Pirmasens „Parksong ist eine Marke, aber kein Selbstläufer“

Zehn Jahre ist es her, dass die Pirmasenser Musiker Klaus Reiter und Fred Schütz die Konzertreihe Parksong ins Leben gerufen haben. Benannt wurde sie in Anlehnung an die Gaststätte Parkplatz, in der die mit rein akustischen Instrumenten gespielten Konzerte stattfanden, ehe sie nach der Schließung des Lokals in Kuchems Brauhaus umzogen. Mit stets wechselnden Musikern ist die Reihe ein Spiegel der Pirmasenser Musikszene. Unser Redakteur Christian Hanelt sprach mit den Initiatoren Reiter und Schütz.

Zehn Jahre Parksong, da ist es Zeit für eine Zwischenbilanz. Was ist gut gelaufen, wo gab oder gibt es Probleme?Reiter:

Es ist erstaunlich, dass eine Veranstaltung, in der ja doch Nischenmusik geboten wird, sich überhaupt so lange halten konnte. Besonders freuen kann ich mich über herausragende Künstler wie etwa Ivo Müller aus Völklingen oder Michael Wack aus Zweibrücken. Ärgerlich ist, wenn man auf Antworten von Kollegen vergeblich wartet. Schütz: Wir hatten ganz klar Anlaufschwierigkeiten, weil es nun mal bei einer neuen, noch nicht etablierten Reihe sehr schwer ist, Künstler davon zu überzeugen, ohne Gage aufzutreten. Da mussten anfangs häufig, vielleicht zu häufig, der Reiter und der Schütz ran. Es hat sehr geholfen, Parksong anzuschieben, dass die Kabarett-Truppe „The Anchovis“, drei damals gerade mal 15, 16 Jahre alte Jungs – Fabian Schütz, Stefan Knauber und Sascha Henn – mit ihren Monty-Python-Sketchen viel dazu beigetragen haben, Parksong zu popularisieren. Es ist heute zwar leichter, Künstler zu gewinnen, weil Parksong eine Marke geworden ist. Ein Selbstläufer ist das aber immer noch nicht. Hätten Sie im Februar 2005 gedacht, dass es einmal zehn Jahre werden – dazu noch mit offenem Ende? Schütz: Niemals, ich war schon froh, dass wir die ersten ein, zwei Jahre durchgehalten haben – mit übrigens immer besseren Künstlern. Reiter: Darüber habe ich mir damals keine Gedanken gemacht. Wir waren froh, in den ehemaligen Parkplatz-Betreibern, überhaupt jemanden gefunden zu haben, in deren Lokal wir unsere Idee verwirklichen konnten. Und hätte mich damals jemand danach gefragt, ich hätte es mir mit Sicherheit nicht vorstellen können. Haben Sie zuweilen schon Ermüdungserscheinungen in Sachen Parksong festgestellt? Reiter: Wirkliche Ermüdungserscheinungen nicht, aber so manches Mal hatte ich schon Lust, das Ganze hinzuwerfen, weil die Organisation ab und an doch sehr mühsam ist, zumal ja die wohlwollenden Worten der Kollegen und der überwiegend positiven Publikumsresonanz der einzige Lohn sind. Schütz: Ich gebe unumwunden zu, dass mich das Auf- und Abbauen und der ganze soundtechnische Kram bis heute ziemlich nerven. Aber aufhören? Nie! The show must go on! Und beim Publikum? Reiter: Wir haben eine recht treue Fangemeinde. Natürlich sind die Abende mal mehr, mal weniger gut besucht. Schütz: Ich glaube nicht, dass man von Ermüdungserscheinungen sprechen kann. Es gibt natürliche Schwankungen, meist sogar unabhängig von den auftretenden Künstlern. In Pirmasens und Umgebung wird ja allen Unkenrufen zum Trotz kulturell sehr viel geboten, da gibt es schon mal Termin-Kollisionen. Aber wir haben treue Fans. Ist Ihnen andernorts eigentlich eine vergleichbare Konzertreihe bekannt? Reiter: Meines Wissens nicht. Michael Wack hatte es in Zweibrücken kurzzeitig mal versucht, es dann aber wieder recht bald aufgegeben. Die Gründe sind uns nicht bekannt. Schütz: Mir ist auch keine vergleichbare bekannt – zumindest nicht in dem Umfang und mit dem Anspruch wie bei Parksong. Neben Ihnen stehen auch immer wieder Musiker auf der Bühne, die man in der Region