Pirmasens Schicksale beschrieben

Heike Wittmer, Vorsitzende des Historischen Vereins, sitzt im „Häusel“, das auch im neuen Jahrbuch Erwähnung findet.
Heike Wittmer, Vorsitzende des Historischen Vereins, sitzt im »Häusel«, das auch im neuen Jahrbuch Erwähnung findet.

Das Jahrbuch des Historischen Vereins Pirmasens mit 13 regionalgeschichtlichen Beiträgen erscheint Ende Januar.

Im diesjährigen Jahrbuch beschäftigt sich Ulrich Burkhart aus Kaiserslautern mit den Bewohnern der Burg Tanstein bei Dahn. Heinrich XIII. beherbergte dort, ähnlich wie Franz von Sickingen auf seiner Ebernburg, Anhänger der Reformation. Vier Straßburger Augustinermönche weilten ab 1519 in Dahn und fochten mit der Unterstützung Heinrichs um eine neue Weltanschauung, die in den Orden Einzug halten sollte. Der emotionale Artikel von Michael Martin, Landau, beleuchtet sein eigenes Schicksal. Dieses teilt er mit vielen in der Zeit des Zweiten Weltkriegs gezeugten Kindern, deren Eltern zum einen Besetzte und zum anderen Besatzer waren. Durch eigene Forschungen in französischen Archiven und den Gesprächen mit Betroffenen, die ihre Eltern teilweise nicht einmal kannten, konnte Martin die Grausamkeit des Krieges von einer bisher unbekannten Seite aufzeigen. Wissenschaftlich aufgearbeitet hat Heike Wittmer, Vorsitzende des Historischen Vereins, die eigene Vereinsgeschichte. Anhand zahlreicher Unterlagen zum Vereinsleben konnten erstmals handelnde Personen, Inhalte der Arbeit und die Wechselbeziehung zur Stadtgeschichte aufgezeigt werden. Rolf Übel, Landau, stellt den Alltag auf der Burg Neuscharfeneck dar. In jahrelanger Arbeit beobachtete er die Gegebenheiten auf der Burg, wertete schriftliche Quellen aus und setzte dies zu anderen Burgengeschichten in Bezug. Neun Beiträge wurden ins Jahrbuch aufgenommen, die sich mit Pirmasenser Gegebenheiten und der Pfalz auseinander setzen. In vereinseigener Sache wurde die bauliche Veränderung im Häusel in der Blocksbergstraße 18 dokumentarisch vom zweiten Vorsitzenden des Vereins, Michael Gaubatz, zusammengefasst. Auf der Grundlage des Bautagebuchs der Lutherkirchengemeinde entstand ein kurzer Abriss zur Generalsanierung der Kirche. Martin Wenz, Pirmasens, bietet einen detaillierten Blick auf die Bauweise des landgräflichen Schlosses. Mit erstaunlich vielen Bildbelegen und Quellen gelingt ihm eine zeitlich Einordnung. Eine zweite detaillierte Beobachtung stellt Wenz für den Riegelbrunner Hof an. Das Einzelgehöft, mit einem Haupthaus aus dem 18. Jahrhundert, geht auf eine an der Rodalb bei Münchweiler gelegene Dorfsiedlung zurück. Wenz klärt über die Entstehungsgeschichte des Dorfes und des Hofes auf, gibt Einblick in die Arbeitsweise der Anlage, teilweise als Mühle und Sägewerk, und beschäftigt sich ausgiebig mit dem alten Hofhaus der früheren Schäferei. Eine weitere Mühlenanlage beschreibt Günter Steigner, Hauenstein, in seinem Aufsatz über die Hauensteiner Mühle. Von der Frühgeschichte der ersten Erwähnung, über die Mühlen im Allgemeinen und schließlich speziell auf die Besitzverhältnisse der Hauensteiner Mühle eingehend, fasst er seine Ausarbeitung ab. Angeregt durch die eigene Familiengeschichte suchte Stefan Sauer, Heidelberg, Unterlagen zum MG Bataillon 10, das zeitweise in Pirmasens stationiert war und in dem sein Großonkel Walter diente. Die bisherigen Ergebnisse hat er in verschiedenen Archiven, darunter im Pirmasenser Stadtarchiv, und aus der privaten Korrespondenz der Familie zusammengetragen und fertigte daraus chronologisch, bis zum Tod Walters im Februar 1944, eine Bataillonsgeschichte, die ein Bild der Kampfsituation in Russland vermittelt. Familiengeschichte arbeitet auch Patrick Jung, Dellfeld, in seinem Artikel zur Alltagsgeschichte um die Zeit des Zweiten Weltkrieges auf. Er hat in einem Interview mit seinem Großvater die Geschehnisse vor Ort aufgeschrieben. Schicksale von Pirmasenser Familien arbeitet auch Gerhard Klesmann, Pirmasens, auf. Er interpretiert den nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen so genannten Gersteinbericht. Mit dem Leben von Moritz Kahn, Besitzer der gleichnamigen Eisenwarenhandlung, beschäftigt sich Heike Wittmer. Von 1899 bis zum Verkauf des ehemaligen Höfelschen Wohnhauses spürt Wittmer den Quellen nach, die heute noch im Stadtarchiv vorhanden sind. Mit einem Beitrag über eine der bekanntesten Burgen der Pfalz, den Triefels, beschließt Stefan Hirschmann, Düsseldorf, die Reihe. Er beschäftigt sich mit der Frühphase der Burg. Nach der Jahreshauptversammlung des Vereins am 22. Januar ab 19.30 Uhr im Carolinensaal ist das Buch im Verein, beim Stadtarchiv und in der örtlichen Buchhandlung Thalia erhältlich. Ältere Jahrgänge werden zurzeit zum Sonderpreis von 5 Euro (gilt für die Jahrgänge 1988 bis 2000) beim Verein und im Stadtarchiv veräußert.

x