Pirmasens Pirmasens: Metalldiebe verursachen Schaden von 1,2 Millionen Euro

Fertigt in der vierten Generation Hinterkappen für Schuhe: die Karl Reichhardt GmbH in der Rheinstraße.
Fertigt in der vierten Generation Hinterkappen für Schuhe: die Karl Reichhardt GmbH in der Rheinstraße.

Wenn Metalldiebe zuschlagen, ist das stets ärgerlich, der Sachschaden hält sich aber oft in Grenzen. Der Materialwert der fünf Tonnen Messingteile, die Einbrecher Samstagnacht bei der Karl Reichardt GmbH Hinterkappenfabrik gestohlen haben, beträgt laut Geschäftsführer Christian Ritter auch „nur“ 15.000 Euro. Der Schaden für die Firma beläuft sich aber auf 1,2 Millionen Euro.

„Das kann schon existenzbedrohend sein“, sagt Christian Ritter, der das Unternehmen in vierter Generation führt. Die Firma stellt Hinterkappen für Schuhe her, hat Kunden auf der ganzen Welt. Die Produkte, die das Pirmasenser Unternehmen seit 1929 fertigt, seien sehr individuell auf die einzelnen Kunden abgestimmt. In Pressen werden die Hinterkappen aus Lederfaserstoff gefertigt. Rund 800 verschiedene Formen hält die Firma dafür vor. Besser gesagt, hat die Firma vorgehalten. Denn die Einbrecher, die in der Nacht auf Samstag eine Notausgangstür zur Firma in der Rheinstraße aufhebelten, haben über 500 dieser Formen gestohlen. „Das war ein reiner Materialdiebstahl“, schätzt Ritter. Denn die Formen bestehen aus drei Teilen, zwei Messingteilen und einem aus günstigerem Material. Geklaut wurden lediglich die zwei Messingteile mit einem hohen Materialwert. Den reinen Schrottwert schätzt Ritter auf etwa 15.000 Euro. Eine Form wiederzubeschaffen, kostet allerdings 2200 Euro. Ganz zu schweigen von der Zeit, die ins Land geht, bis die Formen wieder vorhanden seien. Laut Ritter gibt es im Grunde nur eine Firma in Italien, die diese Formen fertigt. Zwei Jahre, schätzt der Geschäftsführer, wird es dauern, bis die Formen wiederbeschafft sind. Der Sachschaden und der Betriebsausfall – Ritter geht von 1,2 Millionen Euro aus –, werde zwar von der Versicherung reguliert. Entscheidend sei nun jedoch, „wie schnell können wir die Formen wiederbeschaffen“. Denn wenn die Kunden nicht beliefert werden können, sei die Gefahr hoch, dass diese abspringen und sich neue Zulieferer suchen. Das Unternehmen, das derzeit 16 Mitarbeiter beschäftigt, hat sich mit Qualitätsprodukten einen Namen gemacht, die Kappen sind individuell auf die Kundenwünsche zugeschnitten – vom feinen Damenschuh bis zum Feuerwehrstiefel. Die können natürlich nicht mit der gleichen Form gefertigt werden. Derzeit laufe die Produktion weiter, sagt Ritter, wenn auch etwas gedrosselt. Hoffnung, dass die Formen noch einmal gefunden werden, hat Ritter nicht. Der Einbruch ereignete sich bereits in der Nacht auf Samstag. Zum Abtransport nutzten die Diebe laut Polizeisprecher Martin Sema einen Mercedes Sprinter, den die Täter zuvor bei einer benachbarten Firma gestohlen hatten (wir berichteten am Montag). Als das Fehlen der Teile am Montag bemerkt wurde, „hatten die schon über zwei Tage Vorsprung“, sagt Ritter. Der geht, wie auch die Polizei, davon aus, dass es sich um eine Diebesbande handelt, die es gezielt auf das Metall abgesehen hatte. Wie Ritter berichtet, haben die Diebe sogar zwei Gabelstapler der Firma kurzgeschlossen, um damit die Ware gegen 3.15 Uhr zu verladen. Bisher habe es noch keinen solchen Metalldiebstahl bei dem Unternehmen gegeben, dennoch werden die Sicherheitsvorkehrungen nun wohl ausgeweitet. Auch, wenn es für Diebe eigentlich nicht viel zu holen gebe, wie Ritter beteuert. Der Bargeldverkehr laufe längst digital und die Maschinen und Produkte sind so speziell, dass sie für Einbrecher eigentlich uninteressant sind. Hinweise Die Polizei in Pirmasens bittet um Zeugenhinweise unter Telefon 06331/5200.

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