Pirmasens New Yorker Met zu Besuch in Pirmasens

Das imposante Gebäude der New Yorker Metropolitan Opera im abendlichen Lichterschein.
Das imposante Gebäude der New Yorker Metropolitan Opera im abendlichen Lichterschein.

Die Live-Übertragungen von Opern aus der New Yorker Metropolitan Opera ins Pirmasenser Walhalla-Kino haben mittlerweile einen festen Publikumsstamm gewonnen. Diese Art der Präsentation bietet bezahlbare große Kunst direkt vor der Haustür auf großer Leinwand in einem hervorragenden Klang. Und so wird sich der Pirmasenser Kinobetreiber Theodor Sieber auch in der Saison 2018/2019 den samstäglichen Übertragungen aus New York anschließen.

Eröffnet wird die Saison am 6. Oktober durch Giuseppe Verdi „Aida“ in einer Inszenierung von Sonja Frisell mit Anna Netrebko, Anita Rachvelishvili und Aleksandrs Antonenko. Es dirigiert Nicola Luisotti. „Aida“ spielt in Ägypten zur Zeit der Pharaonen. Aida ist eine äthiopische Königstochter, die nach Ägypten als Geisel verschleppt wurde. Der ägyptische Heerführer Radamès muss sich entscheiden zwischen seiner Liebe zu ihr und seiner Loyalität dem Pharao gegenüber beziehungsweise der Hochzeit mit dessen Tochter Amneris. Pyramiden, Triumphmarsch, „Aida“-Trompeten … all das zeigt diese prächtige Inszenierung. Aber vor allem: Anna Netrebko ist Aida. Mit „Samson et Dalila“ von Camille Saint-Saëns geht es am 20. Oktober weiter. Es singen unter anderem Elena Garanca, Roberto Alagna und Laurent Naouri. Das Orchester wird dirigiert von Sir Mark Elder. „Mon coeur s“ouvre à ta voix“ – „Mein Herz öffnet sich Deiner Stimme“, ist wohl eine der schönsten Mezzo-Arien, die je komponiert wurde und die darüber hinweg täuscht, was für eine teuflische Frau die biblische Figur Dalila war. Heimtückisch entriss sie Samson sein Geheimnis und brachte ihn damit zu Fall. „Samson et Dalila“ ist die einzige der 13 Opern von Saint-Saëns, die sich auf der Bühne durchsetzen konnte. Die dritte Liveübertragung der Saison ist am 27. Oktober. Gezeigt wird „La Fanciulla del West“ von Giacomo Puccini unter anderem mit Eva-Maria Westbroek, Jonas Kaufmann und Carlo Bosi. Der Dirigent in der Inszenierung von Giancarlo del Monaco ist Marco Armiliato. Die Oper spielt in einem Goldgräberlager am Fuße der Wolkenberge in Kalifornien während des Goldrausches in den Jahren 1849 und 1850. Puccini legte bei dieser Komposition Wert auf eine dramatische, sich stets entwickelnde musikalische Darstellung der Handlung. Es dauert dann auch bis zum dritten Akt, bevor Jonas Kaufmann die berühmte Arie „Ch’ella mi creda“ schmettern darf. Am 10. November steht dann „Marnie“ von Nico Muhly in einer Inszenierung von Michael Mayer auf dem Spielplan. Mitwirkende sind unter anderem Isabel Leonard, Janis Kelly und Christopher Maltman. Mit seiner packendenden Sicht auf Winston Grahams Novelle präsentiert Komponist Nico Muhly seine zweite Auftragsarbeit für die Metropolitan Opera. Angesiedelt in den 1950er Jahren geht es um eine schöne und geheimnisvolle junge Frau, die verschiedene Persönlichkeiten annimmt. Librettist Nicholas Wright schafft eine cineastische Welt um diese berauschende Geschichte, die auch Alfred Hitchcock zu seinem Film inspirierte. Die letzte Live-Übertragung des Jahres folgt am 15. Dezember mit der schon wiederholt aus New York gezeigten Oper „La Traviata“ von Giuseppe Verdi mit Diana Damrau, Juan Diego Flórez und Quinn Kelsey. Auch sie wird inszeniert von Michael Mayer. „La Traviata“ ist wahrscheinlich neben Mozarts „Zauberflöte“ die beliebteste aller Opern. Die „Walzeroper“ – ursprünglich wollte Verdi ihr den Titel „Amore e morte“ geben – erzählt in betörendem Dreivierteltakt eine bewegende Geschichte um Liebe und Tod, in der Opernliteratur geradezu unzertrennlich. Das Walhalla-Opernjahr 2019 startet am 12. Januar mit Francesco Cileas „Adriana Lecouvreur“. Es singen und spielen neben Anna Netrebko auch Anita Rachvelishvili, Piotr Beczala, Carlo Bosi und Ambrogio Maestri. Der Dirigent des Abends ist Gianandrea Noseda. Ein mysteriöser Todesfall beschäftigt Paris: Die mondäne Schauspielerin Adrienne Lecouvreur stirbt unerwartet mit 37 Jahren. Scribe und Legouvé schufen aus der Lebensgeschichte der Darstellerin ein erfolgreiches Schauspiel. 