Pirmasens Verlassen und in Brand gesteckt

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Viele Burgen im Pfälzerwald sind bekannt. Auch als Ruinen auf den Sandsteinfelsen sind sie noch beeindruckend, als Ziel von Wanderungen und als Aussichtspunkte beliebt. Auch in und um Zweibrücken gab es Burgen, deren Reste allerdings weniger imposant sind und nicht als Postkartenmotiv taugen.

Im „Pfälzischen Burgenlexikon“ (Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, 1999-2007, vier Bände), sind die Burgen beschrieben. Die folgenden Informationen stammen daraus. Es begegnen uns Ruinen, die im Gelände sichtbar und auf topographischen Karten verzeichnet sind, und solche, deren Reste unsichtbar im Boden ruhen. Daneben gab es Wehrbauten, die aus Schriften des Mittelalters bekannt sind, aber nicht mit letztendlicher Sicherheit zu lokalisieren sind. Auch handelt es sich nicht bei jedem alten Gemäuer um eine mittelalterliche Burg. Bleiben noch solche Burgen, bei denen nur Mutmaßungen auf eine mögliche Existenz hindeuten. Dellfeld In Urkunden des Klosters Wörschweiler sind nur einfache Landadelige erwähnt, die sich nach Dellfeld benannten. Daraus leiten sich Flurnamen wie Burgweg und Burggarten ab, die heute nicht mehr geläufig sind. Das Gewann „Im Burrgarten“ ist im Aschbachtal nahe der Grillhütte. Ob man Burrgarten mit Burggarten gleichsetzen und so den Hinweis auf eine Burg ableitet darf, sei dahingestellt. Einöd Für Einöd erwähnt Tilemann Stella 1564 einen Burgstall, der „auf der alten Burg“ genannt wird. Als Burgstall wird eine Burg bezeichnet, von der weniger als eine Ruine erhalten ist, also Fundamentreste und wenig Mauerwerk. 1929 wurden nordwestlich der heutigen Webenheimer Straße in der Talaue Reste eines romanischen befestigten Wohnturms mit Wandstärken bis 1,70 Meter ausgegraben. Großbundenbach Gut dokumentiert ist die Geschichte der Burg in Großbundenbach, trotzdem ist ihr Baujahr nicht bekannt. Erbauer sind vermutlich die Grafen von Saarwerden, die im 12. Jahrhundert in Bundenbach Grundbesitz besaßen. Im späten 13. Jahrhundert gingen die Rechte auf die Grafen von Zweibrücken als Lehnsherren über, 1306 benannten sich erste Lehnsmänner nach Bundenbach. Die Burg Bundenbach erscheint erstmals 1377 in einer Urkunde. Im 15. Jahrhundert stellte sich Johann vom Stein in einem Streit gegen seinen Lehnsherrn, weshalb dessen Truppen die Burg teilweise niederbrannten. 1525 wurde sie im Bauernkrieg ein weiteres Mal in Brand gesteckt, danach prächtiger als zuvor wieder aufgebaut. Bemerkenswert ist, dass die Burg den 30-jährigen Krieg und den pfälzischen Erbfolgekrieg fast unbeschadet überstand und bis ins 18. Jahrhundert bewohnt war. Trotzdem sind nur wenige Überreste geblieben, denn seit dem frühen 19. Jahrhundert wurde das, was noch stand, als Steinbruch benutzt. Damals waren noch Ringmauern, zwei Torgebäude, ein Turm mit Wendeltreppe und Keller vorhanden. Hornbach Für Hornbach ist eine mittelalterliche Burg 1385 urkundlich belegt. Doch mehr weiß man nicht. Ob alte Mauerpartien des Steißerhofs in der Burgstraße der Burg zuzuordnen sind, bleibt unklar. Der Steißerhof lehnt sich im Süden an die Stadtmauer an. Die bestehenden Gebäude stammen aus dem 16. und 18. Jahrhundert. Ixheim In seiner Beschreibung der Ämter Zweibrücken und Kirkel nennt Tilemann Stella Funde von Mauerresten oder eines Burgstalls in Zweibrücken-Ixheim, heute im Bereich des Friedhofs, der Kirchbergstraße und oberhalb der Kirche St. Peter. Das Areal wurde von den Bauern damals „Burgelsheck“ genannt. Archäologische Grabungen legten 1924 oberhalb der Kirche ein mit Fußbodenheizung (Hypokausten) ausgestattetes Gebäude aus der Römerzeit frei. Weitere Fundstellen liegen relativ weit verstreut, so dass wir es hier mit einer ehemaligen römischen Siedlung oder einem großen Landgut zu tun haben, nicht mit einer mittelalterlichen Burg. Käshofen 1962 wurden auf der Gemarkung Käshofen, östlich des Schwanenweihers, Fundamente und Mauerreste eines runden Gebäudes mit 7,5 Meter Durchmesser gefunden. Auf ein mittelalterliches Bauwerk deuten aber weder