Pirmasens Polizei verhaftet Spieler in der Halbzeit

Ein außergewöhnliches und vorzeitiges Ende nahm am Sonntag das Fußballspiel für einen Akteur in Diensten des SV Erlenbrunn. In der Halbzeit der Partie beim ASV Glashütte wurde der Spieler im Trikot des SVE verhaftet und von der Polizei in Handschellen abgeführt.

Wie die Polizeidirektion Pirmasens gestern auf Anfrage mitteilte, war der SVE-Spieler schon länger mit Haftbefehl gesucht worden. Am Sonntag hatte die Polizei dann einen Tipp bekommen, war mit mehreren Fahrzeugen in den Lemberger Ortsteil Glashütte gefahren, hatte noch das Ende der ersten Halbzeit abgewartet, um den Mann nicht auf dem Spielfeld verhaften zu müssen, und hatte ihn dann in der Kabine festgenommen. Eine solche Festnahme sei nichts außergewöhnliches, sondern „alltägliche Sache der Polizei“ – allerdings selten so spektakulär wie am Sonntag, sagte gestern Polizeisprecher Martin Sema auf Anfrage der RHEINPFALZ. Welches Vergehen dem Haftbefehl in dem speziellen Fall zugrunde lag, wollte Sema nicht sagen. „Es stand noch etwas offen und dann muss der Betroffene damit rechnen, dass die Polizei auftaucht“, sagte Sema. Dabei kann es sich um eine Freiheitsstrafe handeln, die der Beschuldigte nicht angetreten hat, oder nur um eine Geldstrafe, die er ignoriert und nicht bezahlt hat. Zeugen bestätigten gestern die Angaben. Die Polizei sei in der Halbzeitpause mit fünf Mann in die Umkleidekabine der Erlenbrunner gegangen, um die Verhaftung vorzunehmen. Die ahnungslosen Spieler des SVE seien „total geschockt“ gewesen, dass ein Spieler ihres Teams solchermaßen aus dem Verkehr gezogen worden ist. Der Verhaftete habe sich noch umziehen, aber nicht mehr duschen dürfen. Bereits während der ersten Halbzeit des Spiels hatten die in Zivil angerückten Polizisten den Spieler ganz genau beobachtet. Die Ordnungshüter hatten die möglichen Fluchtwege zugestellt und griffen in der Halbzeit zu. Auch ein Polizeihund soll im Einsatz gewesen sein. Der betroffene Spieler soll sich bei seinen Mitspielern für die Verhaftung und den Fakt, dass er zur zweiten Hälfte nicht mehr zur Verfügung steht, entschuldigt haben. Erlenbrunn lag zur Halbzeit mit 1:3 hinten, verlor dann aber noch deutlich mit 1:9. „Wir hätten wohl auch ohne die Verhaftung verloren, doch meine Spieler waren richtig bedröppelt gewesen“, sagte der SVE-Vorsitzende Klaus Erlenwein. Dieser war mit der Polizeiaktion gar nicht einverstanden, „weil damit der Verein mit in den Schmutz gezogen wird, obwohl wir überhaupt nichts dafür können.“ Solch eine Publicity „hätte der SVE sicher nicht gebraucht“, ärgerte sich Erlenwein. Der SVE-Vorsitzende vermutet, „dass die Polizei sonst keinen Zugriff“ auf den nun Verhafteten gehabt habe und sich den Fakt, dass dieser für den SVE kicke, zu Nutze gemacht hat. Volker Ringelspacher, der Vorsitzende des ASV Glashütte, hatte die Polizei darüber informiert, dass der Gesuchte auf dem Sportplatz der Glashütte zu finden sei. Ringelspacher ist selbst Polizist, hatte allerdings nichts mit der Aktion am Sonntag zu tun. „Auch sonst hatten wir vom ASV überhaupt keinen Einfluss“ auf die Geschehnisse rund um die Verhaftung, betonte der ASV-Boss. Auch der Schiedsrichter sei über der Verhaftung informiert gewesen und habe die Halbzeitpause um „einige Minuten verlängert“, wusste Sven Breiner, der Spielertrainer von Glashütte, zu berichten. „Wir wollten das alles gar nicht glauben“, sagte Breiner, der sein Team zur Halbzeit aufforderte, sich auf den Fußball zu konzentrieren. Erst nachdem die Verhaftung vollzogen worden war, hätten die Zuschauer davon Wind bekommen. „Bis dahin wussten wir von nichts“, sagte ASV-Spielleiter Jochen Andreas. (ig/pr)

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