Pirmasens Mit gesteigerter Coolness

Die Sommerhitze scheint Blues Bands zu gesteigerter Coolness zu animieren. Das war schon letzte Woche so, als die „The Bunch Blues Band“ bei der Sommermusik im Neufferpark aufgetreten war. und auch die „2nd Bridge Blues Band“ diesen Donnerstag widmete sich ihrem Repertoire mit intensiver Lässigkeit.

„Die Texte sind genial“ entfuhr es einem Zuhörer, der wohl wie die meisten Besucher im Biergarten die Band von Andi Rumpf (Gitarre), Marc Kambach (Schlagzeug), Otmar Klein (E-Bass) und Rolf Lehberger (Gesang) nicht zum ersten Mal im Konzert erlebt hat. Der Mann hatte ja so Recht. Allzu leicht übersieht – oder besser – überhört man bei der „2nd BBB“, dass ihr profunder Blues zwischen Rock-Attitüde und Swing-Nonchalance auch inhaltlich etwas zu sagen hat. Mit hochdeutschen Songs wie „Verarsch mich nicht“, „Ich möcht so gern nett sein“, „Ich wär so gern“ und, selbstverständlich der „Ü-40-Blues“ – allesamt Publikums-Hits ohne Hitparden-Notierung – transportiert die Band einerseits die klassischen Blues-Topoi von untreuen Frauen, Geldmangeln, Katerstimmung und präsenilen Gebrechen. Andererseits geht das nie ohne ironische Brechung und querständige Umdeutung ab, bei der auch das lyrische Ich der Songs so gut wie nie ungeschoren davon kommt. Das ist bei dem meist für die Texte zuständigen Andi Rumpf, der sprachliche Topologie gerne als geometrische Herausforderung begreift, auch gar nicht anders vorstellbar. Und wenn es müßig ist, die alte Frage danach zu stellen, was wichtiger sei, Text oder Musik, entspringt bei der „2nd BBB“ doch ein beträchtlicher Anteil der Attraktion daraus, dass man es mit guten Texten zu tun hat, die man unmittelbar versteht. Wen wundert es also, dass sich ein überwiegend erwachsenes, ja reifes Publikum von der „2nd BBB“ angesprochen fühlt. Dessen Ansprüche an die musikalische Darbietung rührten zudem von vielen Jahren der Hörerfahrung aus der eine gesteigerte Aufmerksamkeit auf die Gestaltungshöhe der Musik erwächst. Auch hier ist man bei der so profunden wie differenzierten Könnerschaft der „2nd BBB“ auf der absolut sicheren Seite. Bei Andi Rumpf macht es beispielsweise eben tatsächlich einen Unterschied, ob er statt der sonst von ihm präferierten Stratocaster oder seiner Halb-Akustik dieses Mal ein Les-Paul-Modell einsetzt. Er ändert damit nicht nur das Timbre, sondern auch die gesamte Grundstimmung der Songs. Rolf Lehberger lässt sich als Sänger gerne darauf ein und gestaltet seine Songs nun eher schwerblütiger als mit aufgekratzter Blues-Shouter-Attitüde. Marc Kambach verstand sich am Donnerstag ebenfalls auf einen eher swingenden Puls, sehr laid-back, sehr organisiert und mit sparsam eingesetzten Dynamik-Ausbrüchen. Ein helles Vergnügen ist es auch, Otmar Klein zu beobachten, der sich sonst am Kontrabass auslebt, wie er einer geradezu kindlicher Freude an seinem bundlosen E-Bass Leine gibt. Das ist wohl auch ein wichtiger Grund dafür, dass man die „2nd BBB“ immer wieder hört. Buchstäblich kein Konzert ist wie das andere. Zu gerne lassen sich die Vier von der Atmosphäre des Ortes anstecken, nehmen auf, was Drumherum und Publikum zurückspiegeln. Das Sahnehäubchen war dann noch der wirklich exzellent ausgepegelte Sound, der in der Lautstärke genau passte und alle Nuancen des Vortrages transportierte. Wiederholter Szenen-Applaus und schließlich drei eingeforderte Zugaben waren Hinweis darauf, dass das Publikum aufmerksam zuhörte und die Band nicht nur als Hintergrundbeschallung wahrgenommen hat.

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