Pirmasens Schluss mit dem Schlechtreden

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Das war Balsam für die Pirmasenser Seele: „Sie werden zu den Städten im Land gehören, die in ein paar Jahren wieder qualitatives Wachstum haben werden.“ Das sagte gestern bei der Eröffnung des Tags der Generationen im neuen Ärztezentrum auf dem Messegelände Robert Freisberg, Demografieexperte im Mainzer Innenministerium.

Bis in die Nacht hinein gab es an vielen Ecken in der Stadt Aktionen, die auf das Miteinander von Jung und Alt aufmerksam machen und auf die Chancen des demografischen Wandels hinweisen sollten. Freisberg hatte im neuen Café im Ärztehaus vor vollem Haus darauf hingewiesen, dass es in Zukunft einen Wettbewerb der Standorte im Land geben wird, wenn die Einwohnerzahlen zurückgehen. Deshalb müssten sich Städte in Entwicklungsprozesse begeben, Neues anstoßen. „Es wird keine Lösungen von oben geben im Land“, so Freisberg. Er sehe aber, dass da in Pirmasens einiges laufe, griff als Musterbeispiel die Entwicklung am Bahnhof heraus, wo ein Schandfleck verschwunden und ein neuer Treffpunkt entstanden sei. Gut seien auch Initiativen der Wirtschaftsförderung, beispielsweise die Fachkräfteanwerbung zu professionalisieren, Neulingen in der Stadt ein Netzwerk anzubieten, Kreative ins Boot zu holen. „Es ist Engagement in der Stadt“, das sei wichtig, so Freisberg. Was dem Referenten aus Mainz wichtig war: „Die schlechte Eigenwahrnehmung ist ein Problem. Sie müssen selbstbewusster werden.“ Pirmasens sei bei weitem nicht so schlecht, wie es sich selbst mache. Diese schlechte Stimmung nach außen zu tragen sei „völlig falsch“. Die Stadt mache eine positive Entwicklung durch, das müsse kommuniziert werden. Auch Hans-Günther Clev, Geschäftsführer der Zukunftsregion Westpfalz, kam als Mutmacher daher: „Sie haben eine enorm hohe Arbeitsplatzdichte, die Talsohle ist längst durchschritten.“ Und das mit dem Jammern sollte auch in den Griff zu kriegen sein. „Vor der Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2006 seien in Kaiserslautern die Taxifahrer vier Wochen lang geschult worden, damit sie nicht so schlecht über ihre Stadt reden.“ Sollte heißen: Auch die Nachbarn haben sich viel zu wenig selbst lieb. Clev forderte die Verantwortlichen dazu auf, die Jugend zum Bleiben zu bewegen. „Es gibt doch hier gute Aufstiegschancen.“ Oberbürgermeister Bernhard Matheis hatte zum Auftakt der Veranstaltung betont, er sehe den demografischen Wandel nicht als eine krisenhafte Sache, sondern als Chance. Dass Pirmasens dabei sei, sich darauf einzulassen, bewiesen zwei Paradebeispiele: der Pakt für Pirmasens, ein Netzwerk für Familien, und PS-Patio, ein Wohnprojekt für Generationen im Winzler Viertel. (cla)

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