selten oder noch gar nicht gehört hat. Müssen Sie sich um diese Kollegen bemühen oder haben Sie eher die Qual der Wahl? Schütz: Wir müssen uns immer bemühen, aber wie es der Deuwel will, hatten wir auch schon Abende, wo wir tollen Leuten absagen mussten, weil alles schon beilegt war. Reiter: Aber es ist leider doch eher selten, dass wir die Qual der Wahl haben. Meistens bedarf es schon einiger Anrufe. Das liegt aber auch vermutlich in der Natur der Sache. Alle Künstler spielen bei uns umsonst. Und wer reißt sich schon darum, ohne Gage zu spielen. Hinzu kommen die manchmal relativ langen Anfahrtswege. Aus dem Saarland oder der Vorderpfalz anzureisen und dann spät nachts wieder zurückzufahren, ist schließlich kein Pappenstiel. Inzwischen gibt es neben den Parksongs auch die intimen Parksong-Spezials. Was wäre darüber hinaus noch denkbar? Reiter: Wir sind sehr froh, dass unsere Veranstaltung nicht nur schon so lange läuft, sondern inzwischen sogar einen Ableger gefunden hat. Darüber hinaus bot sich uns in der Vergangenheit nicht nur mehrmals die Möglichkeit ein „Park Song Summer Special“ im Freien, sondern auch ein „Park Song Cinema Special“ im altehrwürdigen Parkkino zu veranstalten. All das war und ist mit einigem Aufwand verbunden. Deswegen kann ich mir im Moment nicht vorstellen, darüber hinaus eine weitere Veranstaltung zu organisieren. Schütz: Ich dagegen könnte mir eine Veranstaltung „Parksong auf Reisen“ vorstellen, realistischer aber „Parksong im Freien“, vielleicht mit einem echten unplugged gespielten Picknick-Konzert etwa im Strecktalpark Das musikalische Spektrum der Parksongs ist sehr weit gefasst. Gibt es dennoch stilistische Grenzen dessen, was Sie in den Konzerten hören wollen? Schütz: Die Bedingung ist immer kleines, bis kleinstes Besteck, am besten mit akustischen Instrumenten. Da sind wir aber keine beinharten Puristen. Es darf ja auch mal eine E-Gitarre oder ein E-Bass sein, zumal ohne Saal-Anlage ja ohnehin nichts ginge. Ansonsten ist mir jedes Genre lieb, auch Klassik, Solo-Sänger, Chöre, gerne auch akustisch gespielter Heavy Metal, wenn einer rappen mag, bitte! Nein, zumindest stilistisch sehe ich keine Grenzen. Reiter: Ausnehmen würde ich den deutschen Schlager der letzten vier Jahrzehnte oder volkstümelnde Musik im Stile des Musikantenstadl. Was ist Ihr Traum in Sachen Parksongs? Schütz: Dass es mir gelingt, Bob Dylan bei uns auf die Bühne zu bekommen, und ich mit ihm spielen darf. Aussichtsreicher ist es aber, dass all die jungen Talente, die bei uns gespielt haben und noch spielen werden, ihren Weg machen. Viele großartige Talente wie Evelyn Hollerith oder Kristina Gaubatz haben ja schon bei uns gesungen und gespielt, als sie noch ganz, ganz jung waren… Reiter: Zu erträumen brauche ich mir in Sachen Parksong eigentlich nichts. Dafür ist er mir – bei allem Herzblut, das ich immer wieder investiere – nicht wichtig genug. Was ich mir erhoffe, sind noch möglichst viele Parksong-Abende und auch weiterhin ein treues Publikum. Freuen würde ich mich über ein wenig mehr Beachtung und Unterstützung seitens der Kulturverantwortlichen innerhalb der Stadtverwaltung. Immerhin leisten wir jetzt seit zehn Jahren einen regelmäßigen Beitrag zum städtischen Kulturbetrieb. Bitte nennen Sie drei Gründe, zu einem Parksong-Abend zu kommen? Reiter: Um abwechslungsreiche Musik zu hören, um einen gemütlichen Abend mit netten Leuten zu verbringen und um aktiv daran teilzunehmen. Schütz: Weil man nie weiß, was passieren wird, weil es immer klasse Künstler zu hören gibt und weil Klaus und ich sehr traurig wären, wenn niemand kommen würde.

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