Pirmasens Rare russische Romantik

Bezirkskantor Helge Schulz (links) dirigiert den Chor „Opus 9“ in der Hornbacher Klosterkirche.
Bezirkskantor Helge Schulz (links) dirigiert den Chor »Opus 9« in der Hornbacher Klosterkirche.

Raritäten der slawischen Kirchenmusik standen am Sonntag in der Klosterkirche in Hornbach neben Werken aus dem 19. und 20. Jahrhundert von Morten Lauridsen, John Rutter, Antonin Dvorak und Felix Mendelssohn auf dem Programm des Konzerts des Kammerchors „Opus 9“ unter der Leitung von Bezirkskantor Helge Schulz.

Kaum jemand im Westen der Republik kennt Komponisten wie Alexander Koszyc oder Alexander Aljabjew (1787-1851). Von Alexander Koszyc stammt die Vertonung der Großen Ektenie (litaneiartiges Fürbittengebet) aus der Göttlichen Liturgie des Heiligen Johannes Chrysostomos, die der Kammerchor Opus 9 den etwa 60 Besuchern der Klosterkirche in Hornbach vorstellte. Ohne Instrumentalbegleitung vorgetragen, besteht die Ektenie aus einem Wechselgesang zwischen einem Vorsänger, meist einem Priester oder Diakon, und einem Chor. Die Bitten gelten dem Frieden in der Welt, der Einigung der Kirchen, dem Land und seiner Regierung, der Stadt, Reisenden, Gefangenen, Kranken und sonstigen Leidtragenden, gesunder Luft und einer reichen Ernte. Mit dunkler Bassstimme setzte Helge Schulz als Fürbitter ein, volltönend trotz der linearen Stimmführung, und leitete so die Antwort des Chores ein: „Herr, erbarme dich“, in kirchenslawischer Sprache, gesungen, die der Kammerchor Opus 9 sehr melodiös und klangvoll gestaltete. Sehr ruhig entfaltete sich dieser dialogische Sprechgesang und gerade dieser unaufgeregte Ausdruck ließ die Fürbitten umso ergreifender wirken. Die Liturgie wurde durch einen kunstvollen „Amen“-Ruf auf verschiedenen Tonstufen abgeschlossen. Sehr malerisch war der Cherubinische Lobgesang von Alexander Aljabjew, einem russischen Komponisten der Romantik, der sich vor allem auf Vokalwerke und die Einbeziehung von Volksmusik konzentrierte. Der A-Cappella-Vortrag gab dem Kammerchor „Opus 9“ die Gelegenheit, durch den Kontrast der verschiedenen Stimmlagen und vor allem durch das Aufblühen der Sopranstimmen vielseitige Klangfarben zu entfalten. Gerade der glockenklar einheitliche Klang der hohen Stimmen unterstrich das Klangbild. Auch die Formgebung, die ganz im Dienst der Interpretation stand, überzeugte. Wenig bekannt sind auch die „Neun Epigramme“ des ungarischen Komponisten Zoltán Kodaly (1882-1967). Klangschöne Melodielinien in dunklen Farben charakterisierten die Interpretation des Epigrammes Nr. 1 in As-Dur, flächige Liegetöne untermalten das Thema. Das Epigramm Nr. 2 in C-Dur gestaltete Helge Schulz in bewegten Tempi und punktierten Rhythmen, die dem markanten Thema den Charakter einer Hymne mit ihrem sieghaft strahlenden Ausdruck verliehen. Ein forscher, heller Auftakt kennzeichnete das Epigramm Nr. 5 in d-Moll, zügig-beschwingt klang die volkstümliche Antwort. Sehr ruhig entspann sich dagegen über dunklen, langen Liegetönen in dem Epigramm Nr. 6 D-Dur ein helles, warm überhauchtes Thema in langen, weit gezogenen Melodiebögen, die durch ihre Schwerelosigkeit faszinierten. Mit feierlichen, in ruhiger Kraft breit flutenden Themen in verschiedenen Registern überzeugte Helge Schulz in seiner Interpretation von „Nimrod“, einem Satz aus den Enigma-Variationen von Edward Elgar (1857-1934), Atmosphärische Dichte und Farbenreichtum zeichneten auch die Interpretation des schwedischen Sommerpsalms von Waldemar Åhlén (1894-1982) aus. „Schau auf die Welt“ von John Rutter (geboren 1945) bildete mit seinen klaren und doch auch entrückt wirkenden Klängen einen stimmungsvollen Abschluss.

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