Pirmasens „Ich habe musikalisch keine Mauern im Kopf“

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Sechs Jahre ist es her, als der Gitarrist Frank Haunschild zusammen mit dem Sänger und Trompeter Norbert Gottschalk bei den Dahner Jazzfreunden zu Gast war und ein viel beklatschtes Konzert gespielt hat. Jetzt kommt er am Samstag mit seiner neuen Band „CooL PaxX“ zu einer Jazz-Soiree ab 20.30 Uhr zurück ins Alte E-Werk. Unser Mitarbeiter Fred G. Schütz sprach mit Frank Haunschild.

Von „CooL PaxX“ gibt es noch keinen Tonträger. Ist das als reines Live-Projekt gedacht oder haben Sie noch etwas in petto?

Das ist meine neueste musikalische Zusammenarbeit mit den zwei Kollegen, und es ist sicherlich daran gedacht, das in Zukunft auch mal aufzunehmen. Wir überlegen noch, welches Medium das sein soll. Eine CD ist natürlich gar kein Problem, aber wir überlegen, vielleicht eher eine DVD mit Filmmaterial zu machen, weil diese Musik auch optisch sehr viel hergibt mit sehr vielen Percussion-Instrumenten, exotischem Zeug und vielen Instrumentenwechseln. Wir sind alle im Prinzip – ich mag jetzt nicht sagen Multiinstrumentalisten, das wäre übertrieben – aber wir spielen alle mehrere Instrumente. Das gibt auch optisch einiges her. Bislang ist nur der Song „G-Punkt“ auf YouTube verfügbar. Es war amüsant, einen Jazz-Gitarristen ein simples Lagerfeuer-G-Dur spielen zu sehen. Normalerweise ist doch Ihr Gewerbe ja ein bisschen snobistischer und lässt solche Einfachheit nicht zu? Ich bin noch nie snobby gewesen. Ich habe immer alle Musikstile geliebt, gehört und gemacht. Ich habe musikalisch keine Mauern im Kopf. Ich spiele stil-übergreifend was mir gefällt, was mir nicht immer zu Gute kommt, weil die Kritiker, das Publikum und die Veranstalter gar nicht wissen, wo sie mich hinstecken sollen. Wenn man eine Blues-Band, eine Bossa- oder Swing-Band ist, dann ist das relativ klar, dann weiß man auch, an welche Veranstalter man sich zu wenden hat, bei welchen Festivals man eine Chance hat. Ich komme dann da an, sitze zwischen allen Stühlen, mache von allem etwas und bediene mich da auch ganz schamlos. Es gibt keine zwei Stücke, die sich gleich anhören. In dem Stück „G-Punkt“ hört man einen Nachhall von „Jessica“ der „Allman Brothers“. Haben Sie als Gitarrist gleich mit Jazz begonnen? Nein, das war einfach eine Entwicklung. Klar habe ich „Allman Brothers“ gehört, habe „Crosby, Stills & Nash“ gehört, habe Joni Mitchell gehört – alles mögliche, vollkommen anderes Zeug. „Sweet Home Alabama“ fand ich immer großartig… … das ich noch nie von einer Band gehört habe, die wirklich nachspielen konnte. Ja, das ist verdammt schwer zu spielen. Aber es ist ohnehin eine Erscheinung, dass Bands ohne jede Scham sich ganz ähnlich nennen wie das Original und versuchen, einfach nur zu kopieren und das auch noch schlecht. Das tut weh. Aber das trifft mich eigentlich nicht, denn ich beobachte nur. Das Publikum ist ja so jung, dass die das Original gar nicht kennen. Dann laufen sie in diese Konzerte und finden alles ganz toll. Ihnen ist aber nicht bewusst, dass der kreative Akt nur darin besteht, zu versuchen, das so genau wie möglich nachzuspielen, was aber auch eine Aufgabe ist, die man erst mal bewältigen muss. Darf man „CooL PaxX“ als den Versuch verstehen, neue Zusammenarbeit mit neuer Kommunikation zwischen den Musikern zu finden? Ja, genau. Ich habe ja 18 Jahre mit Norbert Gottschalk im Duo zusammengearbeitet, viele Konzerte gegeben, fünf CDs aufgenommen – das war dann einfach genug. Wir hatten beide das Gefühl, das Duo ausgereizt zu haben und sind beide neue, getrennte Wege gegangen. Dadurch ist bei mir wieder viel Energie frei geworden für andere Dinge. Dabei ist