Pirmasens „Luxus zu Schnäppchenpreisen“

Sein Bungalow im Bauhaus-Stil in der Hohenzollernstraße mit einem 1000 Quadratmeter großen Grundstück war Liebe auf den ersten Blick. „Ich habe lange nach dem Objekt gesucht, wusste gleich, das oder keines.“ Zumal der Preis sehr akzeptabel gewesen sei. „In Frankfurt hätte ich dafür über eine Million Euro bezahlt, in Kaiserslautern mindestens das Dreifache wie in Pirmasens.“ Mäckler weiß, von was er redet. Er hat das Immobilienhandwerk von der Pike auf gelernt, war Bauzeichner, hat ein Studium als Immobilien-Ökonom absolviert, war Asset-Manager bei der Metro-Gruppe, hat sich schließlich selbstständig gemacht. Sein Unternehmen Immo-Globe hat sich auf Handelsflächen spezialisiert, aber auch die Wohnungswirtschaft ist sein Metier. Auf der Hand liegt für ihn, dass in Pirmasens mehr geht. Allein die alten Schuhfabriken bieten aus seiner Sicht tolle Möglichkeiten. „Wenn ich einen Investor hätte, würde ich eine nach der anderen umbauen und dann darin Lofts und Eigentumswohnungen entwickeln. Den Plan habe ich quasi in der Tasche“, sagt er. Dass die Nachfrage da ist, weiß er. Oft schon hat er den Satz gehört: „Ich würde gerne mein viel zu großes Haus auf dem Land loswerden und in die Stadt ziehen, in eine barrierefreie Wohnung mit Aufzug und Balkon.“ Leute, die das sagen, lebten heute in Obersimten oder Lemberg. Die von ihnen gesuchten Immobilien aber seien Mangelware in Pirmasens. Vor allem barrierefreie Wohnungen gebe es zu wenig. Wohnungen im dritten oder vierten Stock ohne Aufzug seien nunmal nichts für ältere Menschen. Dabei habe die Stadt als Wohnstandort gerade für Senioren deshalb Charme, „weil die Infrastruktur stimmt, die Wege kurz sind, Lebensmittelgeschäfte noch zu Fuß erreichbar sind“. Ein Problem, mit dem Pirmasens aus seiner Sicht auch zu kämpfen hat: Da die Stadt bei den Einwohnern von 60.000 auf 40.000 geschrumpft ist, gebe es zwar ein Überangebot an Wohnraum, dieser aber sei häufig nicht in einem passablen Zustand. „Ein Bad muss heute standardmäßig weiß gefliest sein, einen Gaseinzelofen will niemand mehr. Die Ansprüche der Mieter sind gestiegen“, weiß Mäckler. Was fehle, sei guter Wohnraum. Wäre der vorhanden, würde auch der Zuzug vom Land einsetzen, ist er überzeugt. In der Innenstadt, das versteht jemand wie er, der jahrelang in Großstädten wie Düsseldorf und Frankfurt gelebt hat, überhaupt nicht, fehlten den Leuten die Parkmöglichkeiten vor der Haustür. „Die Leute wollen direkt vor der Tür ihr Auto abstellen können und nicht noch ein paar Schritte laufen.“ Das mache Vermietern im Zentrum zu schaffen. Dass nicht mehr investiert wird, hängt aus Mäcklers Sicht auch mit dem Mietniveau zusammen. „Es dauert einfach zu lange, bis sich Investitionen amortisieren.“ Wobei der Fachmann für Anleger durchaus einen Markt sieht. „Sie kriegen hier Drei-Familienhäuser für 120.000 Euro, das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.“ Der 47-Jährige, der zunächst einige Jahre lang nur die Wochenenden in Pirmasens verbracht hat und im Vorjahr endgültig umgesiedelt ist, sagt: „Ich lebe gerne hier mit dem Pfälzerwald vor der Haustür und den vielen Möglichkeiten für Wanderungen und Radtouren.“ Er möge den Strecktalpark, schätze das kulturelle Angebot, Szenetreffs wie die Unicorn-Artlounge. „Es wird viel geboten, aber das sehen viele Pirmasenser nicht. Die reden eher etwas schlecht, als es gut zu finden.“ Das sei schade. „Ich würde gerne dazu beitragen, dass positiver gedacht wird.“ Zumal er den unverstellten Blick habe. So glaubt er daran, dass sich langfristig selbst Menschen aus der Nähe von Landau dafür interessieren könnten, in Pirmasens zu leben. Weil sie hier günstiger wohnen und selbst dann noch billiger fahren, wenn sie für Benzin mehr ausgeben müssen. Mit einer vierspurigen B 10 wäre das freilich viel einfacher. „Da würden auch Leute hier investieren, die in Richtung Karlsruhe arbeiten“, ist Mäckler überzeugt. „Aber ob mit oder ohne B-10-Ausbau, ich sehe wirklich viel positives Potenzial“, meint Mäckler, der von Besuchern in Pirmasens immer wieder hört: „Ihr habt eine schöne Fußgängerzone.“ Sie sei eben nur überdimensioniert, müsse verkleinert oder anders bespielt werden. Hier kann sich Mäckler vorstellen, dass die Kreativszene verstärkt in Leerstände geht und so neue Anziehungspunkte schafft, nach dem Vorbild Nauwieser Viertel in Saarbrücken. „Wir haben unheimlich viel kreatives Potenzial, Fotografen, Taschenhersteller, Schuhdesigner.“ Funktionierten die Kreativshops, könnten sie sogar Touristen anlocken – und mit etwas Glück noch mehr Kreative.

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