Pirmasens „Ich kann mit Druck umgehen“

Kommt mit 17 auf schon 52 Bundesligaspiele: Marie-Luise Scherer.
Kommt mit 17 auf schon 52 Bundesligaspiele: Marie-Luise Scherer.

An Heiligabend feiert Marie-Luise Scherer vom ESV Pirmasens ihren 18. Geburtstag. Doch sie ist bereits eine gestandene Bundesliga-Keglerin. Schon im Alter von 14 Jahren feierte die Gymnasiastin ihr Debüt in der Eliteklasse, kommt nun auf stattliche 52 Bundesliga-Einsätze. Herbert Striehl sprach mit der Windsbergerin, die zum vorläufigen 13er-Kader des Deutschen Kegler-Bunds Classic für die Jugendweltmeisterschaften 2019 im tschechischen Rokycany zählt.

Frau Scherer, wie sehen Sie Ihre Chancen, als dritte ESV-Spielerin nach Vanessa Welker (2009 in Dettenheim) und Alena Bimber (2013 Zalagerczeg, 2015 Speichersdorf) an einer U18-WM im 120-Wurf-Modus teilzunehmen?

Ich befinde mich im Moment in einer guten Form und bin mit meinen Leistungen sehr zufrieden. Bei den zwei Lehrgängen lief es ganz gut, von ursprünglich 20 Aspiranten habe ich es nach zwei Lehrgängen in den 13er-Kader geschafft. Doch ist es bis zur Nominierung der fünf WM-Starterinnen noch ein weiter Weg. Am 16. Dezember steht ein weiterer Lehrgang an, nach dem der Kader auf acht Spielerinnen reduziert wird. Nach zwei weiteren Ausscheidungslehrgängen im Februar und April nominieren DKBC-Trainerin Margit Welker und ihre Co-Trainerin Anke Ruhl die fünf WM-Teilnehmerinnen . 2016 gehörten Sie schon einmal zu dem 20-köpfigen Beobachtungskader, wurden aber letztlich gestrichen. Mittlerweile sind Sie trotz ihres jugendlichen Alters eine gestandene Bundesligaspielerin. Wirkt sich dies bei den Nominierungskriterien aus? Ich bin viel sicherer geworden und habe mich vor allem mental stark verbessert, so dass ich mit Druck umgehen kann. Die letzten drei Bundesligaspiele habe ich alle im entscheidenden letzten Satz gewonnen. Eigenschaften, die gefragt sind. Ich kann mir schon vorstellen, dass ich dadurch gute Karten besitze, doch habe ich als Bundesligaspielerin keinen Freifahrtschein. Im Fokus stehen auch viele aus unterklassigen Vereinen. Müssen Sie sich über das Kegeln hinaus betätigen? Kegeln allein reicht nicht, ich muss mir enorme athletische und koordinative Fähigkeiten aneignen. Da ich aber wegen eines angeborenen Herzfehlers etwas eingeschränkt bin, muss ich bei Dauerläufen auf meinen Puls achten. Trotzdem ziehe ich ein strammes Fitnessprogramm durch. Zudem sind Stabilitäts- und Gleichgewichtsübungen unerlässlich. Sie stehen ein Jahr vor den Abiturprüfungen. Wie lassen sich Schule und Sport vereinbaren, bleiben dabei Freunde und Freizeit auf der Strecke? Das klappt ganz gut. Bei den schulisch starken Beanspruchungen bin ich froh, dass ich durch meinen Sport einen Ausgleich habe. Zudem bin ich beim TuS Winzeln als Trainerin einer Kindergruppe tätig. Trotz allem habe ich noch immer einen Freiraum für Freunde und Freizeitbetätigungen. Viele Eltern junger Talente fürchten, dass die Schule auf der Strecke bleibt. Wie ist das in Ihrem Fall gelagert? Wir sind eine sportliche Familie. Trotzdem achten meine Eltern auf meine schulischen Leistungen. Ich habe ihre volle Unterstützung, vor allem in der Phase der WM-Vorbereitung, ohne dass sie mich unter Druck setzen. Sie nehmen eher Druck raus. Der ESV Pirmasens scheint gerade für jugendliche Spielerinnen ein Händchen zu haben. Was hat der ESV, was andere nicht haben? Einfach nur Glück, oder wo liegen die Gründe? Das ist kein Glück, dahinter stecken harte Arbeit und großes Engagement der Verantwortlichen. Da wird gutes Training gemacht und sehr auf Jugendliche eingegangen. Ich selbst bin schon seit meinem sechsten Lebensjahr unter den Fittichen von Nicole Winicker und ihrer Mutter Maria-Luise Weinkauff. In den letzten Jahren wurde das Trainerteam um Petra Bimber und meine Mutter Heike erweitert.

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