1902 vertonte Cilea das herzzerreißende Melodram über die Schönheit des Scheins und die Wirklichkeit des Seins. Für Enrico Carusos war die Oper der Durchbruch – den hat Anna Netrebko längst hinter sich. Mit Georges Bizets „Carmen“ geht es am 2. Februar weiter. Auf der New Yorker Bühne stehen dann unter anderem Clémentine Margaine, Aleksandra Kurzak, Roberto Alagna und Alexander Vinogradov. Inszeniert wird die Oper von Sir Richard Eyre. Die realistische Milieuschilderung, Dramatik und schicksalhafte Tragik machten „Carmen“ zu einem Vorläufer des Verismo. Wegen dieser vom Publikum als krass empfundenen Handlungsdarstellung wurde die Uraufführung am 3. März 1875 in der Opéra-Comique eher ablehnend aufgenommen. Bald darauf jedoch wurde „Carmen“ zu einem der größten Welterfolge der Operngeschichte, den der Komponist allerdings nicht mehr erlebte. Gaetano Donizettis „La Fille Du Régiment“ mit Pretty Yende, Javier Camarena, Stephanie Blythe und Maurizio Muraro folgt am 2. März. Die Oper erzählt die Geschichte einer jungen Liebe, die anfangs zu scheitern droht, aber am Ende siegreich ist. Sie bietet dem Komponisten das, was er für eine erfolgreiche Oper benötigt: reichlich Gelegenheit zu schwungvoll-rhythmischer Musik, mal militärisch, mal tänzerisch-beschwingt, mal romantisch. Und dem Tenor bietet sie die anmutige Cabaletta „Ah! Mes Amis“ mit den gefürchteten neun hohen Cs. Fast in jeder Spielzeit steht eine Oper von Richard Wagner auf dem Programm der New Yorker Met. In dieser Saison ist es „Die Walküre“, übertragen am 30. März, mit Christine Goerke, Eva-Maria Westbroek, Stuart Skelton und Günther Groissböck. Es dirigiert Philippe Jordan. Und darum geht es in der Oper: Seine Nachkommen sollen Wotans Macht sichern. Das Zwillings- und Liebespaar Siegmund und Sieglinde scheint dafür wie geschaffen. Doch die Geschwisterliebe verstößt gegen Gesetze. Vergebens versucht Brünnhilde, Wotans Lieblingstochter, das inzestuöse Paar zu schützen. Siegmund und auch sie muss der Vater opfern. Die Übertragung bietet ein Wiedersehen mit Lepages atemberaubender Inszenierung mit dem per Videofeuer entzündeten Walkürenfelsen. Zum Saisonausklang am 11. Mai wird Francis Poulenc’ „Dialogues des Carmélites“ gezeigt. Auf der Bühne stehen dabei unter anderem Isabel Leonard, Adrianne Pieczonka, Erin Morley, Karen Cargill und Karita Mattila. Die Uraufführung dieser Oper fand als Auftragswerk für die Mailänder Scala 1957 statt und war ein großer Erfolg. Das Werk behandelt die Ereignisse im Karmelitinnenkloster von Compiègne: 16 Karmelitinnen wurden während der Französischen Revolution 1794 durch die Guillotine hingerichtet, weil sie nicht bereit waren, ihre Gelübde zu brechen. Sie gingen singend in den Tod und wurden 1906 durch Papst Pius X selig gesprochen.

Anna Netrebko ist gleich in zwei Übertragungen zu sehen.
Anna Netrebko ist gleich in zwei Übertragungen zu sehen.
Elena Garanca singt in „Samson et Dalila“.
Elena Garanca singt in »Samson et Dalila«.
Jonas Kaufmann ist am 27. Oktober zu erleben.
Jonas Kaufmann ist am 27. Oktober zu erleben.
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