Schriftquellen noch archäologische Fundstücke hin. Heute scheint jedoch gesichert, dass es sich um Überreste eines Pavillons des weitläufigen, zum Schloss Karlsberg gehörenden Lustparks handelt. Die so genannten Bärenställe sind nur etwa 350 Meter Luftlinie entfernt. Schloss Karlsberg wurde 1778-1788 von Herzog Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken errichtet und 1793 von französischen Revolutionstruppen zerstört. Kirrberg Die Merburg am nördlichen Ortsrand von Homburg-Kirrberg wurde ebenfalls erst in den 1970er Jahren ausgegraben. Aus den erhaltenen Schriftquellen geht hervor, dass die Burg im 12. Jahrhundert im Besitz der Grafen waren, die sich sowohl nach Homburg als auch nach Merburg benannten. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts scheinen die Grafen die Merburg verlassen zu haben, um im strategisch günstiger gelegenen Homburg zu residieren. Niederauerbach Gleiches gilt auch für die erst in den 1970er Jahren wiederentdeckte Burg in der Tschifflick bei Zweibrücken-Niederauerbach. Immerhin kann man hier dank Ausgrabungen den Grundriss recht gut erkennen, wodurch eine dreidimensionale Rekonstruktion möglich wird. Es wird angenommen, dass die Anlage im frühen 12. Jahrhundert errichtet wurde und bis ins 15. Jahrhundert bewohnt war. Es wird auch diskutiert, ob es sich bei den Ruinen um die Überreste des Klosters Ehrwoog handeln könnte, das als östlich von Zweibrücken, an der Straße nach Contwig gelegen, beschrieben wurde. Es könnte sich um eine Außenstelle von Marienstein gehandelt haben, einem Kloster der Reuerinnen, das 1417 aus Sicherheitsgründen innerhalb der Stadtmauern verlegt wurde. Die Reuerinnen waren Klosterfrauen aus adeligem Haus, die sich um „gefallene Mädchen“ kümmerten. Oberauerbach In Urkunden der Grafen von Zweibrücken tauchen Angehörige des Niederadels auf, die sich nach Orlebach benennen. Die einzige Erwähnung der Burg stammt von 1335, als Graf Walram die Burg an den Trierer Erzbischof verpfändete. Die Siedlung Orlebach wurde später verlassen und ging in Oberauerbach auf. Die Burg wird am Hang des Mühlbergs vermutet, nördlich der Straßenkreuzung in der Ortsmitte. Mauerreste, die Tilemann Stella weiter unten am Hang beschrieb, könnten dagegen zur Wüstung Orlebach gehört haben. Rieschweiler Bei Rieschweiler wurden vor 1939 auf dem Heidenberg, östlich des Dorfes, Grundmauern eines runden Gebäudes gefunden und als Burg oder Wartturm gedeutet, weil sich von dieser Position aus eine günstige Einsicht ins Schwarzbachtal bietet. Es bleibt offen, aus welcher Zeit die Relikte stammten und welchem Zweck das Gebäude diente, denn weitere Informationen fehlen. Die Mauersteine wurden in der Nachkriegszeit weggeschafft und einer Zweitverwendung zugeführt, so dass heute an der Fundstelle nichts mehr zu sehen ist. Wiesbach Noch spärlicher sind die Überbleibsel der Anlage auf dem nördlich von Wiesbach gelegenen Burgberg. Wenige Mauerreste und der erkennbare Graben lassen nur Vermutungen über Größe und Aussehen zu. Da Urkunden aus dem Mittelalter fehlen, ist die Entstehung ebenso unbekannt wie der Name und die Eigentümer. Zweibrücken Von der ursprünglichen Burg in Zweibrücken ist heute nichts mehr zu sehen. Sie befand sich am heutigen Schlossplatz und dürfte in den 1180er Jahren entstanden sein, als Heinrich, Sohn des Grafen von Saarbrücken, erster Graf von Zweibrücken wurde. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aber erst aus dem Jahr 1264. Im Spätmittelalter wurde aus der Burg ein Schloss, das stetig erweitert wurde. Tilemann Stellas Karte aus dem 16. Jahrhundert zeigt es auf einer vom Schwarzbach umflossenen Landzunge. Nachdem es französische Soldaten 1677 zerstört hatten, wurde es notdürftig bewohnbar gemacht, bevor 1720 bis 1725 das barocke Schloss errichtet wurde. Teile der alten Anlage blieben noch bis zur Zerstörung 1945 erhalten, so der „Lange Bau am Wasser“. Erdarbeiten vor und Aufräumarbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg brachten Fundamentreste der alten Burg zu Tage.

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