Pirmasens Kein Freischein für Koprian

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Nach Informationen der RHEINPFALZ hat Koprian die am 8. Juni präsentierte Planung so geändert, dass auf das Parkhaus neben der Stadtgalerie verzichtet wird und stattdessen die Kunden neben der Koppschen Schuhfabrik über eine Rampe auf das Dach der Stadtgalerie fahren werden. Ganz frühe Planungen hatten ein Parkhaus im Fels unterhalb der Stadtgalerie vorgesehen, was wegen der hohen Kosten jedoch gestrichen wurde. In der heutigen Beschlussvorlage für den Stadtrat wird Koprian kein Freischein für die Projektentwicklung auf unbestimmte Zeit gegeben. Bis zum 30. September soll er mit einer konkreten Planung nachweisen, dass die geplante Stadtgalerie in verschiedenen Punkten für die Innenstadt verträglich und auch wirtschaftlich vertretbar sein wird. Das betrifft die reduzierte Verkaufsfläche, Stellplätze und den Denkmalschutz. Erst im Oktober kann dann die von Koprian gewünschte Verlängerung bis 2016 beschlossen werden, inklusive einer dann notariell nachzuweisenden Vermietungsquote von 60 Prozent. Mit diesen Bedingungen dürfte die CDU-Fraktion auch zustimmen können. Deren Vorsitzender Denis Clauer betonte im Vorfeld der heutigen Sitzung, dass ihm noch zu viele Fragen offen geblieben seien. Das betreffe das Parken, die Jugendherberge und eine mögliche Überlastung der Bahnhofstraße. „Das muss geklärt werden, bevor es weitergeht.“ Mit einer Zustimmung zu einer nochmaligen Verlängerung für Koprian will Clauer aber das Heft des Handelns in der Hand behalten. „An unserer Meinung hat sich nichts geändert. Die Stadtgalerie wird der Stadt gut tun“, meint Clauer, der jedoch auch eine konsequente Umsetzung eines Plan B fordert, wie er in den Innenstadtforen entwickelt wurde. „Die Innenstadt besteht nicht nur aus der Stadtgalerie. Andere Punkte müssen jetzt offensiv angegangen werden.“ Die SPD-Fraktion werde mehrheitlich zustimmen, glaubt deren Fraktionsvorsitzender Gerhard Hussong. Allerdings wollen auch die Sozialdemokraten eine Verlängerung für Koprian von „tiefgreifenden Veränderungen“ an der am 8. Juni präsentierten Planung abhängig machen. Hussong ist die jetzt geplante Verkaufsfläche von 11.000 Quadratmetern zu wenig. Koprian habe selbst dereinst 15.000 Quadratmeter als unterste Grenze für den Erfolg eines Einkaufszentrums bezeichnet und wolle nun mit 11.000 auskommen, was auch dem Gutachter Michael Karutz von dem Stadtentwicklungsbüro CIMA als zu wenig erschienen sei. „Die Planung vom 8. Juni war funktional nicht stimmig“, meint Hussong und fordert für heute Planänderungen, die den Bedenken des Stadtrates Rechnung tragen. „Das muss morgen so auf den Tisch.“ Wobei der SPD-Fraktionschef beim Zeitplan flexibel ist. „Das soll nicht an einem Monat hängen.“ Wenn jemand eine Reise antritt, wird er ungern in der Mitte umkehren, auch wenn sich Schwierigkeiten ergeben. Mit diesem Bild erklärt Karl-Josef Klees vom Freien Wählerblock (FWB) die Zustimmung der Mehrheit seiner Fraktion zur Verlängerung für Koprian. Die Präsentation Koprians in der vergangenen Ratssitzung habe ihn aber gehörig ernüchtert, bekennt der FWB-Mann. „Wir werden keinen auswärtigen Investor hindern, Millionen in Pirmasens zu investieren, wenn uns keine Alternative überzeugt“, erklärt Klees weiter. Der Gefahr einer Bauruine in der Innenstadt und einer Beschädigung des Bestandes an Einzelhandelsfläche sei sich die FWB-Fraktion sehr wohl bewusst. Es werde heute jedoch nur über die Verlängerung der Entwicklungsvereinbarung – „und mehr noch nicht“ – entschieden. Klees fordert ebenfalls neben der Stadtgalerie weitere Anziehungspunkte in der Stadt aufzubauen, die er beispielsweise in einer gemeinsamen Dauerverkaufsstätte der hiesigen Schuhindustrie erkennen kann. „Etwas Neues kann auch eine neue Dynamik bei Pirmasenser Geschäftsleuten und Investoren per Spezialisierung neben dem Einkaufszentrum einleiten.“ Ob die gesamte FWB-Fraktion zustimmen wird, ließ Klees offen. Die Stimme von Hermann Schulze, der 2014 noch für die Entwicklungsoption Koprians votierte, gibt es heute nicht mehr. Die Grünen werden gegen das Projekt stimmen, kündigte Schulze an. „Koprian hatte seine Chance, er hat es nicht geschafft“, meint Annette Sheriff, Schulzes Fraktionskollegin. „Wir setzen auf Plan B“, betont Schulze. Der müsse unter anderem in einer Entwicklung der Kaufhalle zur Markthalle, Bildung einer Quartiersgemeinschaft, Realisierung der Jugendherberge sowie vielen kleineren Verbesserungen in der Fußgängerzone bestehen. Die Präsentation Koprians in der vergangenen Ratssitzung sei keine glaubwürdige Perspektive. Neben Problemen in der Planung sieht Schulze auch die Finanzierung als nicht gesichert an. Mit einem Ja für Koprian sehen die Grünen die Entwicklung der Stadt auf Jahre hinaus gelähmt. Wobei Schulze nicht prinzipiell gegen Projekte von Einkaufszentren in Pirmasens ist. „Wir haben hier mit Koprian aber den falschen Entwickler.“ „Wir bleiben beim Nein“, meinte der Linke-Fraktionsvorsitzende Frank Eschrich, der schon immer gegen Koprians Projekt gestimmt hatte. In vier Jahren habe es der Hamburger nicht geschafft, einen nachweisbaren Fortschritt zu erzielen. Stattdessen sei gerade wegen der Diskussion um die Stadtgalerie die Innenstadt rasant verödet. In der vergangenen Ratssitzung habe Koprian wieder keine konkreten Fakten vorgelegt und stattdessen mit der Reduzierung auf 11.000 Quadratmeter Verkaufsfläche das Projekt auf eine Größe geschrumpft, die das Scheitern schon eingebaut habe. Eschrich zitiert hier Studien, die klar belegen, dass Einkaufszentren mit einer Größe von 10.000 bis 15.000 Quadratmetern in 80 Prozent aller Fälle scheitern und Pleite gehen. Die Folge wäre eine gigantische Investitionsruine im Herzen der Stadt. Bei der FDP wollte vor der heutigen Sitzung niemand äußern, wie Walter Krämer ausrichten ließ. (kka/Fotos: Privat (4), Seebald (1))

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