Pirmasens Hugo-Ball-Dauerausstellung in Pirmasens eingeweiht

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Ein großes Bekenntnis der Stadt zu Hugo Ball war die gestrige Einweihung der Dauerausstellung in der Alten Post. Oberbürgermeister Bernhard Matheis sieht im Hugo-Ball-Kabinett eine Wunderkammer und für den Mainzer Kulturminister Konrad Wolf hat Pirmasens nun einen Akzent, der weit über die Stadt hinaus strahlt.

Über 200 geladenen Gästen wurde zur Einstimmung auf das Hugo-Ball-Kabinett (wir berichteten am Samstag) eine Performance der Zweibrücker Künstlerin Margarete Palz mit ihren aus Fotomaterial zusammengenähten Kostümen präsentiert. Palz hatte sich dabei offenbar an den Kostümen und Aktionen der Urdadaisten um Hugo Ball 1916 im Cabaret Voltaire orientiert. Sophie Täuber-Arp hatte dort mit selbstgenähten Kostümen für Aufsehen gesorgt. Dem Publikum gefielen die Kreationen von Palz, die von einem sechsköpfigen Team als „Tanzskulpturen“ vorgeführt wurden. Die „Rückkehr des großen Sohnes der Stadt“ war laut dem Berliner Literaturwissenschaftler Hans Dieter Zimmermann mit der Einweihung des Ball-Kabinetts zu feiern. Pirmasens sei schon länger das Zentrum der Ball-Forschung, lobte Zimmermann, der die positiven Effekte für Pirmasens hervorhob: „Jeglicher Ruhm, der auf Ball fällt, fällt auch auf Pirmasens.“ Der Vorsitzende der Hugo-Ball-Gesellschaft äußerte die Bitte an die Landesregierung nach einer Unterstützung für die Hugo- Ball-Forschung. Rheinland-Pfalz habe mit dem Museum Rolandseck für den Elsässer Hans Arp einen prächtigen Ort geschaffen, da müsste auch für Pirmasens und den Pfälzer Ball eine Unterstützung möglich sein. „Herr Minister, wir brauchen nicht viel, nur eine halbe Planstelle“, appellierte Zimmermann an den anwesenden Kulturminister Konrad Wolf. Ohne diese Stelle werde die Pflege des Ballschen Erbes in Pirmasens gefährdet, mahnte Zimmerman. Der Minister ging in seinem Grußwort mit keiner Silbe auf die Bitten aus Pirmasens nach Unterstützung ein. Wolf lobte das Engagement der Stadt für ihren großen Sohn, das mit dem neuen Kabinett seinen Höhepunkt finde. Hugo Ball liefere auch heute noch Impulse. Seine Kunst sei eine Kunst, die den Menschen vom Wahnsinn der Zeit heilen will, meinte der Minister auf den damals tobenden Ersten Weltkrieg und die heutigen Kriege weltweit. Balls Botschaft sei heute so lebendig wie vor 100 Jahren. Ball sei mit dem Kabinett endgültig wieder zu Hause angekommen, meinte Oberbürgermeister Bernhard Matheis, der die vielfältigen Bemühungen der Stadt um ihren größten Sohn betonte, die von der 1970 von Ernst Teubner gegründeten Ball-Sammlung über den Ball-Almanach und den Ballpreis bis zur 1983 erfolgten Benennung des Ball-Gymnasiums reiche. Die Form eines Kabinetts für Ball begründete Matheis mit der Tradition großer Fürsten, außergewöhnliche Fundstücke zu Kabinetten zusammenzutragen, die dann als „Wunderkammern“ galten. Das sei auch das Ball-Kabinett, so Matheis. Der OB mahnte, es sei wichtig, auch Unterstützung des Landes zu erfahren. Versuche der Kommunalaufsicht, Städte zu immer größeren Einsparungen bei der Kultur zu drängen, erteilte er gestern eine Absage. „Eine Stadt braucht ein Selbstbestimmungsrecht für die Kultur.“ 

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