis Pirmasens/Zweibrücken. Der aus Hengsberg stammende, bei der SG Thaleischweiler stark engagierte Wahl-Waldfischbacher hatte bereits erste Planungen für ein Public Viewing späterer Partien im Blick, um den Schwung, den die Vize-Europameisterschaft ausgelöst hat, weiter zu nutzen. Weinkauff: „Die Aufmerksamkeit war da. Deshalb ist es sehr schade, dass die Frauen ausgeschieden sind.“ Ein Stück weit seien die Gegnerinnen zu leicht genommen worden. Die deutschen Frauen seien zu selten gefährlich im „letzten Drittel“ geworden. Im zweiten und dritten Spiel habe man annehmen können, die Männer würden spielen. Zu oft sei „hinten quer gespielt worden, erkannte der frühere Schiedsrichterlehrwart.

Personelle Konsequenzen würden nach seiner Ansicht „nicht viel bringen“. Es gelte, so der 43-Jährige, „das System zu ändern“. Vor allem müsse sich der weibliche Fußball im Nachwuchsbereich erheblich breiter aufstellen. Bereits in den Schulen müsse vermehrt Fußball für beide Geschlechter angeboten werden.

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