Pirmasens Reformation: Befreiungsschlag für Frauen

Dekanin Waltraud Zimmermann-Geisert.
Dekanin Waltraud Zimmermann-Geisert.

Aus Anlass des Reformationsjubiläums referierte Dekanin Waltraud Zimmermann-Geisert am Mittwoch auf Einladung der Volkshochschule im Carolinensaal über das Leben und Wirken der Frauen der Reformation und die Bedeutung der Reformation für die Frauen.

Die Reformation brachte eine „Aufbruchsstimmung auch für die Frauen“ und Luthers Schriften, die auch von vielen Frauen gelesen wurden, einen Befreiungsschlag für Frauen, betonte die Dekanin. Sie beleuchtete das Frauenbild des Mittelalters und stellte diesem die aus der Bibel gewonnenen Erkenntnisse Martin Luthers gegenüber. Luther kritisierte scharf den Lebensstil in den Klöstern sowie das Zölibat, das viele Priester nicht in der Lage waren einzuhalten. Das Konkubinat eines Priesters mit einer Frau wurde aber von der Kirche geduldet, wenn der Priester Ablass zahlte, und somit als Geldquelle gesehen. Von den betroffenen Frauen aber wurde abfällig gesprochen. Die Sexualität sei von Gott gewollt, denn er hatte Adam eine Lebensgefährtin gegeben, verkündete Luther. Er hatte gelernt, den Wert der Frauen zu schätzen, so die Dekanin. Katharina von Bora (1499 – 1552), die Lutherin, wurde mit sechs Jahren ins Kloster geschickt, damit sie „versorgt“ war, und legte mit 13 Jahren das Gelübde ab. Obwohl die Flucht aus dem Kloster mit der Todesstrafe bedroht war, floh sie, versteckt zwischen Heringsfässern, nach Wittenberg. Der vermögende Maler und Apotheker Lucas Cranach half, die geflohenen Nonnen zu versorgen, das heißt, zu verheiraten. Katharina von Bora heiratete 1525 auf eigenen Wunsch Martin Luther. Dank ihrer im Kloster erworbenen Hauswirtschaftskenntnisse verwandelte sie das vom Landesherrn an Luther geschenkte Kloster in einen profitablen Wirtschaftsbetrieb. Sie wurde zum Vorbild für Pastoren-Haushaltungen. Luther nannte sie in Briefen anerkennend „Lieber Herr Käthe“. In seinem Testament hatte er sie großzügig bedacht, doch die gesetzlich vorgeschriebenen Vormünder gingen mit ihrem Vermögen nicht gut um, Pest und Schmalkaldischer Krieg taten ein Übriges. Katharina musste fliehen und sich verschulden. Schließlich starb sie an einer Lungenentzündung. Katharina Melanchthon, geborene Krapp, (1497-1557), Tochter des Bürgermeisters von Wittenberg und Ehefrau des Gelehrten Philipp Melanchthon, war einen großbürgerlichen Haushalt gewohnt und konnte mit der ewigen Geldknappheit nicht wirtschaften. Der Kurfürst stellte schließlich ein ansehnliches Bürgerhaus zur Verfügung. Idelette de Bure (1507-1549), Witwe aus Lüttich und Ehefrau des Schweizer Reformators Johannes Calvin, entstammte einer Wiedertäufer-Familie. Sie betätigte sich an der Seite Calvins in der Seelsorge französischer Flüchtlinge in Straßburg und litt unter dem asketischen Leben und der unheimlichen Strenge Calvins. Katharina Zell, geborene Schutz (1497-1562), Ehefrau des Pfarrers Matthias Zell aus Freiburg, schrieb dem Bischof geharnischte Briefe und stand mit allen bekannten Reformatoren in Briefkontakt. Sie predigte und beerdigte Glaubensflüchtlinge, die von den Reformierten nicht beerdigt wurden. Sie förderte den Kirchengesang, gab Liederhefte heraus und entwickelte eigene theologische Gedanken. Argula Grumbach, geborene Stauff, (1492-1554), am Münchner Hof erzogen, setzte sich beim Herzog für einen Reformierten ein, obwohl der Herzog es verboten hatte, sich mit Luthers Schriften zu beschäftigen. Ihr Ehemann wurde daraufhin seines Postens enthoben und die Familie geriet in finanzielle Nöte. Weil sie mit Schreiben in den Reichstag in Nürnberg eingriff, musste sie um Leib und Leben fürchten und nach Passau flüchten. Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg (1510-1558), geborene von Brandenburg, führte nach dem Tod ihres Mannes und als Vormund für ihren Sohn 1542 die Reformation in ihrem Herrschaftsgebiet ein. Sie erhielt den Titel „Nährmutter des Protestantismus“.

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