unter anderem „CooL PaxX“ herausgekommen, mit zwei Musikern, die ich schon sehr lange kenne. Unsere Lebenswege haben sich mehrfach gekreuzt, musikalisch und menschlich. Wir waren unter anderem Kollegen beim „Fachblatt“-Musikmagazin, haben in der Musikakademie Remscheid Rock-Workshops gegeben, obwohl wir alle drei nicht primär aus dem Rockbereich gekommen sind. Wir hatten aber keine Scheu. Es sind immer die selben zwölf Töne. Man stellt die irgendwie zusammen, die gut klingenden Kombinationen stehen fest und die etwas schrägeren stehen auch fest. Der eine Musikstil benutzt mehr von den schrägen und der andere eben weniger. Ich bin dann vor einiger Zeit ins südliche Bergische Land gezogen, wo der Perkussionist Töm Klöwer schon länger lebt. Wir haben uns beim Einkaufen getroffen. Auf der Geburtstagsfeier eines gemeinsamen Freundes habe ich dann auch den Fried Bauer wiedergesehen. Da haben wir gesagt, „lass uns einfach mal wieder treffen, quatschen und spielen“. Dann hieß es, wäre doch toll, wenn wir noch einen Perkussionisten hätten und ich sagte, ich habe da gerade den Töm Klöwer an der Kasse getroffen. So kam das. Wir haben uns getroffen und hatten totalen Spaß miteinander. Es ist im Prinzip eine Freizeitbeschäftigung von mir. Ich habe mein berufliches Umfeld, bin in die Hochschule eingebunden, gebe Workshops, habe auch professionell laufende Bands. Aber was wir mit „CooL PaxX“ haben, ist eine ganz andere Ebene; ich mag nicht sagen, dass es eine Hobby-Band ist, aber es geht ein bisschen in diese Richtung. Es ist für mich dieses ursprüngliche Musizieren, wie man es mit 17, 18, 19 macht. Das habe ich wiederentdeckt und blühe dabei richtig auf. Darf man den Namen „CooL PaxX“ mit „cooles Päckchen“ übersetzen? Im Hintergrund steht, dass wir alles ganz cool angehen lassen wollen, ohne Terminstress oder professionellen Erfolgsdruck. Dann kamen wir auf „Pax“ wie Frieden und dachten, wie das heute so Mode ist, alles mit ein paar „X“ zu schreiben, wie die Rapper oder so, um dem allen einen jugendlichen Anstrich zu geben, was man ja gerne tut, wenn man die Fünfzig überschritten hat. Nennen Sie bitte drei Gründe, warum man zu Ihrem Konzert nach Dahn kommen sollte? Das ist für mich nicht einfach zu beantworten. Wenn man in ein Konzert geht, hat man eine gewisse Erwartung, zum Beispiel: „den Musiker kenn, den find ich super, denn schau ich mir mal an“. Die andere Möglichkeit ist, „ich stehe total auf Rock’n’Roll und die spielen Rock’n’Roll, das höre ich mir an“. Dritte Möglichkeit ist: „alle meine Kumpels gehen da hin, ich geh dann mit“. Alle diese normalen Motivationen treffen auf unser Konzert nicht zu. Also, was könnten die Gründe sein? Erstmal: Den Zuhörer erwartet ein wahnsinnig abwechslungsreiches Konzert, wo kein Stück wie das andere klingt, wo jedes Stück in eine neue Welt eintaucht, mal mit Einflüssen aus Afrika, mal aus Südamerika, aus Europa und Asien. Verschiedene Instrumente weisen in verschiedene Richtungen. Deshalb nennen wir das auch „World Jazz“. Der zweite Grund mag sein, dass wir drei wahnsinnig attraktive Vertreter des männlichen Geschlechts sind, geradezu ein modisches Vorbild für die Männer in der Pfalz. Und es gibt richtig was zu sehen, weil wir viele Instrumente spielen und mitten im Stück hin und her wechseln, dann singen wir auch alle. Man muss bereit sein, sich überraschen zu lassen. Es ist eine Wundertüte, die wir anbieten. Infos —Karten für das Konzert von „CooL PaxX“ am Samstag, 21. November, 20.30 Uhr, im Alten E-Werk in Dahn gibt es für zehn (ermäßigt sieben) Euro an der Abendkasse. —Infos zu Frank Haunschild stehen im Internet unter www.frankhaunschild.de.

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