Pirmasens Peter Kaiser will wieder wachsen

PIRMASENS. Nach fast drei Jahren Reorganisation soll bei der Peter Kaiser Schuhfabrik GmbH, Pirmasens, wieder Ruhe einkehren: Der Stellenabbau werde beendet, kündigte Geschäftsführer Marcus Ewig an, der das Unternehmen auf einem guten Weg sieht. Für die verbliebenen rund 270 Beschäftigten gilt eine fünfjährige Standort-Garantie.

Der aktuelle Sozialplan, dessen Laufzeit bis März festgelegt worden war, werde zum 30. September vorzeitig beendet, kündigte Geschäftsführer Marcus Ewig an. Von 311 auf rund 270 Beschäftigte ist die Belegschaft seit Mai geschrumpft, weil lohnintensive Arbeiten, etwa in der Stepperei, ins kostengünstigere portugiesische Werk mit zirka 440 Beschäftigten verlagert wurden. Bei der Größenordnung zwischen 260 und 270 Mitarbeitern im Stammwerk Pirmasens solle es bleiben, betonte Ewig; eine weitere Verlagerung in Teilbereichen ergebe keinen Sinn. Denn der Produktionsstandort Pirmasens, für den Betriebsrat und Geschäftsführung nun eine fünfjährige Standort-Garantie vereinbart haben, solle erhalten werden. 1800 Paar Damenschuhe sollten weiterhin dort komplett hergestellt werden. In Portugal wird inzwischen mit einer Tagesproduktion von 2400 Paar der Hauptteil der eleganten Damenschuhe gefertigt. Mit diesem jüngsten Einschnitt ist für Ewig der strukturelle Umbau des Unternehmens weitgehend abgeschlossen. Bereits 2012 hatte Peter Kaiser Produktionskapazitäten ins portugiesische Werk verlagert und damit Stellen in Pirmasens abgebaut. Bis Anfang 2013 verloren rund 100 Beschäftigte ihre Arbeit. Zwei Jahre zuvor arbeiteten in Deutschland ältester Schuhfabrik, die 2013 ihr 175-jähriges Bestehen feierte, noch rund 480 Menschen. In den 1960-er Jahren, in der Blütezeit der deutschen Schuhindustrie, stellten dort 1000 Menschen Schuhe her. Der Personalabbau war eine Maßnahme innerhalb eines umfassenden Modernisierungsprozesses, der bereits vor dem Einstieg des ehemaligen Porsche-Managers Marcus Ewig Mitte 2012 angestoßen worden war. Modellpalette und Markenauftritt wurden erneuert, die für elegante Pumps bekannte Marke will auch mit stärker modeorientierten Schuhen einen größeren Kundenkreis ansprechen. Verändert wurde die komplette Führungsmannschaft, die bisher dreiköpfige Geschäftsführung auf die Person Ewigs konzentriert. Renoviert wurde ebenfalls das Firmengebäude. Die Produktion, bisher auf vier Fabriketagen aufgeteilt, zog vor wenigen Wochen um in einen ebenerdigen Gebäudetrakt – auch davon verspricht sich der Geschäftsführer mehr Effizienz in der Produktionskette. Umgestalten will Ewig nun noch das Entlohnungssystem. Gemeinsam mit dem Betriebsrat soll dafür ein stärker leistungsorientiertes System entwickelt werden. Die Tarifbindung im Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie hat das Unternehmen kürzlich gekündigt. Nach Jahren harter Sanierungsmaßnahmen will Ewig den Blick nun wieder auf das Kerngeschäft richten und das Ziel eines organischen Wachstums. Dabei sei Peter Kaiser auf „einem guten Weg“, stellt er fest. Nach dem Umsatzzuwachs 2013 auf rund 52 Millionen Euro rechnet er auch 2014 mit einer Erlöszunahme. Schwieriger geworden ist das Geschäft für das Unternehmen, dessen Exportquote zuletzt bei etwa 55 Prozent lag, auf dem russischen Markt . Dessen Anteil am Umsatz von Peter Kaiser liegt allerdings nur noch bei etwa 10 Prozent. Auch in Ländern wie Jordanien, wo es einen Peter-Kaiser-Store gibt, hinterlassen die Konflikte im Nahen Osten ihre Spuren. Ewig ist dennoch zuversichtlich, neues Marktpotenzial erschließen zu können: Vor allem Nordamerika und Asien böten noch Möglichkeiten.

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