Pirmasens Selbsthilfegruppe: Was tun, wenn das Herz Probleme macht?

Herzerkrankungen können langwierige Behandlungen und Eingriffe erfordern. Die Mitglieder der Herzfreunde wollen sich gegenseitig
Herzerkrankungen können langwierige Behandlungen und Eingriffe erfordern. Die Mitglieder der Herzfreunde wollen sich gegenseitig auf diesem Weg unterstützen.

Nach einer langen Corona-Pause hat sich die Selbsthilfegruppe Herzfreunde erstmals wieder getroffen. Die Gruppe, die in dieser Form einmalig in der Südwestpfalz ist, richtet sich an Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und deren Angehörige. Ihre Arbeit fängt dort an, wo die Hilfe der Ärzte aufhört.

Zum ersten Treffen nach der Zwangspause kamen in Kuchems Brauhaus am Schlossplatz sechs Menschen zusammen, um sich über ihr Leiden, die damit verbundenen Herausforderungen, aber auch Chancen auszutauschen.

Gründer der Herzfreunde ist Rolf Jaksties, der die Gruppe 2006 ins Leben rief – wenige Jahre, nachdem ihm selbst in einer großen Fachklinik ein neues Herz transplantiert wurde. „Mein Grundgedanke war damals, dass ich Leidensgenossen treffen wollte, um mich mit ihnen über die zahlreichen Eingriffe, die Behandlungsmethoden und andere Erfahrungswerte, die mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung einhergehen, auszutauschen. In der ganzen Südwestpfalz gab es noch keine Gruppe dieser Art, und deshalb wurde ich selbst aktiv“, erklärt Jaksties seinen Mitstreitern beim ersten Treffen.

Offene Fragen nach dem Arztbesuch

„Früher wuchs unsere Gruppe stetig, dann kam mit Corona ein tiefer Einschnitt. Nun, da regelmäßige Treffen wieder möglich sind, wäre es schön, wenn unsere Gruppe wieder wächst“, sagt Jaksties, der inzwischen ehrenamtlich als Botschafter der Deutschen Herzstiftung in der Region tätig ist. Im Mittelpunkt der monatlichen Zusammenkünfte stehe der gemeinsame Erfahrungsaustausch über den Umgang mit der eigenen Herzerkrankung. „Hier kann die Selbsthilfegruppe wichtige Unterstützung bieten, auch weil uns die Deutsche Herzstiftung mit Infomaterialien zu Krankheitsbildern und neuen Behandlungsmethoden versorgt. Nach einem Arzttermin und nach einer unschönen Diagnose bleiben oft Fragen offen. Gemeinsam möchten wir aber auch Lebensfreude, Hoffnung und Lebensqualität wecken und fördern. Denn auch mit einer Herzerkrankung oder nach einer Operation ist es möglich, ein normales und selbstbestimmtes Leben zu führen“, sagt der in Dahn wohnende Gründer.

Motiviert durch die Selbsthilfegruppe soll der eigenverantwortliche Umgang mit der Krankheit erleichtert werden, was den Genesungsprozess verbessern kann, wie Jaksties am eigenen Leib erfahren hat. Diese „wertvolle“ Erfahrung möchte er nun mit anderen teilen. Vorwiegend sind es Männer, die teils schon vor Jahren am Herzen erkrankt und zum ersten Gruppentreffen nach Corona gekommen sind.

Elektroschock ohne Vorwarnung

Nur eine Frau ist an diesem Donnerstag dabei. Sie berichtet, dass sie aufgrund einer ausgeprägten Herzschwäche vor Jahren einen Defibrillator dauerhaft eingesetzt bekam, der ihren Herzrhythmus durchgehend überwacht und im Falle lebensbedrohlicher Rhythmusstörungen durch Abgabe eines elektrischen Schocks den normalen Herzrhythmus wieder herstellt. „Wenn der Defibrillator ohne Vorwarnung auslöst, durchzuckt das den ganzen Körper, man fällt auch hin und weiß im ersten Moment gar nicht, was los ist. Das ist dann auch mental ein richtiger Schock“, erzählt die Frau und erfährt sofort, dass diese Erfahrung auch ein anderer Gruppenteilnehmer gemacht hat. Dieser erzählt, dass manche Geräte die Herztätigkeit als EKG-Kurve aufzeichnen, abspeichern und direkt an eine Arztpraxis übermitteln.

Wieder andere berichten von teils gefährlich niedrigem oder zu hohem Blutdruck. „Das Problem ist oft, dass man nach einer Überweisung durch den Hausarzt richtig lange auf einen Termin beim Kardiologen warten muss. In Pirmasens und der Südwestpfalz gibt es nur wenige solcher Fachärzte“, hat Jaksties festgestellt. Der Patient wisse oft viel zu wenig darüber Bescheid, was in seinem Herzen vor sich geht, und viele nähmen ihre Erkrankung erst dann ernst, wenn es gefährlich wird. „Über diese und andere Themen werden wir in Zukunft sprechen, auch darüber, welche Rolle gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung für das Herz spielen“, kündigt der Gründer der Herzfreunde an.

Kontakt

Die Selbsthilfegruppe Herzfreunde trifft sich jeden ersten Donnerstag im Monat in Kuchems Brauhaus am Schlossplatz. Weitere Informationen erteilt Rolf Jaksties telefonisch unter 06391 993673.

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