Pirmasens Pirmasens: Hilfsprojekt für Heimkinder in Sri Lanka

Anneliese Woll im Kreis „ihrer“ Mädchen bei ihrem Besuch im vergangenen Jahr.
Anneliese Woll im Kreis »ihrer« Mädchen bei ihrem Besuch im vergangenen Jahr.

Das Chathura-Kinderheim bei Galle, Sri Lanka, gibt notleidenden Kindern ein vorübergehendes Zuhause. Rund 20 Mädchen zwischen vier und 18 Jahren leben ständig in dem Heim, das 2005, nach der Tsunami-Katastrophe, gegründet wurde. Initiatorin und auch heute noch treibende Kraft des „Kinderhilfsprojekts Galle, Sri Lanka“ ist Anneliese Woll aus Pirmasens.

„Wir hatten schon seit vielen Jahren unseren Urlaub in Sri Lanka verbracht, als in Galle im Dezember 2004 der Tsunami über die Menschen hereinbrach.“ Anneliese Woll ist noch heute tief bewegt vom Schicksal der Menschen. Die Freundschaften mit vielen Einheimischen seien über Jahre gewachsen, sie kannte viele der Toten persönlich. „Als mein Mann und ich von der Katastrophe erfuhren, wussten wir, wir müssen helfen“, sagt sie.

Woll bittet Arbeitskollegen um Hilfe

Sie wusste auch, dass sie die benötigte Hilfe nicht allein bewältigen konnten. Mit ihrem Freund Amarathunga aus Sri Lanka standen sie nach dem Tsunami in engem Kontakt. Er berichtete von der verzweifelten Lage der Menschen, vor allem die der Kinder. Was sie dringend benötigen, war schnell klar: ein Haus, in dem die verwaisten Kinder sicher leben können. „Das allerdings überstieg bei weitem die Hilfe, die wir leisten konnten“, erinnert sich Woll. In ihrer Verzweiflung bat sie ihre Arbeitskollegen bei der Pirmasenser Kreissparkasse um Hilfe. Was dann kam, ist für sie heute noch unbegreiflich. „Die Hilfe und Unterstützung hat mich komplett überwältigt“, sagt sie. Innerhalb weniger Tage hätten ihre Kollegen mehrere tausend Euro gespendet. Hilfe kam zudem von den Ortsgemeinden und dem Landkreis Südwestpfalz. Landrat Hans Jörg Duppré, als Aufsichtsratsvorsitzender der Kreissparkasse Südwestpfalz, habe ihre Spendenaktion an die Öffentlichkeit getragen und „großartig unterstützt“.

Wolls Freund kümmert sich noch heute um das Projekt

„Mir war schnell klar, dass die große Spendenbereitschaft das ,Private’ übersteigt“, erinnert sie sich. Aus diesem Grund entschloss sich Woll, einen Verein zu gründen. Innerhalb von nur zwei Wochen war der Verein „Kinderhilfsprojekt Galle“ gegründet. Vor Ort kümmerte sich damals wie heute Wolls Freund Amarathunga um das Projekt. Er ist der Vorsitzende des Partnervereins „Deutsch-Lanka Friendship Foundation“. Er machte sich auf die Suche nach einem Haus für das geplante Kinderheim und organisierte später auch dessen Umbau. Noch heute ist er für die gesamte Organisation des Chathura-Kinderheims zuständig. Das ist nach dem Sohn einer Mitarbeiterin benannt. Vinetha ist von Anfang an als Heimmutter dabei. Durch den Tsunami hat sie ihren einzigen Sohn Chathura und ihr Zuhause verloren. Seither kümmert sie sich um die Mädchen des Kinderheims. Sie ist für Woll wichtige Stütze und Ansprechpartnerin.

Einmal pro Jahr vor Ort

„Inzwischen stehen wir fast täglich über Whatsapp in Kontakt“, meint Woll. Sie ist seit der Gründung des Vereins mindestens einmal im Jahr vor Ort. Seit einigen Jahren begleitet sie Jutta Hornung, die zweite Vorsitzende des Vereins. „Wir reisen immer auf eigene Kosten“, betont sie. Beide sind mit den Kindern und dem Personal vor Ort vertraut. „Wir machen uns ein Bild, sehen, was gebraucht wird und was wir mit unseren Spendengeldern unterstützen müssen“, sagt Woll. „So wissen wir immer, die Spenden kommen vollständig bei den Kindern an.“ Bei ihrem letzten Besuch habe sie ein Nachbar des Heims angesprochen und für ihre Arbeit gelobt. „Er sagte, die Mädchen seien so freundlich und wohlerzogen“, erzählt Woll. Das habe sie fast ein bisschen stolz gemacht. „Zu wissen, dass wir für die Kinder ein sicheres Heim schaffen, gibt mir ein gutes Gefühl“, erklärt sie ihre Motivation für das jahrelange Engagement.

Heute meist Mädchen aus zerrütteten Familien

Waren die Bewohner des Kinderheims nach dem Tsunami meist Waisen, sind es heute oft Mädchen aus zerrütteten Familien, die vom Jugendamt ans Heim verwiesen werden. „Würden wir nicht helfen, hätten sie kaum eine Zukunft.“ Das ist bis heute der Antrieb für Woll. Das Heim gebe den Kindern eine Umgebung, in der sie zur Ruhe kommen und die Schule besuchen können. Das sei nicht selbstverständlich in Sri Lanka. „Zu uns kommen oft zehn- oder elfjährige Mädchen, die weder lesen noch schreiben können“, berichtet sie. Umso mehr freut sie sich über die, die sogar einen Abschluss schaffen und sich so eine berufliche Zukunft aufbauen können.

Die meisten Mädchen haben Paten

Der Verein „Kinderhilfsprojekt Galle“ hat heute rund 170 Mitglieder. Nachdem der Tsunami aus den Schlagzeilen verschwunden ist, habe zwar die Spendenbereitschaft nachgelassen. Dennoch erfahre sie nach wie vor viel Unterstützung. Die Schüler des Kant-Gymnasiums hätten über die Jahre nahezu 30.000 Euro gespendet. Mit dem Erlös eines Spendenlaufs der Schule habe man sogar ein zweites Haus bauen können. Die meisten der Mädchen im Kinderheim hätten „Paten“, die mit einer kleinen Spende für deren Unterbringung aufkommen. „Nach jetzt 13 Jahren läuft noch alles wunderbar“, freut sie sich.


Link:www.kinderhilfsprojekt-galle-srilanka.de
Anneliese Woll mit den aktuellen Bildern der Mädchen.
Anneliese Woll mit den aktuellen Bildern der Mädchen.
x